Österreich stellt in der Corona-Krise mehr als doppelt so viel an Staatshilfen bereit wie der Durchschnitt in der Eurozone. Trotzdem bricht die Wirtschaft stärker ein. Woran das liegt, zeigt ein Vergleich mit Deutschland. Den stellt hier im Interview Paul Berenberg-Gossler an, Experte für Konjunkturpolitik am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW).
Diese Krise ist einmalig. Es gibt keine Richtwerte, keine Vergleiche, keine Erfahrungen. Die Corona-Pandemie hat die Weltwirtschaft in einen nie dagewesenen Schock versetzt. Entsprechend sind die Herangehensweisen der Regierungen unterschiedlich und die Erfolge variieren.
Deutschland und Österreich liegen im Herzen von Europa und haben ähnliche Wirtschaftssysteme. Es sind offene Volkswirtschaften, die enorm vom Export profitieren und deren jeweiligen Pro-Kopfe-Werte vergleichbar sind. Als die Pandemie die Stopptaste drückte, versuchten sich beide Regierungen an ähnlichen lebenserhaltenden Maßnahmen. Deren Wirkung war aber unterschiedlich.
Österreich stellte - gemessen am Bruttoinlandsprodukt - doppelt so viel Staatshilfen zur Verfügung wie der Schnitt der Euro-Zone. Der Einbruch der Wirtschaft 2020 war aber genauso schlimm wie in allen anderen Ländern. Dabei ist der Totalausfall des Wintertourismus noch gar nicht voll mit eingerechnet. Warum ist das so? Paul Berenberg-Gossler ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Der promovierte Österreicher ist Experte für Konjunkturpolitik und wagt im Interview mit Arbeit & Wirtschaft den Vergleich der beiden Länder in der Krise.
Die Wirtschaft in der Eurozone ist im Jahr 2020 um 7,8 Prozent geschrumpft. Österreichs Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist um 7,5 Prozent zurückgegangen, Deutschlands um fünf Prozent. Das sind die offiziellen Zahlen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung(OECD). Diese 2,5 Prozentpunkte Differenz machen einen großen Unterschied. In den Wissenschaften gibt es die Verdopplungsregel. Man betrachtet, wie lange ein Land bei einem bestimmten Wachstum braucht, um sein BIP zu verdoppeln. Oder in diesem Fall: Wie lange es dauern würde, bis Deutschland und Österreich ihr BIP halbiert hätten. Die 2,5 Prozentpunkte Unterschied bedeuten, dass Österreich es 28 Jahre früher geschafft hätte. Die Situation ist aber für beide Länder extrem schlecht.
Es stimmt, dass Österreich im Vergleich der Eurozone überdurchschnittlich viel für Coronahilfen ausgegeben hat. Doch man muss unterscheiden, was angekündigt und was wirklich ausbezahlt wurde. Denn in Österreich wurden offiziell 12,5 Prozent des BIP bereitgestellt. Wenn man schaut, wieviel Geld wirklich abgeflossen ist, ergibt sich ein anderes Bild. Ich habe das für Deutschland recherchiert, hier sind diese Daten frei verfügbar.
Welches Bild ergibt sich?
Wirklich angekommen sind bei den Menschen in Deutschland und Österreich rund zwei Prozent des BIP. Man muss differenzieren zwischen Zuschüssen, also dem, was wirklich bei den Leuten ankam, und Krediten, Beteiligungen und Garantien. Die Zahlen der Coronahilfen in Deutschland und Österreich sind deswegen so hoch, weil die ganzen Garantien mit eingerechnet sind. Die tatsächlichen Zuschüsse in Deutschland betrugen um die zwanzig Milliarden, das sind 0,6 Prozent des BIP. Die Kredite und Beteiligungen waren um die 200 Milliarden.
Das gesamte Interview gibt es hier bei Arbeit und Wirtschaft. Einen etwas ausführlicheren Teaser gibt es außerdem hier.