„So schlecht kann es denen ja nicht gehen." Dieses Ressentiment hört man dieser Tage öfter, wenn deutsche BürgerInnen neuangekommene Flüchtlinge mit vermeintlich teuren Smartphones in der Hand sehen. Vassilis Tsianos, Migrationsforscher an der Universität Hamburg und Autor des neuen Buches „Mobile Commons", erklärt, warum die Geräte auf der Flucht alles andere als ein Statussymbol sind und warum gerade MigrantInnen Vorreiter für neue Technologien werden.
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Das total entnetzte migrantische Subjekt, das sich halbnackt auf den Weg nach Europa macht, existiert nicht.
Die Geräte sind eine Art mobile Bank: Man kann sie in Geld verwandeln, verleihen oder als Hypothek hinterlegen.
Viele, die die Boote nach Kos lenken, sind selbst Flüchtlinge, die nur die Hälfte bezahlt haben, weil sie eine GPS-Karte lesen können.
Migranten haben das gleiche Recht auf Datenschutz wie andere Bürger auch.
Vassilis Tsianos forscht und lehrt an der Universität Hamburg zu Migrationssoziologie und Border Studies. Er war 1999 Gründungsmitglied der Gruppe Kanak Attak und ist Sprecher des Rats für Migration. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit liegt in der Erforschung mobiler Medien und ihrer Nutzung durch Flüchtlinge. Gemeinsam mit Nicos Trimikliniotis und Dimitris Parsanoglou hat er gerade das Buch „Mobile Commons, Migrant Digitalities and the Right to the City" veröffentlicht.