In regelmäßigen Abständen türmt sich das türkise Meer an Ghanas Westküste auf. Die Sonne tanzt auf dem Kamm der Welle, die sich entlang des menschenleeren Strands aufbaut, bis sie sich in einem kraftvollen Tosen überschlägt und schließlich als weißer Schaum über den Sand sprudelt. Als Peter Nardini zum ersten mal am Strand von Busua stand, hat er sich vor allem geärgert: "Perfekte Bedingungen zum Wellenreiten, und ich habe kein Surfboard dabei." Die Suche nach einem Verleih war hoffnungslos, der Sport hatte 2007 in Ghana noch keine Anhänger. Einer Gruppe herumreisender Surfer kaufte der US-Amerikaner Nardini schließlich ihre Boards ab - der Grundstein für Ghanas erste Surfschule.
Heute sind die fünf Bretter längst ersetzt, ihre Nachfolger haben Gesellschaft bekommen. Finne an Finne strecken sich die weißen Spitzen Richtung Sonne. "Black Star Surf" ist benannt nach dem fünfzackigen schwarzen Stern, der die ghanaische Landesflagge ziert: ein Symbol für die Unabhängigkeit des Landes nach Jahrzehnten der Sklaverei. Auf einer Holzplatte prangen Name und Stern neben dem Shop, auf der großen Terrasse tummeln sich die Reisenden und warten in der Hängematte auf die Wellen mit der nächsten Flut. Wer einmal an dem überlaufenen Strand einer populären Surfdestination seine ersten Aufstehversuche auf dem Board gewagt hat, weiß, wie hart die Konkurrenz um die richtige Welle sein kann - und wird die entspannte Atmosphäre in Busua genießen
Ghanas Goldküste ist unter Surfern ein Geheimtipp Tourismus in Ghana ist noch jung, und gerade für Wellenreiter ist Afrikas Goldküste ein Geheimtipp. Die Wassertemperatur liegt das ganze Jahr bei angenehmen 25 bis 28 Grad, und an die seicht abfallenden Sandstrände rollen Wellen für Surfer unterschiedlichen Niveaus. Es braucht viel Übung, bis der Ritt entlang des Wellenkamms gelingt. Aber auch der Anfänger wird seinen Spaß haben: das überwältigende Gefühl, wenn die Welle das Board mitreißt, die Freude über die ersten Steherfolge. Die Lehrer von Black Star verstehen es, ihre Schüler zu motivieren, und nehmen sich auch nach der eigentlichen Surfstunde noch Zeit für sie.
Schließlich gelingt der Sprung aufs Board mit dem Blick auf die mächtigen Tropenwälder und den robusten Fischerbooten im Hintergrund - die perfekte Urlaubskulisse, denn zu Recht gilt der Küstenstreifen in Westghana als der beeindruckendste des Landes. "Ich habe den schönsten Arbeitsplatz der Welt", sagt auch George Arthur. Er betreut den Leuchtturm in Cape Three Points, einem kleinen Ort gut eine Stunde von Busua entfernt. Der Leuchtturm markiert den südlichsten Punkt Ghanas. Über die rote Wendeltreppe folgen Besucher ihm auf die Turmspitze, von wo sein stolzer Blick über die lange Küste und das intensive Grün der Wälder schweift.
Cape Three Points ist nur ein Ziel, das sich für Tagesausflüge von Busua anbietet: Zu Fuß ist das Fischerdorf Dixcove erreichbar mit der Sklavenburg Fort Metal Cross auf dem Hügel über dem Ort. Zu dem Stelzendorf Nzulezo gelangt man nur mit dem Kanu. Gemeinsam mit einem Touristenguide paddeln die Reisenden über den Amansuri-See zu dem kleinen Dorf und spazieren über die Holzstege vorbei an den Häusern der rund 400 Einwohner. Der Besuch in Nzulezo wird angepriesen als Begegnung mit dem ursprünglichen Leben Ghanas, doch wenn auch lohnenswert, bleibt er oberflächlich. Die Einwohner scheinen über den zunehmenden Besucherstrom nicht besonders glücklich.
Nicht so bei Black Star in Busua: Peter Nardini hat von Anfang an die Einheimischen in das Projekt Surfschule integriert. Junge Männer aus dem Dorf hat er für den Sport begeistert und zu Lehrern ausgebildet. Die Urlauber übernachten in den Hotels und Hostels, die in den vergangenen Jahren im Ort entstanden sind. Die freundschaftliche Stimmung zieht sich durch den ganzen Urlaub in Busua. Nach einem Tag in den Wellen klingen die Abende beim Lagerfeuer am Strand aus. Die Surfboards stehen Finne an Finne und strecken ihre weißen Spitzen zu den Sternen. Und der brennende Bambus' knistert zum Rauschen der Wellen.
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