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Ungezogene Früchtchen: Wildobst ist robust, ökologisch, gesund, lecker.

Wildobst - schmackhaft, gesund, perfekt für den Garten

Jetzt leuchten sie wieder orange und knallrot, schimmern dunkelviolett oder tiefblau durch das gefärbte Laub: Mit den bunten Beeren von Sanddorn, Heckenrose, Eberesche und Weißdorn ist der Tisch im Herbst reich gedeckt -nicht nur für die Vögel. Viele Wildobst-arten sind auch für Menschen kleine Delikatessen.Ökologisch wertvollWer nicht erst lange nach den richtigen Beeren suchen und Verwechslungen mit giftigen Verwandten ausschließen will, kann sich die schönsten Sträucher und süßesten Früchte in den eigenen Garten holen. Dort erfüllen sie gleich mehrere Funktionen: "Das Obst ist gesund, schmeckt gut und die Sträucher sehen schön aus", erklärt Julian Heiermann, Zoologe beim Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU). "Obendrein haben sie einen ökologischen Wert. Ein heimischer Weißdorn ist zum Beispiel mit einer Vielzahl anderer Lebewesen vernetzt." Wildfruchtsträucher bieten Lebensraum und Nahrung für unzählige Insekten, für Vögel und Kleinsäugetiere wie Haselmaus oder Siebenschläfer. Vögel können im Schutz der Dornen in Ruhe brüten, Insekten naschen von Blüten und Blättern und dienen ihrerseits wieder als Mahlzeit für den hungrigen Vogelnachwuchs. Im Frühling sind die Blüten oft die erste Bienennahrung. Damit leisten Wildfruchtgehölze einen Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt. "Vor allem Kinder finden es toll, wenn sie im Garten Raupen, Schmetterlinge, Käfer und Vogelnester beobachten können", so der NABU-Experte. Hinzu kommt: Heimische Gehölze sind robust und pflegeleicht. Sie sind meist sehr widerstandsfähig gegen Schädlinge. Kälte, vorübergehende Trockenheit und einen kräftigen Rückschnitt verkraften sie ohne Probleme. Auch kommen sie ohne Dünger oder Pflanzenschutzmittel aus. "So entstehen naturnahe Gärten, die schön sind und Menschen und Tieren nützen", sagt Julian Heiermann.Einige Dinge sollte man bei der Auswahl seiner Wildobststräucher beachten. Der Platzbedarf ist sehr unterschiedlich. "Mit einer Aronia hat man einen kompakten Strauch, der auch gut aussieht. Mit einer Eberesche bekommt man einen richtigen Baum", gibt Petra Müller von den Späth'schen Baumschulen zu bedenken. Während die Büffelbeere auch für trockene Standorte geeignet ist, gedeiht ein Speierling nur in Weinbaugegenden. Mehlbeeren wiederum kommen auch mit schwierigen Standorten gut zurecht. Manche Sträucher, auch der Sanddorn, bilden Ausläufer. Gärtnereien und Baumschulen beraten vor dem Kauf.Die Kupfer-Felsenbirne, auch als Korinthenstrauch bekannt, trägt kupferfarbene Blatttriebe und weiße Blüten im Frühling, im Sommer süße Früchte. Im Herbst leuchtet ihr Laub prächtig. Besonders gut eignet sich für den Garten auch die Sanddornsorte "Leikora", erklärt Müller. Genüsse wie Sanddornsaft oder Gelee entschädigen für die Mühen bei der Ernte und der Verarbeitung. Hagebutten müssen zum Beispiel erst mühsam von Kernen und Härchen befreit werden. Zum Naschen direkt vom Strauch eignen sich Kornelkirsche, Mini-Kiwi oder Felsenbirne. Die Vogelbeeren der Mährischen oder Edel-Eberesche können roh gegessen werden, die der gemeinen Eberesche enthalten dagegen Parasorbinsäure und sind roh ungenießbar. Rohe Holunderbeeren sind giftig, ihre Samen müssen bei der Verarbeitung durch Passieren entfernt werden. Auch Schlehen, Mahonien und Berberitzen sind erst gekocht genießbar -sie lassen sich gut mit anderen Früchten zusammen verarbeiten, etwa mit Äpfeln, Birnen, Quitten oder säurearmen Beeren.Was für die Produktion im großen Stil zu aufwändig ist, lohnt sich für den Eigenbedarf allemal. Denn viele Wildfrüchte schmecken nicht nur intensiv und ungewöhnlich. Die Hagebutten der Vitaminrose gehört, wie der sanddorn zu den Spitzenreitern unter den Vitamin-C-Lieferanten. Auch Vogelbeeren und Mini-Kiwi schneiden hier gut ab. Weißdorn ist gut für den Kreislauf. Der Schwarze Holunder, die "Apotheke des armen Mannes", liefert neben Vitamin C und B-Vitaminen auch sekundäre Pflanzenstoffe. Wie bei der Aronia geben sie den Beeren die intensive Farbe und gelten als Radikalfänger. "Vitamine, Antioxidantien, Mineralstoffe, sie bleiben zum Teil auch beim Einkochen erhalten", versichert Hannelore Bayer-Rutzel. Gesunde Köstlichkeiten, die es sonst nirgends zu kaufen gibt.------------------------------WissenswertVorsichtAuch im eigenen Garten gilt: Gepflückt wird nur, was man zuordnen kann. Kinder beaufsichtigen! GeschmackSchlehen, Berberitzen und Mehlbeeren haben erst nach dem ersten Frost ein angenehmes Aroma. GehölzeBäume und große Sträucher sind Eberesche, Holunder, Weißdorn, Mehlbeere, Sanddorn. Zu mittelgroßen Sträuchern gehören Aronia (Apfelbeere), Goji-Beere, Rosen, Schlehdorn. Mahonie, Preiselbeere, Heidelbeere und Cranberry zählen zu den kleineren Sträuchern.AnpflanzenWer Sanddorn oder andere Früchte ernten will, muss einen männlichen und einen weiblichen Strauch pflanzen. Das Gleiche gilt für Mini-Kiwis. Kornelkirschen, besonders die großfrüchtigen Sorten, bringen höhere Erträge, wenn zwei Sträucher vorhanden sind.InformationenWeiterführende Informationen zu den Früchten und Tipps zum Sammeln: www.koelner-zucker.de/media/wildfruechte_download.pdf------------------------------Foto: Fast schon exotisch anmutend (von links nach rechts, von oben nach unten): Schlehe, Zierquitte, Hundsrose, Kartoffelrose, Schwarzer Holunder, Sanddorn, Kornelkirsche, Essbare Eberesche, Gemeiner Schneeball, Speierling, Scharlachdorn und Zierapfel

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