2 subscriptions and 2 subscribers
Article

Lekker Amsterdam - kulinarische Stadtführung im Jordaan

Weniger bekannt ist Amsterdam für gutes Essen. Dabei hat die niederländische Küche mehr zu bieten als Schokostreusel auf Toast und Pommes mit Joppiesauce. Foto: Christine Holthoff

Amsterdam. Die Küche der Niederlande genießt in Europa keinen sonderlich guten Ruf. Doch die Hauptstadt Amsterdam hat etliche kulinarische Geheimtipps zu bieten. Einige davon werden in einer Führung durch das ehemalige Arbeiterviertel Jordaan angesteuert - und mit Infos zur Stadtgeschichte garniert.


Amsterdam ist berühmt für seine Grachten, für die große Gemäldesammlung im Rijksmuseum und berüchtigt für sein Rotlichtviertel. Weniger bekannt ist die Stadt hingegen für gutes Essen. Dabei hat die niederländische Küche mehr zu bieten als Schokostreusel auf Toast und Pommes mit Joppiesauce.


Den Beweis liefert eine Stadtführung durch den Jordaan: Beim Spaziergang durch das ehemalige Arbeiterviertel werden nicht nur Fakten zur Stadtgeschichte serviert, sondern auch zwölf Köstlichkeiten an sieben verschiedenen Orten. Ein Ausflugstipp für einen grauen Herbsttag.


Station 1: Café Papeneiland

Gäbe es das Wort „urig“ noch nicht, für dieses Café müsste man es erfinden. Gegründet 1642, ist das Papeneiland eines der ältesten Cafés Amsterdams. Wer es betritt, fühlt sich um mehrere Jahrzehnte zurückversetzt. Knarzende Dielen, holzvertäfelte Wände, große Fenster, die den Blick auf die Prinsen-gracht freigeben – das Papeneiland ist der perfekte Ort für eine Tasse Kaffee und ein Stück „appeltaart“, den holländischen Apfelkuchen mit Zimt und Rosinen.

Prinsengracht 2, geöffnet montags bis donnerstags und sonntags von 11 bis 1 Uhr, freitags und samstags von 11 bis 2 Uhr, www.papeneiland.nl
Station 2: Swieti Sranang

Nur eine Ecke weiter wartet ein völlig anderes Geschmackserlebnis auf die Tour-Teilnehmer. Im unscheinbar aussehenden Imbiss Swieti Sranang servieren Juliet Chang und Henk van de Weerd Speisen aus den früheren niederländischen Kolonien Surinam und Indonesien. Statt Käse kommen dort Hähnchen und gebackene Malanga-Knollen in Pfeffersauce aufs Brötchen – fertig ist das „broodje pom“. Anschließend noch einen Happen „baka bana“, gebackene Banane mit Erdnusssauce, und schon fragt man sich, wie man die restlichen Kostproben noch schaffen soll.

Brouwersgracht 125, geöffnet montags bis sonntags von 16 bis 20.55 Uhr, www.swieti-sranang-amsterdam.nl
Station 3: Slagerij Louman

Eine Institution im Jordaan ist die Metzgerei Louman. Seit 150 Jahren kaufen die Amsterdamer Fleisch, Wurst, Salate und Hackbällchen bei dem Familienbetrieb – und stehen dafür auch gerne mal Schlange bis auf die Straße. Stadtführerin Chris muss nicht warten. Eine Verkäuferin reicht ihr die vorbereiteten Scheiben „ossenworst“, geräucherte Wurst aus Ochsenfleisch, und „grillworst“, deren Geschmack an deutsche Fleischwurst erinnert.

Goudsbloemstraat 76, geöffnet montags von 8 bis 13 Uhr, dienstags bis freitags von 8 bis 18 Uhr und samstags von 8 bis 16 Uhr, www.louman-jordaan.nl
Station 4: Snoepwinkeltje

Vor 100 Jahren war die Stadt voll von Läden wie dem Het Oud-Hollandsch Snoepwinkeltje. In dem charmant-altmodischen Süßwarenladen reihen sich Dutzende Glasgefäße mit buntem Weingummi und Lakritzen aneinander. Inhaberin Mariska Schaefer lässt die Tour-Gäste drei Lakritzsorten probieren: weiche kokindjes für Einsteiger, Honig-Lakritz gegen Halsschmerzen und – für ganz Mutige – extra-salzige „jujubes“.

Tweede Egelantiersdwarsstraat 2, geöffnet dienstags bis samstags von 11-18.30 Uhr, www.snoepwinkeltje.com
Station 5: Meer Dan Vis

Während man im reichen Rotterdam seinen „herring“ traditionell im Ganzen isst, teilt ihn der Amsterdamer in kleine Stücke und verputzt ihn zusammen mit Zwiebeln und eingelegten Gurkenscheiben. Bei den Fischhändlern Michel Witte und Donald Hitchings zergeht das typisch-niederländische Gericht auf der Zunge. Genauso wie der frittierte „kibbeling“ im Backteig mit Tartarensauce.

Tweede Egelantiersdwarsstraat 13, geöffnet dienstags bis freitags von 11.30 bis 18.30 Uhr, samstags von 11 bis 17.30 Uhr, www.facebook.com/MeerDanVis
Station 6: Boot „The Tourist“

Ein kulinarischer Streifzug durch Amsterdam ist natürlich nicht komplett ohne eine Portion Käse. Probiert wird die während einer Bootsfahrt durch den Grachtengürtel – Holländisch-Unterricht inklusive. Denn statt „Gou-da“ heißt es eigentlich „Chou-da“. Sei’s drum. Die Hauptsache ist: Er schmeckt in allen drei angebotenen Sorten. Auch die bitterballen der Bäckerei Holtkamp, die Kapitän Toni später von einem Boten am Ufer angelt, beweisen, dass deftig und frittiert mitunter große Kochkunst sein kann. Dazu gibt’s ein Pils der Amsterdamer Brauerei Brouwerij ‘t IJ.

Keizersgracht, vertäut vor dem Hotel Pulitzer, www.salonboottourist.nl
Station 7: Café de Prins

Man nehme: Mehl, Milch, Eier, Hefe und etwas Salz. Das sind die Grundzutaten für original „nederlandse poffertjes“, kleine dicke Pfannkuchen, die mit Butterstückchen und viel Puderzucker bestreut werden. Die Poffertjes im Café de Prins gehören zu den besten der Stadt. Und wer nach vier Stunden Schlemmerei noch Platz im Magen findet, darf sich zum Schluss noch einmal satte zwölf dieser kleinen Köstlichkeiten schmecken lassen. Eet smakelijk!

Prinsengracht 124, geöffnet sonntags bis donnerstags von 10 bis 1 Uhr, freitags und samstags von 10 bis 2 Uhr, www.deprins.nl

Original