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So geht es schwulen Männern in Berlin

Am Dienstag ist der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter*- ,Trans*-, und Asexuellenfeindlichkeit - der IDAHOBITA. Dabei sind gerade schwule Männer doch schon längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Oder? 



Egal ob Fernsehserien, Werbeanzeigen oder auf dem Christopher Street Day - es sind vor allem schwule Männer, die unter queeren Menschen Repräsentanz finden. Das hat nicht nur Auswirkungen darauf, wie nicht-queere Menschen LSBTI, also Lesben, Schwule, trans Personen und inter Personen, wahrnehmen. Eine amerikanische Studie der Dating-App "Her" ergab, dass sich 31 Prozent der befragten Frauen bei Pride-Veranstaltungen, die eigentlich alles Leben abseits des Heteronormativen zelebrieren sollte, nicht repräsentiert sehen.

Zum Tag gegen Homophobie wird an vielen Gebäuden am Dienstag wieder die Regenbogenflagge gehisst werden. Dieses Jahr wird der Regenbogen noch farbenfroher sein. Dabei steht jede weitere Farbe für einen oftmals düsteren Alltag queerer Menschen.

Diese Sichtbarkeit und eine damit einhergehende Dominanz schwuler Männer prägt auch das Berliner Leben. Zwar gibt es beispielsweise immer mehr Partys, die ein queeres Publikum oder FLINTA ansprechen wollen, also Frauen, Lesben, inter Personen, nicht-binäre Personen, trans Frauen und genderlose Personen. Schwule Männer genießen jedoch nach wie vor ein breiteres Angebot an Bars, Clubs und Veranstaltungen.

Man könnte also meinen: Schwule Männer haben es geschafft. Sie sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen und Haupt-Nutznießer einer Entwicklung hin zu mehr Toleranz gegenüber nicht-heteronormativen Lebensweisen. Während diesen Aussagen zum Teil Wahrheit anhaften mag, haben schwule Männer nach wie vor mit einer Reihe von spezifischen Problemen zu kämpfen. Zudem hat die hohe Sichtbarkeit auch ihren Preis - selbst in einer Stadt wie Berlin, die sich gerne als Hotspot der Freiheit und Vielfalt feiert.


Beleidigen, spucken, schlagen

Denn nach wie vor sind Menschen, die sich in der Öffentlichkeit als LSBTI sichtbar zeigen, einem hohen Gewaltpotential ausgesetzt. "Innerhalb der Gruppe der LSBTI sind schwule Männer die hauptbetroffene Gruppe von Übergriffen und Angriffen in der Öffentlichkeit", sagt Bastian Finke vom schwulen Anti-Gewalt-Projekt Maneo. "Die hohe Sichtbarkeit wird von Teilen der Gesellschaft mit Gewalt sanktioniert." Diese reiche von Beleidigungen über Anspucken bis zu körperlichen Übergriffen.

Laut Maneo kam es 2021 zu 220 homo- und transfeindlichen Angriffen in der Hauptstadt. 145 Fälle richteten sich gegen schwule und bisexuelle Männer, 18 gegen trans Personen, sieben gegen lesbische oder bisexuelle Frauen und 23 Fälle gegen LSBTI allgemein.

Innerhalb der Gruppe der LSBTI sind schwule Männer die hauptbetroffene Gruppe von Übergriffen und Angriffen in der Öffentlichkeit

Bastian Finke, Anti-Gewalt-Projekt Maneo

Diese Zahlen sprechen auf den ersten Blick zwar eine deutliche Sprache - sind allerdings mit Vorsicht zu genießen. Denn laut dem Berliner Monitoring zu trans- und homophober Gewalt melden Frauen Gewalttaten seltener. Laut dem Monitoring haben 97 von 188 befragten Frauen von Gewalterfahrungen berichtet. Doch lediglich drei meldeten die Vorfälle bei der Polizei...


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