Monika Mittendorf ist dann gefragt, wenn die Liebe endet und der Streit beginnt. Die Anwältin berät seit 25 Jahren Paare, die sich scheiden lassen - und weiß deshalb, wie teuer Scheidungen sein können. Sie erzählt, wie es anders geht und wie ihre eigene Trennung ihre Arbeit verändert hat.
ZEIT ONLINE: Frau Mittendorf, an welchem Punkt im Leben landet man bei einer Scheidungsspezialistin wie Ihnen?
Mittendorf: Das kann jedem Ehepaar passieren. Entweder wenn die Kinder recht klein sind und ein neuer Partner im Spiel ist, oder aber, ein sehr häufig vorkommender Fall, wenn die Kinder aus dem Haus sind. Letztlich stellen die Eheleute fest: Außer den Kindern hat uns doch nicht viel verbunden. Oft haben sich Eheleute auseinandergelebt und trennen sich dann, das ist anders als noch vor 20 Jahren.
ZEIT ONLINE: Was hat sich verändert?
Mittendorf: Paare bleiben nicht mehr lediglich zusammen, damit die Kinder in einer heilen Welt leben. Das funktioniert heute nicht mehr. Zum einen merken Kinder, wenn sich Eltern nicht mehr verstehen, zum anderen möchte man auch nicht mehr um jeden Preis zusammenleben. Sowohl Männer als auch Frauen sind heutzutage unabhängig genug, um eine Trennung durchzustehen. Insbesondere Frauen, die sich das früher gar nicht zugetraut hätten, können schon aufgrund ihrer Jobs selbstständiger sein und stellen fest, dass sie in der Ehe oft unter ihren eigenen Möglichkeiten geblieben sind. Sie starten dann nach einer Trennung im Beruf durch und sind viel erfolgreicher als während ihrer Ehe.
"Durch Corona habe ich besonders viele Fälle." Monika Mittendorf, Anwältin für FamilienrechtZEIT ONLINE: Haben Sie heute mehr zu tun als früher?
Mittendorf: Ich habe immer viel zu tun, aber durch Corona habe ich natürlich besonders viele Fälle. Vor allem Homeoffice und Homeschooling haben viele Beziehungen verändert. Männer konnten beispielsweise nicht mehr mit ihren Freunden abends weggehen, Frauen nicht mehr mit ihren Freundinnen zum Sport. So viel gemeinsame Zeit haben viele Paare nicht ertragen, sodass es häufiger zu Scheidungen kommt. Ein bloßes Nebeneinanderherleben möchte heutzutage niemand mehr, gerade, wenn beide beruflich sehr engagiert sind. Den Menschen ist ihre Zeit zu wertvoll, um sie mit dem falschen Partner zu verbringen. Aber auch diejenigen, die durch Corona ihre Ehe wieder wertschätzen, suchen derzeit ebenfalls anwaltlichen Rat. Viele von ihnen haben das Thema Ehevertrag vor sich hergeschoben und möchten nun entsprechende Regelungen treffen.
ZEIT ONLINE: Setzen Sie heute mehr Eheverträge auf als noch vor 20 Jahren?
Mittendorf: Definitiv. Insbesondere junge Paare, die heiraten wollen, suchen oft schon im Vorfeld eine Anwältin oder einen Anwalt auf und wollen einen solchen Vertrag. Aber auch Paare, die bereits eine Scheidung durchlebt haben und erneut heiraten möchten, haben aus ihrer ersten Scheidung gelernt und wollen nun einen bindenden Vertrag. Ein zweites Mal möchte niemand um die gemeinsame Immobilie, den Unterhalt oder Versorgungsausgleichsansprüche streiten.
ZEIT ONLINE: Worauf einigt man sich für gewöhnlich in so einem Ehevertrag?
Mittendorf: Das ist bei jedem Vertrag anders, diese sind stets auf die Bedürfnisse der Parteien abgestimmt. Wenn ein junges Paar zur Beratung kommt, Kinderwünsche bestehen, .....