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Bayerische Perle | Forum - Das Wochenmagazin

Die Wege zwischen den Sehenswürdigkeiten in Regensburg mit der ältesten komplett erhaltenen mittelalterlichen Altstadt nördlich der Alpen sind kurz. Im Unesco Weltkulturerbe mit seiner faszinierenden Architektur aus mehreren Jahrhunderten stößt man auf knapp 1.500 denkmalgeschützte Bauwerke und Statuen. Das Regensburger Rathaus - Foto: imago images / Michael Handelmann

Wo beginnt man bei so vielen Sehenswürdigkeiten am besten mit einer Stadttour? Am Brückenturm natürlich. Das oberste Stockwerk des eckigen Bauwerks am südlichen Ende der Steinernen Brücke bietet einen fantastischen Blick über die Dächer der Altstadt, die Brücke und die Donau und vermittelt einen ersten Eindruck von der Stadt. Der Turm aus dem 14. Jahrhundert ist der letzte von ehemals drei Wehrtürmen der Brücke und beherbergt heute ein Museum zur Geschichte der Steinernen Brücke, die im 12. Jahrhundert als Weltwunder galt. Der Bau des mehr als 300 Meter langen und acht Meter breiten Donauübergangs dauerte von 1135 bis 1146. Das Meisterwerk der mittelalterlichen Baukunst gilt als älteste Steinbrücke Deutschlands und diente als Vorbild für die Karlsbrücke in Prag.

Am nördlichen Ende der Brücke liegt die kleine fischförmige Insel Stadtamhof. Mit ihren hübschen kleinen Läden, Handwerksbetrieben, Straßencafés, idyllischen Hinterhöfen und ihrer ruhigen Atmosphäre ist sie eine Welt für sich. Bis 1924 war Regensburgs kleinster Stadtbezirk eine selbstständige Stadt. Sehenswert ist der ehemalige zweigeschossige Salzstadel „Andreasstadel", der heute ein Restaurant, eine Kunstakademie, Künstlerateliers, Kinos und ein kleines Hotel beherbergt.

Älteste Steinbrücke Deutschlands

Regensburg war über drei Jahrhunderte das politische Zentrum des Heiligen Römischen Reiches, weshalb die Reichstage ab 1594 in der Donaustadt und von 1663 bis 1806 immerwährend im Reichssaal des schmucken Rathauses abgehalten wurden, dessen ältester Teil aus dem 13. Jahrhundert stammt. Der pompöse Reichssaal war Sitz des ersten jedoch nicht demokratisch gewählten deutschen Parlaments. Aus der Zeit der Reichstage stammen die Redewendungen „das Geld zum Fenster hinauswerfen", „etwas auf die lange Bank schieben" und „Entscheidungen am grünen Tisch fällen". Als Zeichen der Großzügigkeit warfen die Stellvertreter der Reichsstände zu besonderen Anlässen Münzen durch das Erkerfenster auf das Volk hinab, und durch ihre stundenlangen Beratungen auf langen Bänken entstand der dazu passende Spruch. Ihre Entscheidungen wurden übrigens an einem mit grünem Samt bedeckten Tisch gefällt.

Einen Steinwurf vom Alten Rathaus entfernt steht am Haidplatz das im 13. Jahrhundert errichtete „Hotel Goldenes Kreuz", in dem Karl V., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nationen, während eines kurzen Aufenthaltes im Jahre 1546 logierte. Hier verbrachte der 46-jährige Herrscher eine stürmische Nacht mit der 18-jährigen Gürtlerstochter Barbara Blomberg, was nicht ohne Folgen blieb. Neun Monate später brachte Blomberg einen Sohn zur Welt, der als außerehelicher Sohn vom Kaiser anerkannt und in Spanien erzogen wurde. 1571 ging er als Don Juan d'Austria und als Held der Seeschlacht von Lepanto in die Geschichte ein. Die Story der Affäre ist als Inschrift auf der Fassade des Hotels angebracht.

Der Dom St. Peter, der sämtliche Gebäude der Altstadt überragt, ist der ideale Orientierungspunkt bei einem Altstadtspaziergang. Mit dem Bau wurde 1273 begonnen, aber erst 600 Jahre später war das Meisterwerk vollendet. Hingucker sind die zahlreichen hochkarätigen Kunstwerke, die bunten Glasfenster sowie die größte freihängende Orgel der Welt mit 80 Registern, 5.871 Pfeifen und einem Gewicht von über 36 Tonnen. St. Peter ist die Heimstatt der Regensburger Domspatzen - der weltberühmte Chor bestand bei Baubeginn des Doms bereits seit 298 Jahren. Etwa 700 Meter weiter südwestlich liegt am Ölberg die Dreieinigkeitskirche, die zweitälteste protestantische Kirche Bayerns mit dem einzig begehbaren Kirchturm der Stadt. Acht Stockwerke beziehungsweise 157 Stufen sind es bis zum höchsten Balkon der Altstadt und einem grandiosen Blick über deren Dächermeer ringsum.

Besonders sehens­wert ist die Alt­stadt mit ihren mittel­alter­lichen Gebäuden - Foto: Getty Images / imageBROKER RF / Helmut Meyer Capellen Hochkarätige Kunstwerke im Dom

Wie Regensburg in längst vergangener Zeit aussah erläutert das Historische Museum im ehemaligen Franziskanerkloster St. Salvator am Dachauplatz. Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf dem römerzeitlichen Regensburg (Castra Regina) und dem Mittelalter. Highlights sind die imposante, aus drei Schiffen bestehende Minoritenkirche aus dem 13. Jahrhundert, die Teil des Museums ist, sowie der Kreuzgang mit dem Klosterbrunnen.

Fünf Minuten Fußweg weiter nordöstlich befindet sich der Getreidespeicher „Leerer Beutel" aus der Zeit um 1600, der heute die städtische Galerie gleichen Namens beherbergt. Neben Wechselausstellungen werden auf drei Etagen Werke aus der Sammlung ostbayerischer Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts gezeigt.

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