Blesewitz, Landkreis Vorpommern-Greifswald, 255 Einwohner. 187 Kilometer sind es bis nach Berlin, die polnische Grenze ist in einer guten Stunde zu erreichen.
Matthias Manthei holte mit 57,5 Prozent der Erststimmen das Direktmandat des WahlkreisesFoto: picture alliance / dpa
Blesewitz ist schön. Ein bisschen weitab vom Schuss vielleicht, würden junge Leute sagen. Das Dorf ist eine kleine Welt aus modernen und maroden Einfamilienhäusern mit weitläufigen Grundstücken und Carports. Die Schafe blöken, die Enten gackern, es liegt ein süßlicher Duft in der Luft von den Pflaumen- und Apfelbäumen.
Die AfD hat hier Einzug gehalten mit einem Ergebnis wie in keinem anderen Ort des Bundeslandes.
► Spitzenkandidat Dr. Matthias Manthei (früher bei der CDU) bekam sogar von 57,5 Prozent der Bürger ihre Erststimme. Er holte das Direktmandat für seinen Wahlkreis 29 und zieht damit in den Landtag in Schwerin ein.Insgesamt erreichte die AfD in Mecklenburg-Vorpommern 20,8 Prozent. Die Partei wurde zweitstärkste Kraft nach der SPD (30,6 Prozent).
In Blesewitz geht es ruhig zu - gerade einmal 255 Einwohner zählt das DorfFoto: Christin Wahl
Warum sind die Rechtspopulisten gerade hier so stark?„Wegen den Flüchtlingen", sagt ein älterer Mann, der vor seinem Grundstück gerade Unkraut hackt. Diese Meinung teilt wohl die Mehrheit im Ort; wen man auch fragt, die Antworten zeigen eine diffuse Angst vor Flüchtlingen. Dabei gibt es in Blesewitz noch nicht einmal Ausländer.
Rentner Wilhelm Hansow (64) wird etwas konkreter. Er kritisiert, dass der Staat Flüchtlingen helfe, aber nicht deutschen Familien. „Wir fühlen uns benachteiligt", sagt er. „Meine Frau und ich müssen jeden Monat rechnen, dass wir über die Runden kommen."
Wilhelm Hansow (64) fühlt sich vom Staat benachteiligtFoto: Christin Wahl
Die Blütezeit des Ortes ist lange vorbei. Hohe Arbeitslosigkeit und der demographische Wandel bestimmen nun den Alltag. Die einzige Gaststätte im Ort ist zerfallen, die Scheiben eingeschlagen. Die Kopfsteinpflasterstraßen sind nur im Slalom zu bewältigen, wegen der vielen Schlaglöcher. Busse fahren nur noch selten. Wer kein Auto hat, ist in dieser ländlichen Idylle gefangen.
Dass die AfD-Politiker über die lokalen Sorgen der Menschen in Blesewitz Bescheid wissen, ist zu bezweifeln. Das Dorf wurde im Wahlkampf völlig ignoriert. Kein Rechtspopulist habe den Ort je besucht, um sich darüber zu informieren, hört man.
Eine Frage ist noch zu klären: Kommt mit der AfD jetzt der gewünschte Aufschwung?Rentner Hansow kann das nicht sicher beantworten. Er meint: „Erstmal muss ein Wechsel her. Man muss sehen, was hier passiert."