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Besteck aufessen statt wegwerfen

Essen to go leistet einen unübersehbaren Beitrag zu den wachsenden Müllbergen. Zwei Gründerinnen wollen mit essbarem Besteck etwas dagegen tun.

Von Christina Brummer

Gerade im Corona-Sommer war es besonders beliebt: Essen zum Mitnehmen ordern und draußen essen. Doch ob Einwegbesteck, -schüsseln oder Kaffeebecher - immer mehr Müll sammelte sich damit auch in Parks, auf Bürgersteigen und anderen Orten an.

Laut dem vom Bund Naturschutz und der Heinrich-BöllStiftung herausgegebenen Plastikatlas 2019 sind nur etwa zehn Prozent des zwischen 1950 und 2015 auf der Welt produzierten Plastiks recycelt worden. Ein Drittel des hergestellten Kunststoffs entfällt dabei auf Verpackungen. Die Europäische Union möchte nun zumindest den Auswirkungen der plastikintensiven To-go-Kultur Einhalt gebieten und hat verschiedene Einweg-Plastikprodukte verboten.

Das Verbot soll ab 2021 in Kraft treten und unter anderem Styroporbecher und -schalen, Plastikbesteck sowie Strohhalme verbannen. Alternative Verpackungen aus sogenannten Biokunststoffen sehen Umweltverbände jedoch kritisch, da sich manche dieser Stoffe nicht schnell genug zersetzen oder es für sie noch keine Recyclingverfahren gibt.

Es muss also eine andere Lösung geben für den Imbiss zwischendurch. Amelie Vermeer und Julia Piechotta haben sich mit ihrem Unternehmen „Spoontainable" eines Nebenkriegsschauplatzes der To-go-Plastikschlacht angenommen: Wenn die Eissaison in vollem Gange ist, werden in Eisdielen auch Plastikeislöffel im Minutentakt ausgegeben. Piechotta und Vermeer wollten diesem Problem nicht mit einem anderen, vermeintlich ökologischeren Plastik entgegentreten. Sie entwickelten stattdessen einen essbaren Eislöffel, der nach dem Auslöffeln einfach mitgegessen werden kann.

Ihre Löffel gibt es in zwei Geschmacksrichtungen: Schokolade und Natur. Zwar erinnern die Kekse eher an Spatel als an Löffel, doch stehen sie so zumindest in puncto Form den bunten Plastik-Löffelchen in nichts nach. Die essbaren Eislöffel bestehen aus Resten, die in der Kakao- oder Haferproduktion anfallen.

Die Idee für das Start-up entstand im Studium, erzählt Piechotta. Ihren Umstieg von der Uni ins Unternehmen finanzierten sie mit einer Crowdfunding-Kampagne. „Wir wollten zeigen, dass man auch mit kleinen Schritten Großes bewirken kann", sagt die Gründerin. Deshalb soll es auch nicht beim Eislöffel bleiben, sondern noch andere Plastikalternativen geben, an denen die Gründerinnen derzeit arbeiten. Sie wollen dabei in andere Bereiche des To-go-Geschäfts vordringen, die nicht auf eine Saison beschränkt sind. Ihr neues Produkt kommt im kommenden Jahr auf den Markt. „Eins kann ich schon verraten, es geht um Kaffee", sagt Piechotta.

Das Unternehmen Cupfee aus Bulgarien bietet bereits einen essbaren Espressobecher an, der aus Keksteig besteht. Ob Essbares zum Mitnehmen künftig in Essbarem verpackt wird, ist oft auch eine Frage der Hygiene. Die Anwendungsmöglichkeiten solcher Plastikalternativen sind damit eher begrenzt.

Zudem schließt die EU-Regelung bisher Sushi-Boxen, Salatschüsseln und andere Verpackungen, für die es noch keine ökologische Alternative gibt, nicht mit ein. Ob es also bald weniger Bequemlichkeitsmüll in Parks und auf Gehwegen geben wird, ist fraglich. Und auf einen plastikverpackten Corona-Sommer folgt nun wohl auch ein kunststoffumhüllter Corona-Winter.

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