Nicolosi - Majestätisch thront der Ätna über der sizilianischen Ebene. Aus der Ferne wirkt der Berg unerschütterlich. Doch die Fassade täuscht. Unter der Oberfläche des größten aktiven Vulkans in Europa brodelt es gewaltig. Jeden Moment kann es krachen.
Dennoch - oder gerade deswegen - boomt der Ätnatourismus seit Jahren. Die Besteigung der rauchenden Gipfelkrater gehört zu den eindruckvollsten Erlebnissen einer Sizilien-Reise. Handschuhe und Mütze müssen mit ins Gepäck. Zwar heizt die Sonne schon seit Tagen die sizilianische Ostküste auf, doch am wolkenverhangenen Berg ist davon nichts zu spüren. Auf 1900 Meter Höhe liegt das Rifugio Sapienza, der zentrale Treffpunkt für Ätnatouristen. Hier startet die Seilbahn, die Schaulustige und Tourengänger in die Nähe der Krater befördert.
Nepp am Vulkan-Rummelplatz
Obwohl die steinig-staubige Landschaft rund um den Groß-Parkplatz kaum karger sein könnte, geht es im Rifugio zu wie auf einem Rummelplatz: Souvenirhändler, Postkartenverkäufer, Barbesitzer und selbsternannte Reiseführer buhlen um die Aufmerksamkeit der zahlungskräftigen Besucher. Wer dem Touristen-Nepp entgehen möchte, bucht am besten frühzeitig eine professionell geführte Tour.
Zunächst geht es mit der Seilbahn und geländegängigen Bussen durch die Wolkendecke hindurch auf 2700 Meter Höhe - mitten hinein in eine sonnenbeschienene Steinwüste. Hier trennen sich die Wege von ambitionierten Wanderern und Panoramatouristen. Wer sich bei keiner Tour angemeldet hat, muss sich damit begnügen, die Nuovi Coni - die durch den Ausbruch im Winter 2002/03 neu entstanden kleinen Krater - zu bewundern. Die Gruppe um den Schweizer Bergführer Andrea Ercolani nimmt dagegen Kurs auf den Zentralkrater in 3300 Meter Höhe.
Die erste Etappe führt über eine Geröllstraße aus erkalteten Lavabrocken. Während die Gruppe ungelenk über den scharfkantigen schwarzen Untergrund balanciert, gibt Ercolani einen Überblick über die Geschichte des Vulkans: Vier Hauptkrater haben sich in den vergangenen Jahrtausenden in den Berg gesprengt. Durch neue Ausbrüche bilden sich immer neue Krater, ihre Ränder haben nie lange Bestand. Daher kann man die Höhe des Ätna auch nicht auf den Meter genau angeben. Schon einen Tag später könnte die Zahl veraltet sein.