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Leseprobe: "Livejazz in München"

Sie denken bei München als erstes an traditionelle Blasmusik? Das ist längst nicht alles. München ist auch eine Jazzstadt. Kommen Sie mit auf einen Spaziergang durch Jazzclubs und Musikbars, über Open Air Festivals und Biergärten, Jazzfeste und Musikbühnen.

Unterwegs sammeln wir die vielseitigsten Jazzjuwelen ein – kleine Ensembles und Big Bands, moderne Jazzstile und Swingmusik im alten Stil, Vokaljazz und unterschiedliche Instrumentalisten, lokale Musiker und internationale Gaststars, Interpreten und Komponisten.

Erster und einziger Guide durch die Münchner Jazz-Szene!

Portraits aller aktuellen Jazz-Locations und Festivals in München! Mit englischen Zusammenfassungen



Gewidmet allen Jazzfans und denen, die welche werden möchten.

 

 

Vorwort (Ralf Dombrowski). 5

Willkommen….. 7

1Jazz in Clubs, Bars und Cafés. 10

101Jazzclub Unterfahrt – das Zuhause des modernen Jazz. 11

102Bayerischer Hof Night Club – Fünf-Sterne-Jazz. 16

103Jazzbar Vogler – das Individualisten-Wohnzimmer. 20

104Mr B’s – Münchens kleinste Jazzbar. 24

105Milla Club – junger Jazz konzertant. 27

106Bar Gabányi – Livejazz und “eine wirklich gute Bar”. 29

107Bar Reichenbach – Late-Night-Jazz. 32

108Rausch & Töchter – alternativer Clubjazz. 34

109Cafe Luitpold – Kaffee, Kuchen und Livejazz. 37

110Café am Beethovenplatz – Münchens ältestes Musikcafé. 40

2Jazz auf Festivals und Konzertbühnen. 42

201Muffatwerk – ein Kaleidoskop kultureller Stile. 43

202Jazzfest München – regionales Winter-Jazz-Treffen. 47

203KLANGfest – ein Tag Livemusik im Gasteig. 50

3Jazz im Biergarten. 53

301Waldwirtschaft – der traditionelle Jazz-Biergarten in Großhesselohe. 54

302Park Café – Jazz-Brunch im Park. 57

303Hirschau-Biergarten– Livejazz im Englischen Garten. 60

4Mehr Jazz in München. 62

401Ars Musica e. V. 62

402be my guest. 63

403Café Hüller. 64

404Café Ruffini 65

405Circus Krone. 66

406Giesinger Bahnhof. 67

407Heppel & Ettlich. 68

408Kongressbar. 70

409Kulturstrand. 72

410Kulturzentrum Neuperlach. 73

411Die lange Nacht der Musik. 73

412M. Belleville. 75

413Offene Ohren e.V. 76

414Pasinger Fabrik. 77

415Residenz. 78

416Salon Irkutsk. 79

417Seidlvilla. 80

418Street Life Festival 82

419The Big Easy. 83

420Vokal Total 84

Vielen Dank an….. 86



Aktuelle Anmerkung zu den Clubs (Stand Dezember 2015): Bar Reichenbach (107) und Rausch & Töchter (108) sind seit dem zweiten Halbjahr 2015 geschlossen.



Ergänzt werden sollen hier außerdem noch folgende, aktuelle Bühnen:

BR Studio 2 im Funkhaus (monatliche Jazzreihe)

Café Mauerer (s. Harry Klein)

Cord (s. Harry Klein)

Glockenbackwerkstatt (etwa monatlich Jazz)

Harry Klein (regelmäßige Konzerte der Jazzrausch Bigband seit Herbst 2015)

Interim (etwa ein bis zwei Jazzkonzerte im Monat)

Klavierwerkstatt Kontrapunkt (auch Jazzpiano-Auftritte)

Künstlerhaus (monatliche Jazzreihe)

Patolli (monatliche Jazzauftritte)

Pelkovenschlössl (etwa ein Jazzkonzert im Monat)

Tollwood (auf einigen Bühnen auch Jazzkonzerte)



(…)

 

Willkommen…


…in München. Menschen kommen aus aller Welt hierher, aus den unterschiedlichsten Gründen. Einer der bekanntesten ist das Oktoberfest. Genau wie die Münchner selbst statten viele Reisende von innerhalb und außerhalb Deutschlands auch gern einem der traditionellen Wirtshäuser oder Biergärten einen Besuch ab. Da kann einem schnell recht viel Blechblasmusik in den Ohren klingen. Man muss aber nicht denken, das sei die einzige Livemusik in München. Die Musikwelt der Stadt ist vielfältig. In Clubs, Bars, auf Bühnen und Festivals werden die unterschiedlichsten Musikstile gespielt. Klassik, Pop, Rock, Folk und andere Richtungen haben ihren Platz.

Zum Glück für Jazzmusiker und -fans ist München auch eine Jazzstadt – und damit ein Ort, den es sich zu besuchen lohnt. Es gibt viele Orte, wo man Jazz, Swing und verwandte Musikstile wie Blues oder Soul live hören kann. Das Spektrum reicht von Jazzbars und Clubs über Open-Air-Feste und Biergärten bis zu schicken Konzertsälen. Dort treten Musiker aus aller Welt genauso wie regionale Ensembles auf. Es sind viele international renommierte Jazzer dabei. Ständig fließen Ströme von Musikern aus unterschiedlichen Ländern durch die Stadt, viele aus Skandinavien, anderen europäischen Regionen und Nordamerika, aber auch aus Südamerika und anderen Regionen.

Der Schwerpunkt der Livejazzszene liegt auf modernem Jazz. Kompositionen sind oft beeinflusst durch unterschiedliche andere Stile wie elektronische, klassische, Pop-, Rock- oder auch Metalmusik, was Genres wie Smooth Jazz, Fusion, Acid Jazz, Electronic Jazz, Independent Jazz und anderen entspricht. Je nachdem, welche Kulturen Musiker kennengelernt haben, klingen in ihren Stücken entsprechende musikalische Einflüsse durch, die sich in World Jazz und verwandten Genres ausdrücken. Manche Ensembles konzentrieren sich auf Bebop und Hardbop in dem Stil, der Mitte des 20. Jahrhunderts komponiert wurde. Zahlreiche Vocal Jazz Formationen interpretieren Standards aus dem All American Songbook. Besonders in traditionellen Wirtshäusern und Biergärten begegnet man Swing, Dixieland und New Orleans-Musik im alten Stil. Mancherorts sind auch Free Jazz und Noise Music zu hören. Kleine Ensembles werden kontrastiert von Big Bands. Vocal Jazz Auftritte wechseln sich mit den verschiedensten Instrumentalbesetzungen ab.

Die Menschen, die hinter den Musikprogrammen stehen, sind so verschieden wie die Stile und Musiker, die sie auf die Bühne bringen, und das Publikum, das ihre Livemusikorte besucht. Sie alle gestalten fortwährend ihre eigenen Steinchen des Mosaiks, die zusammengesetzt die Jazzstadt München bilden. Sehen wir uns die Jazzszene genauer an, besuchen unterschiedliche Bühnen und lernen einige der Menschen kennen, die den Jazz auf die Bühne bringen.

 

Welcome…

….to Munich. People come here from all over the world for lots of reasons. One of the best-known is the Octoberfest. Like Munich citizens themselves, many travellers from inside and outside Germany also like to pay a visit to one of the traditional restaurants or beer gardens. There one’s ears might soon be ringing with quite a lot of brass music. But it would be wrong to think this was the only live music in Munich. The city’s music scene is various. In clubs, bars, on stages and festivals many different music styles are played. Classical music, pop, rock, folk and other styles have their share.

Luckily for jazz musicians and fans, Munich is also a jazz city - and therefore worth a visit. There are lots of places where one can listen to live jazz, swing, and related music styles like blues or soul. They range from jazz bars and clubs to open air festivals, beer gardens and fancy concert halls. Musicians from all over the world and regional ensembles likewise perform there. Among them are many internationally renowned jazzers. Continuing streams of musicians from different countries flow through the city, among them many from Scandinavia, other European regions and North America, but also from South America and other regions.

The emphasis of the live jazz scene is on modern jazz. Compositions often are influenced by different other music styles like electronic, classical, pop, rock or even metal music, according to genres like Smooth Jazz, Fusion, Acid Jazz, Electronic Jazz, Independent Jazz and others. Depending on the cultures musicians have got to know, one can hear corresponding musical influences in their pieces, that are expressed through world jazz and related genres. Some ensembles focus on bebop and hardbop of the style composed in the middle of the 20th century. Many vocal jazz formations interprete standards from the All American Songbook. Especially in traditional restaurants and beer gardens one encounters old style Swing, Dixieland and New Orleans music. In some places one can also hear free jazz and noise music. Small ensembles are contrasted by big bands. Vocal jazz performances alternate with various kinds of instrumentalist line-ups.

The people behind the music programs are as different as the styles and musicians they host and the audience who visits their live music places. They all continually form their own pieces of the mosaic that together constitute the jazz city of Munich. Let’s have a closer look at the jazz scene, visit different stages and meet some of the people who bring jazz on stage.


 

1Jazz in Clubs, Bars und Cafés


Wie in vielen Städten weltweit, trifft sich auch in München die Jazzszene in Livemusikbars und Clubs. Ihr Stil reicht von einer anspruchsvollen, schicken Clubatmosphäre mit vielen Auftritten international renommierte Jazzer bis hin zu vielfältigen kleineren Bars für junge Musiker und ein entsprechendes Publikum.

Einige Clubs und Bars konzentrieren sich ausschließlich auf Jazz. Anderswo ist er ein Element inmitten unterschiedlicher Musikstile wie Soul, Blues, Folk, Klassik, Pop, Hip-Hop oder Rock. Von den Abendkonzerten abgesehen gibt es an Wochenenden in einigen Lokalen Jazz-Brunches. Sie zeigen, dass sich Livejazz  nicht nur mit einem Glas Wein gut verträgt, sondern auch mit einer Tasse Kaffee.

An manchen Spielstätten gibt es regelmäßige Jam Sessions, bei denen sich interessierte Musiker zu einzigartigen Besetzungen zusammenfinden. Es kann sich jeder anschließen, der ein Instrument spielen kann. An einigen Orten finden Swingtänzer Gelegenheit, zu Livemusik auf die Tanzfläche zu gehen.

 

Jazz at clubs, bars and cafés

As in many cities around the world, also in Munich the jazz scene meets at live music bars and clubs. Their style ranges from a sophisticated, classy club atmosphere with many performances of internationally renowned jazzers to various smaller bars for young musicians and a corresponding audience.

Some clubs and bars focus on jazz only. Elsewhere it is one element among various music styles like soul, blues, folk, classical music, pop, hiphop or rock. Besides evening concerts, on weekends there are jazz brunches in some restaurants. They show, that live jazz does not only go together very well with a glass of wine, but also with a cup of coffee.

In some live music places there are regular jam sessions where various musicians form unique jazz ensembles. Everyone able to play an instrument can join. In some places swing dancers find opportunities to get on the dance floor accompanied by live music.


 

1 Jazzclub Unterfahrt – das Zuhause des modernen Jazz

 

Das Kulturzentrum Einstein in der Nähe des Max-Weber-Platzes hat ein bisschen was von einem Labyrinth. Draußen vor dem Gebäude weisen einige Schilder den Weg. Es geht um die Ecke durch eine Glastür, einige Steintreppen hinunter, und durch einen tunnelartigen Korridor. Dort unten treten auf verschiedenen Bühnen Künstler jeglicher Couleur auf, unter anderem bei Konzerten, Theateraufführungen und Lesungen. Aber vor allem gibt es hier Livejazz. Also am Ende des Tunnels rechts und gleich noch mal rechts, in den Jazzclub Unterfahrt.

Wenn Leute über Jazz in München reden, ist es sehr wahrscheinlich, dass dieser Club genannt wird. Er wurde 1978 gegründet und zog 1998 in seine jetzige Umgebung im Kulturzentrum Einstein. Es gibt durchgängig ein dicht gepacktes Jazzprogramm mit mindestens einem Liveauftritt an fast jedem Tag im Jahr. Dafür hat der Club auch schon mehrere Preise eingeheimst. Im Jahr 2012 bekam er vom Bundesverband der deutschen Musikindustrie den ECHO Jazz als Förderer des Jazz, von der Stadt München den Musikpreis. Im Jahr 2013 folgte der Spielstättenprogrammpreis Rock, Pop, Jazz der Initiative Musik gGmbH, die in Deutschland die Musikindustrie fördern soll. Das britische Magazin Wire bezeichnete den Jazzclub als einen der besten in Europa, und schließlich wird er auch jährlich im Downbeat’s international jazz venue guide gelistet.

An diesem Juliabend genießen drinnen einige frühe Gäste ihr Abendessen und ein Glas Wein. Walter Prijak, einer der Köche, schaut ab und zu aus der Küche heraus und prüft persönlich, ob alle zufrieden sind. Es wird voll wird, die Erwartungen steigen spürbar an. Als die Programmverantwortliche Christiane Böhnke-Geisse das Konzert ankündigt wird es still. Wie immer konzentrieren sich von jetzt an alle auf die Musik.

Starvokalist Kurt Elling aus Chicago und seine Band geben eine großartige Vorstellung ihres neuesten Albums, 1619 Broadway – The Brill Building Project. In seiner stimmlich beeindruckenden und fast schauspielerisch unterhaltsamen Art präsentiert der Sänger auch einige seiner früheren Songs, wie The Waking und Samurai Cowboy. Die Band hinterlässt den Raum erfüllt von Stimmengemurmel und Gesprächen voller Superlative. Einige Gäste bleiben noch eine Weile, um sich über das Konzert zu unterhalten und sich noch einen letzten Drink an der Bar zu genehmigen. Beim Ausgang stehen Besucher für CDs und Autogramme an.

Im Jazzclub Unterfahrt wird hauptsächlich zeitgenössischer Jazz gespielt, mit Schwerpunkt auf Post-Bebop, Modern Jazz und Avantgarde. Es gibt auch Konzerte mit traditionelleren Jazzstilen wie Swing oder Bebop, und an manchen Abend interpretieren sich Sänger durch das All American Songbook. Ständige Innovation ist Teil des musikalischen Konzepts. Oft werden hier neue Alben vorgestellt. Viele namhafte Jazzer kommen auf ihren Tourneen vorbei, um im Club zu spielen, manche von ihnen regelmäßig. Es gibt zwar viele internationale Gäste, aber es treten auch unterschiedliche Ensembles aus München auf. Das umfangreiche Programm wird durch verschiedene Konzertreihen strukturiert, oft zu ausgewählten Ländern oder Regionen, wie bei The Norway of Jazz, Jazz mediterrané, European Jazz made in… oder JazzKorea. Andere Themen umfassten schon It’s a women's thing und Hear him sing. Es gibt regelmäßig eine Big Band Night sowie Vocal Highlight-Auftritte. An Sonntagen wird die gerade für den Jazz typische Tradition der Jam Session kultiviert. Geleitet werden die Sessions meist von Musikern aus München.

Christiane Böhnke-Geisse organisiert seit 24 Jahren das Musikprogramm des Clubs. Sie bekommt täglich zwischen 30 und 40 Bandanfragen und beobachtet ihrerseits fortwährend die Entwicklungen der internationalen Jazzszene. Das bedeutet oft schwierige Entscheidungen. Ein wichtiges Auswahlkriterium ist Unabhängigkeit. „Das heißt nicht, dass sie total abgehoben spielen müssen, so dass niemand etwas davon versteht.“ Aber irgendein persönliches Vokabular ist definitiv etwas, wonach Böhnke-Geisse sucht. Weitere wichtige Aspekte sind Innovation, musikalische Qualität, professionelles Auftreten und Abwechslung.

Und manchmal, wenn eine Wahl getroffen wurde, kommen ganz andere Faktoren dazwischen. Da das Programm ein halbes Jahr im voraus geplant wird kann es zwischen dem Hören einer Demo-CD und dem Vorbereiten eines Konzertes eine ziemliche Weile dauern. Inzwischen kann viel passieren. “Manchmal gibt es die Band gar nicht mehr“, sagt Böhnke-Geisse. „Oder die Musiker haben schon ein neues Album, mit dem sie auf Tour gehen möchten.“ Aber am Ende steht immer ein Programm, das die gewünschten Kriterien erfüllt. Ein wesentlicher Grund für den Erfolg des Clubs, betont Böhnke-Geisse, ist die enorme Unterstützung durch die derzeit etwa 1.000 Mitglieder des Förderkreis Jazz und Malerei München e. V.. Ebenso wichtig ist die Arbeit des Vorstands, der viele ehrenamtliche Mitglieder hat. Zusätzliche Unterstützung kommt von der Stadt München und anderen Sponsoren.

Als Kind spielte Böhnke-Geisse eine Zeit lang Posaune und Flöte. „Als ich sieben war, spielte ich Bridge over troubled water auf der Flöte“, erzählt sie. Doch in erster Linie entwickelte sie ihr Interesse an der Musik aus der Perspektive der Moderatorin, indem sie Fernseh- und Radiosendungen auf Tonband aufzeichnete, um sie später zu präsentieren. Sie begann sich für Jazz zu interessieren als sie nach München zog, zunächst um dort als Krankenschwester zu arbeiten. Schon am ersten Abend in der Stadt besuchte sie auch ihr erstes Konzert im Jazzclub Unterfahrt. Da sie in einem Haus voller junger Jazzer lebte, war sie ständig umgeben von Stücken von Thelonious Monk, Miles Davis, Charlie Parker oder Duke Ellington. „Ich habe das alles aufgesogen wie ein Schwamm“, sagt sie. Eine Zeit lang arbeitete sie für ein lokales Musiklabel. Im Jazzclub Unterfahrt arbeitete sie zuerst als Kellnerin, dann kümmerte sie sich um die Bühnenbeleuchtung. Schließlich wurde sie eingeladen, das Musikprogramm zu planen.

Seitdem hatte sie genug Zeit, auch witzige Anekdoten zu erleben. Eine der ungewöhnlichsten ereignete sich mit dem Pianisten Uri Caine. Sein Schlagzeuger Zach Danziger hatte die Idee zu einer speziellen Ansage, und Caine überließ es einfach Böhnke-Geisse, ob sie diese machen wollte. „Bis zum letzten Moment wusste ich nicht, was ich sagen würde“, erzählt sie. „Gerade als ich das Mikrofon in die Hand nahm und zu sprechen anfing bemerkte ich, ok, also sage ich das wirklich.“ Sie kündigte an, dass Bandmitglied Danziger bedauerlicherweise auf dem North Sea Jazz Festival verschwunden sei, aber zum Glück ein talentierter Schlagzeuger aus Bayern gefunden worden sei, um für ihn einzuspringen. Danziger, der an diesem Tag mit Freunden unterwegs gewesen war, betrat die Bühne in traditionellen Bayerischen Lederhosen. Das Trio fing an zu spielen, wobei sich der Schlagzeuger nach Kräften darum bemühte, komplett unprofessionell zu wirken. „Die Leute waren schockiert”, erzählt Böhnke-Geisse lachend. Nach einigen Minuten ging die Band dazu über, normal zu spielen. Nun erkannten die meisten Zuhörer Danziger, aber nicht alle. „Wir bekamen sogar am nächsten Tag noch E-Mails und Anrufe, in denen Leute nach diesem unglaublich begabten bayerischen Schlagzeuger fragten.“ Das Trio hatte indes diebische Freude an dem Scherz. “Manchmal ist es für Musiker einfach langweilig, wenn alles immer normal läuft“, erklärt Böhnke-Geisse.

Normalerweise kommen viele Akademiker zu den Konzerten im Club, doch Böhnke-Geisse tut ihr Bestes, um Musik auf die Bühne zu bringen, an der viele Zuhörer Freude haben. Die Clubwände werden als Galerie für wechselnde Kunstaustellungen verwendet. Auf diese Weise unterstützt der Förderkreis auch Malerei – und Gäste können mehr als eine Art von Kunst entdecken. Um ein Konzert zu hören, kann man einfach spontan vorbeischauen. Aber um sicherzugehen, dass man noch ein Ticket bekommt, sollte man einige Tage im voraus reservieren.

 

Gastgeber: Förderkreis Jazz und Malerei München e. V. (Finanzierung); Christiane Böhnke-Geisse (Musikprogramm)

Ort: Kulturzentrum Einstein, Einsteinstraße 42, nahe U-Bahn-Station „Max-Weber-Platz“ (U4/U5)

Zeit: täglich von 19.30 bis 1.00 Uhr geöffnet, Konzerte beginnen normalerweise um 21.00 Uhr

Aktuelles Programm: www.unterfahrt.de

 

Fotos im Buch:

[101_01: Eingangsschild Jazzclub Unterfahrt]

[101_02: Aline Frazao, Marcos Alves und Francesco Valente]

[101_03: Vor dem Konzert]

[101_04: Früher Abend im Club]

[101_05: Beady Belle (Foto: Andreas Pleines]

[101_06: Kurt Elling]

[101_07: Colin Vallon und Julian Sartorius]

[101_08: Asja Valcic und Adam Baldych]

[101_09: Jam Session: Claus Koch und Claus Raible]

[101_10: Gäste an der Bar]

[101_11: Hayden Chisholm (Foto: Ralf Dombrowski)]

[101_12: Nathaniel Facey, Empirical (Foto: Andreas Pleines)]

[101_13: John Abercrombie (Foto: Ralf Dombrowski)]

[101_14: Oregon (Foto: Thomas Krebs)]

 

Jazzclub Unterfahrt – home of modern jazz

Jazzclub Unterfahrt is one of the most renowned jazz clubs in Germany. It was founded in 1978 and moved to its current surroundings within the Kulturzentrum Einstein in 1998. There is always a dense jazz program with at least one live performance per day. The club has won quite a few prizes already. The main focus is on contemporary jazz, especially post-bebop, modern jazz and avantgarde. Innovation is an essential part of the concept. Ensembles from Munich and international guests likewise perform here, including many renowned jazzers. Mostly concerts are grouped into series like The Norway of Jazz, Jazz mediterrané, European Jazz made in…, JazzKorea, It’s a women’s thing, Hear him sing, Big Band Night or Vocal highlight. Once a week a jam session is organized. Often, new albums are introduced here. The program is organized by Christiane Böhnke-Geisse. Her criteria for selecting bands are independency, innovation, musical quality, professional performance, and variety. One essential reason for the clubs’ success is the support by the association for the promotion of jazz and painting in Munich (Förderkreis Jazz und Malerei München e. V.), now counting around 1.000 members. Equally important is the work of the management which includes many volunteers. More support is ensured by the City of Munich and other sponsors. There are also alternating art expositions in the club.

 

(…)