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Ausflugsziele: Auf zu nahen Ufern

10 — Kunst betrachten in einer ehemaligen Munitionsfabrik nahe Amsterdam

Vor der Pandemie war von Touristen überschwemmt. Mir persönlich ist das oft zu viel. Ich gehe lieber an Orte, die der Stadt ähneln, ihre Energie haben, aber kleiner und ruhiger sind. Zum Beispiel die Region Waterland. Sie müssen nur auf der Rückseite des Hauptbahnhofs in eine der kostenlosen Fähren steigen - sogar ein Fahrrad können Sie mitnehmen. Die Fähre bringt Sie innerhalb weniger Minuten über das im Norden von Amsterdam gelegene Gewässer IJ. Auf der anderen Seite erwarten Sie grüne Wiesen, wo Schafe und Kühe grasen. Im Inland liegt das Örtchen Broek in Waterland. Hier fühlt man sich, als sei man mehrere Hundert Jahre in die Vergangenheit teleportiert worden. Reiche Kaufleute bauten im 17. Jahrhundert in Broek ihre Landsitze. An den Kanälen reihen sich pastellfarbene Holzhäuser aneinander.

Nördlich von Amsterdam, in der Stadt Zaandam, liegt das ehemalige Militärgelände Hembrug. Direkt am Nordseekanal wurden dort zwischen 1895 und 2003 Schusswaffen und Munition hergestellt. Auf dem Gelände, das seit 2014 für die Öffentlichkeit zugänglich ist, mischt sich heute die Architektur der bröckelnden Industriebauten mit dem Spirit der kulturellen und kreativen Gewerbe, die sich dort angesiedelt haben. In einer ehemaligen Munitionsfabrik befindet sich etwa das Museum für zeitgenössische Kunst Het HEM. Für einen Happen zwischendurch geht man in die Bar Lab-44. In dem ehemaligen Chemielabor wurde früher tödliches Senfgas hergestellt, heute kommt der Senf stattdessen auf den Teller: als Gewürzpaste Zaanse Sambal, die etwa für die Mayonnaise verwendet wird.

Sehr schön spazieren gehen kann man in Abcoude, das vom Amsterdamer Hauptbahnhof aus mit dem Zug erreichbar ist. In der Nähe des Ortes schlängelt sich der Fluss Gein durch grüne Felder, an beiden Uferseiten kann man spazieren. Falls Sie sich gut mit niederländischer Kunst auskennen, könnten Ihnen hier einige Stellen bekannt vorkommen. Piet Mondrian hat sie in seiner impressionistischen Phase Anfang des 20. Jahrhunderts gemalt: Bäume spiegeln sich im Wasser, am Horizont ragt eine Windmühle in den Himmel.


Sander Groen, Reisejournalist, lebt in Amsterdam. Er schreibt unter anderem für "de Volkskrant", "Knack Weekend" und "The National Geographic Traveler".


11 — Fish ’n’ Chips und einsame Küstenstraßen in Irland genießen

Mit Irland ist es so: Es gibt hier nicht allzu viel zu tun. Es geht vielmehr darum, das Essen, die Pubs und die Ausblicke auf die Natur zu genießen. Die Stadt Cork etwa liegt an einem Fluss, 35 Autominuten vom Meer entfernt. Ich gehe dort gerne zum English Market, einer im 18. Jahrhundert erbauten und seitdem mehrfach renovierten Markthalle. Dort bekommt man regionales Obst und Gemüse, Pasteten und Quiches, Sauerteigbrot und Käse, außerdem Spezialitäten wie 40 verschiedene Olivensorten beim Stand The Real Olive Company oder Kombucha mit gefiltertem Regenwasser von My Goodness.

Ungefähr eine halbe Stunde von Cork entfernt liegt mein Heimatort Kinsale - eine Gemeinde an der Küste. Die Fülle an kleinen Restaurants macht Kinsale zu einer Genussstadt. Richtig gute Fish 'n' Chips gibt es bei Fishy Fishy.

In Kinsale startet auch der Wild Atlantic Way, eine Küstenstraße, die an kleinen Dörfern entlang bis nach Donegal in den Norden führt. Die Straße schlängelt sich durch grüne Landschaft und an felsigen Klippen vorbei, meist mit direktem Blick auf das blaugrüne Wasser und die darauf schwimmenden Segelboote. Knurrt der Magen, ist das Restaurant Ard Bia in Galway ein guter Stopp. In dem alten Cottage am Ufer des Flusses Corrib servieren die zwei sehr netten Besitzerinnen zum Beispiel Buttermilch-Pancakes mit Pfirsichkompott, die man dann am Flussufer hinter dem Spanish Arch, einem teils verfallenen Torbogen der früheren Stadtmauer, verspeisen kann.

Im Hinterland Galways sind Irischkenntnisse gefordert. Das Dorf Roundstone, in der Region Connemara gelegen, bietet von seinem kleinen Hafen aus nicht nur eine herrliche Aussicht auf die Berge und den wilden Atlantik, sondern auch eine authentische Erfahrung: Hier wird wirklich nur Irisch gesprochen.

In Dublin gehe ich sehr gern in den Phoenix Park, unweit des Bahnhofs Heuston gelegen. Im nordöstlichen Teil des Parks befindet sich Áras an Uachtaráin, der Wohnsitz des irischen Präsidenten. Er ähnelt dem Weißen Haus, ist aber niedriger und länger. Auch der US-Botschafter residiert in der Nähe, sein prunkvoller Wohnsitz liegt in der Mitte des Parks. An sonnigen Tagen treffen sich im Phoenix Park die Einheimischen auf Picknickdecken, fahren Fahrrad oder laufen ihre Runden.


Martha Brennan schreibt für den "Irish Examiner" über Lebensart und Popkultur. Während der Pandemie zog sie aus Dublin zurück in ihren Heimatort Kinsale.


Hinweis der Redaktion: Wir empfehlen, die Einreisebestimmungen der Länder vor der Anreise und die Öffnungszeiten der empfohlenen Adressen vor dem Besuch zu überprüfen.

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