In seiner wilden Form lebt er als "Kanariengirlitz" weiterhin auf den kanarischen Inseln: Doch der singt ganz anders und ist unspektakulär grau-braun – ganz anders als man sich in Deutschland den Kanarienvogel vorstellt. Denn der "klassische", bei uns bekannte gelbe Vogel ist "made in Germany". Ursprünglich war er auf Madeira, den Azoren und den Kanaren heimisch, von wo ihn spanische Eroberer Ende des 15. Jahrhunderts nach Mitteleuropa brachten. Dort galten die "Zuckervögelchen" als Symbol für Wohlstand und waren sehr gefragt. Mönche begannen, sie zu züchten. Im 19. Jahrhundert wurde der singende, gelbe "Harzer Roller" zum Exportschlager aus Deutschland. Der Clou: Diese Vögel konnten mit scheinbar geschlossenem Schnabel angenehm sogar verschiedene Strophen singen. In den 1880er Jahren exportierten Großunternehmer aus dem Harz hunderttausende Vögel, vor allem in die USA. Der Harzer Roller wurde auch als Warnsystem in deutschen Bergwerken eingesetzt, da er sehr empfindlich auf schlecht werdende Luft und drohende Kohlenmonoxid-Vergiftung reagierte. In Sankt Andreasberg in Deutschland ehrt mittlerweile ein Museum den Vogel.
Sendung bei Bayern2 radioWissen, 1.12.2017
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