Traumkandidaten für die Position eines Entscheiders in Zeiten der Digitalisierung sind selten, wie Alexander Wink, Senior Client Partner beim Personalberater Korn Ferry, beobachtet. Seine Kunden fragen vermehrt nach Kandidaten, die die Digitalisierung managen können, sagt Wink im Gespräch mit uns. Für Korn Ferry keine einfache Aufgabe. Nicht nur wegen der Knappheit geeigneter Fachleute, sondern auch wegen des Nachfrageverhaltens. "Das Bild eines Chief Digital Officers ist noch wenig ausgereift. Mandanten haben da häufig sehr unterschiedliche Vorstellungen", erklärt Wink.
Und so hören seine Kollegen und er dann schon einmal Sätze wie: "Wir brauchen jemanden von Google" oder "Wir brauchen jemanden von Amazon". Manchmal entsteht eine solche Anfrage aus dem Effekt, beobachtet Wink - das Wort Hilflosigkeit mag er nicht verwenden. Auf Nachfragen zeige sich schnell, dass aufgrund bisher fehlender Erfahrung nicht genau definiert wird, wer nun eigentlich für welche Aufgabe gesucht wird - mit Folgen für die Besetzung der Position.
"Das Risiko einer Fehlbesetzung, die das Unternehmen schnell wieder verlässt, ist in diesem Themenfeld enorm", seufzt er. "Darum machen wir es bei unseren Besetzungen zur Voraussetzung, im ersten Schritt das genaue Themen- und Aufgabenspektrum eines CDOs zu herauszuarbeiten, auf dieser Basis das Anforderungsprofil zu definieren, und erst dann eine zielgerichtete Suche zu beginnen."
Hinzu kommt: ein CDO hat in vielen Fällen kein eigenes Team. Er muss mit verschiedensten Protagonisten im Unternehmen zusammenarbeiten. "Das setzt gute Onboarding-Prozesse und die entschiedene Unterstützung durch die Geschäftsleitung voraus", erklärt Wink. Schwierig, wenn das Unternehmen nicht einmal genau formulieren kann, wen genau es sucht.
Diskussion um den CDO Braucht ein Unternehmen einen dezidierten Chief Digital Officer (CDO) oder ist Digitalisierung Aufgabe des CIO - dazu gibt es unterschiedliche Positionen. Stefanie Waehlert, TUI Stefanie Waehlert ist Chief Digital Officer (CDO) bei TUI Deutschland. Die Betriebswirtin verantwortet die "Digital Journey", die TUI Deutschland vor über einem Jahr angetreten hat. Ihre These: Der CDO ist eine temporäre Erscheinung. Binnen fünf Jahren sollte er - in enger Zusammenarbeit mit dem CIO - das Unternehmen auf Spur gebracht haben. Alexander Wink, Korn Ferry Alexander Wink ist Senior Client Partner und Member of the Global Technology & Industrial Practice beim Headhunter Korn Ferry. Viele seiner Kunden, die einen CDO suchen, haben nur ungenaue Vorstellungen vom Anforderungsprofil. Die Rolle eines CDO ist einfach noch nicht ausgereift. Andreas Pfisterer, CIO bei Telefonica Andreas Pfisterer ist CIO der Telefónica Germany GmbH & Co. Er nimmt die Digitalisierung seines Unternehmens selbst in die Hand. Pfisterer versteht sich dabei als Enabler und aktiver Gestalter. In dieser Rolle berät er sowohl den CEO als auch jeden, der das operative Geschäft verantwortet. Seine These: Der klassische CIO, der sich in erster Linie um Rechenzentrum, Server, Netze und Anwendungs-Entwicklung kümmert, ist ein Auslaufmodell. Frank Ridder, Gartner Frank Ridder ist Analyst beim Marktforscher Gartner. Seine These: Der CIO kann die Digitalisierung nur dann selbst managen, wenn er sein klassisches Tagesgeschäft abgibt.Der War for Talent wird sich noch verstärken, erwartet Wink. Personalberater wie auch deren Kunden richten den Fokus daher zunehmend auf interne Talent-Analytics. Wink will gar nicht ausschließen, dass das eine oder andere Unternehmen den richtigen Mann oder die richtige Frau bereits im Hause hat, auch wenn der oder diejenige vielleicht noch ein bisschen reifen muss. Damit wird die Diskussion um den CDO auch die Arbeit der Headhunter verändern, ist sich Wink sicher.
Eines ist für den Korn Ferry-Manager klar: Gesucht wird immer ein Kandidat mit Januskopf, mit dem Gesicht des Informatikers auf der einen und dem Antlitz des Commercial Mindset auf der anderen Seite.