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5 Gründe für den Abstieg der Commerzbank aus dem Dax

Commerzbank-Zentrale in Frankfurt: Warum muss die zweitgrößte Bank Deutschlands absteigen? (Foto: Imago)

Es war die Nachricht der Woche an der Börse: Die Commerzbank fliegt aus dem Deutschen Aktienindex (Dax). Ähnlich wie beim Hamburger SV im Fußball begann der Niedergang schon vor vielen Jahren. Hier bekommst du den Abstieg einfach erklärt.


Wäre die Commerzbank ein Flugzeug, dann befände sie sich im Sinkflug. Und das schon seit mehr als zehn Jahren. Der zweitgrößten deutschen Bank ist sprichwörtlich der Kraftstoff ausgegangen. An der Börse darf sie deshalb nicht mehr bei den ganz Großen mitfliegen.


Die Bank muss den Dax verlassen und startet ab dem 24. September im MDax, der Zweiten Liga der börsennotierten Unternehmen. Stattdessen steigt das Tech-Unternehmen Wirecardin den Dax auf. Für den Abstieg der Commerzbank gibt es vor allem 5 Gründe.


Grund 1 für den Abstieg der Commerzbank aus dem Dax:
Riskante Fusionen und die Finanzkrise

2005 übernahm die Commerzbank die Immobilienbank Eurohypo. Die war damals für die Immobiliengeschäfte von Deutsche Bank, Dresdner Bank und Commerzbank zuständig. Der Kauf stellte sich im Nachhinein als Fehler heraus. Denn: In den USA hatten Banken jahrelang Kredite an Leute vergeben, die sich das eigentlich gar nicht leisten konnten. Diese Kredite fassten sie dann zu Paketen zusammen und verkauften sie an andere Banken und Versicherungen weiter – auch nach Deutschland.


Viele der Kreditnehmer konnten die Kredite nicht zurück bezahlen. In der Fachsprache werden solche Kredite als notleidende oder auch faule Kredite bezeichnet. Sie waren die Ursache für die Weltfinanzkrise, die im Jahr 2008 begann. Deutsche Banken wie die Eurohypo hatten besonders viele faule Kredite gekauft, die plötzlich nichts mehr wert waren. Die Verluste der Eurohypo musste die Commerzbank tragen. Heute weiß man: Das war der Beginn des Sinkflugs.


Kurz darauf ging es weiter abwärts – auch wenn das damals noch kaum jemand ahnte. Im August 2008 kaufte die Commerzbank die Dresdner Bank. Die gehörte bis dahin dem Versicherungskonzern Allianz und war nach der Deutschen Bank die zweitgrößte Bank Deutschlands. Diesen Rang wollte fortan die Commerzbank einnehmen – und eines Tages zur Nummer 1 aufsteigen. Dafür bezahlte sie sechs Milliarden Euro.


Der Zeitpunkt hätte kaum schlechter sein können. Nur zwei Wochen nach der Übernahme gingen wegen der Weltfinanzkrise in den USA die ersten Banken pleite. Rund um den Globus gerieten Geldhäuser in Schwierigkeiten, denn kaum ein Banker traute noch dem anderen. Das allein wäre für die Commerzbank schon eine große Herausforderung gewesen. Doch dazu musste die Bank auch noch die Dresdner Bank durch die Krise bringen – und die hatte es besonders hart erwischt.


Der deutsche Staat musste eingreifen. Die Bundesregierung half der Commerzbank mit mehreren Milliarden Euro Steuergeld und bekam dafür 25 Prozent der Bank. Mit anderen Worten: Die Commerzbank wurde teilverstaatlicht. Heute gehören der Bundesrepublik Deutschland noch 15,6 Prozent des Unternehmens.


Grund 2 für den Abstieg der Commerzbank aus dem Dax:
Die Bank steckt mitten im Umbruch

Die Bank muss etwas verändern. Das weiß auch Commerzbank-Chef Martin Zielke. Etwa 7.000 Stellen will er streichen und das Investmentbanking verkleinern. Investmentbanker beraten zum Beispiel Unternehmen bei einem Börsengang, begleiten Firmen, die sich zusammenschließen wollen oder spekulieren mit Aktien und anderen riskanten Wertpapieren auf Rechnung der eigenen Bank.


Außerdem will der Commerzbank-Chef neue Kunden gewinnen. Bis 2020 sollen zwei Millionen Menschen ein Konto bei der Commerzbank eröffnen. Ob die Bank damit mehr Geld verdienen kann, ist allerdings fraglich. Zwar bescheren Kunden der Bank Einnahmen, zum Beispiel in Form von Kontogebühren oder Provisionen für eine Lebensversicherung.


Doch vorher muss die Bank erstmal Geld ausgeben, um den Kunden zu gewinnen – etwa für Werbung oder ein geschenktes Startguthaben. Fachleute schätzen deshalb, dass es mehrere Monate dauert, bis ein Neukunde der Bank Gewinne beschert. Martin Zielke ist das erstmal egal. Kürzlich sagte er dem Handelsblatt, ihm gehe es nicht um kurzfristige Erfolge, „sondern um die strategische Ausrichtung für die Zukunft“.


Grund 3 für den Abstieg der Commerzbank aus dem Dax:
Die Digitalisierung geht zu langsam

Verglichen mit jungen Tech-Unternehmen wie beispielsweise Wirecard ist die Commerzbank bei der Digitalisierung zu langsam. Lange hat das Unternehmen nicht genug investiert. Zwar ist die Online-Tochterfirma Comdirect relativ erfolgreich, dennoch ist die Bank von einem Technologie-Unternehmen weit entfernt.


Stattdessen setzt das Institut weiter auf ein großes Filialnetz. Mehr als 1.000 Geschäftsstellen hat die Bank in Deutschland. Der Plan dahinter: Wenn andere banken ihre Filialen schließen, könnte die Commerzbank deren Kunden gewinnen. Das Problem: Geschäftsstellen sind sehr teuer. Und immer mehr Kunden erledigen ihre Bankgeschäfte nur noch online.


Grund 4 für den Abstieg der Commerzbank aus dem Dax:
Die Niedrigzinsen der Europäischen Zentralbank

Lange Zeit konnten Banken wie die Commerzbank vom reinen Zinsgeschäft gut leben. Das Prinzip: Kunden zahlen Geld ein und bekommen dafür Zinsen. Die Banken verleihen dieses Geld als Kredit an Firmen und Privatleute weiter und nehmen dafür ebenfalls Zinsen. Da der Zinssatz fürs Leihen höher ist als der fürs Sparen, haben die Banken Gewinne gemacht.


Doch seit 2016 gibt es ein Problem: Damals hat die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins auf 0,0 Prozent gesetzt. Seitdem sind in der Bankenwelt viele unzufrieden. Denn die Banken haben bei derart niedrigen Zinsen kaum noch Spielraum, um mit dem Aufnehmen und Weiterverleihen von Geld etwas zu verdienen.


Mehr noch: Seit einiger Zeit müssen die Geldhäuser sogar Strafe Zahlen, wenn sie überschüssige Euros bei der Zentralbank anlegen. Mit dem Zinsgeschäft ist die wichtigste Einnahmequelle der Banken schwer getroffen.


Grund 5 für den Abstieg der Commerzbank aus dem Dax:
Seit der Finanzkrise gilt für Banken eine strengere EU-Regulierung

Nach der Weltfinanzkrise im Jahr 2008 hat die Europäische Union (EU) beschlossen, das Bankensystem sicherer zu machen. Die EU will die Geldhäuser in erster Linie klein halten, damit es nicht nochmal zu einer großen Finanzkrise kommt, wenn eine von ihnen pleite geht.

Außerdem will die EU Kunden und deren Daten besser schützen. Für die Banken bedeuten die neuen Regeln sehr viel Arbeit. Sie müssen Tausende Seiten neuer Richtlinien lesen und diese dann noch umsetzen. Ein riesiger Verwaltungsaufwand, der nicht nur Zeit, sondern auch viel Geld kostet.


All diese Faktoren sorgen dafür, dass die Commerzbank weniger Gewinn macht. Und der Gewinn ist entscheidend für den Aktienkurs und damit den Wert des gesamten Unternehmens. Bei der Commerzbank ist der Wert, Fachleute sprechen vom Börsenwert, so gering geworden, dass die Bank nach den Regeln der Deutschen Börse aus dem Dax absteigen muss.







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