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„Es war eine absolute Bilderbuchsprengung"- Uni-Turm verabschiedet sich mit einem Knall

Frankfurt - Von Caroline Lang-Dedic - Nahezu pünktlich und ohne größere Schäden ist die Sprengung des Frankfurt Uni-Turms am Sonntag über die Bühne gegangen. Bisher war in Europa kein Gebäude dieser Höhe gesprengt worden. 30.000 Menschen sahen zu.

Bereits eine Stunde vor der Sprengung platzt die U-Bahn der Linie U4 in Richtung Messe aus allen Nähten. Denn alle wollen sich einen besonders guten Platz sichern, wenn der 116 Meter hohe Turm in sich zusammensackt. 


Viele Kinder sind unter den Zuschauern. Am Messeturm werden die Neugierigen mit Bratwürsten und Getränken versorgt. Die Sprengung ist ein Happening und lockt Jung und Alt wie ein Volksfest, da wittert manch einer seine Chance zum Geldverdienen. Viele haben sich aber auch ihre eigene Verpflegung mitgebracht, stärken sich mit Kaffee aus Thermoskannen, während sie es sich auf ihren Campingstühlchen bequem gemacht haben. Noch steht der oft beschimpfte Bau aus den 70er Jahren. Die Luft ist diesig, der Himmel grau, von Sonne keine Spur. Hier und da recken sich die ersten Mobiltelefone in die Luft, Stative werden aufgebaut, nicht nur Profis wollen den Moment festhalten, in dem das Gebäude zu Fall gebracht wird, auch viele Amateurfotografen bringen ihre Apparate in Stellung.


Um 9.30 Uhr kündigt die Polizei an, dass die Aufräumarbeiten nach der Sprengung circa zwei Stunden andauern und die Absperrungen demnach genauso lange bestehen bleiben werden.Zwanzig Minuten später kommt die erste Durchsage zum Ablauf der Sprengung. Alles sei in Ordnung man könne pünktlich beginnen, verkünden Polizei und Sprengmeister. Tatsächlich dauert es dann doch einige Minuten länger als ursprünglich geplant. Nach den Signaltönen folgt der Countdown und in einer Minute ist das Spektakel vorbei. Vom Uni-Turm ist nur noch ein riesiger Haufen Schutt und Staub übrig. Das Publikum applaudiert.

Schnell, spektakulär, reibungslos - oder gab es doch ein Problem? „Der Grund für die Verzögerung war eine 3,52 Minuten lange Sicherheitsüberprüfung", winkt Sprengmeister Eduard Reisch auf der Pressekonferenz am Mittag ab. „Es war eine absolute Bilderbuchsprengung", sagt er stolz. Die Wetterbedingungen seien optimal gewesen. Denn durch die hohe Luftfeuchtigkeit habe sich der Staub schneller gelegt. Keines der anliegenden Gebäude sei beschädigt worden. Lediglich ein Fenster des Marriott Hotel wurde Mitleidenschaft beschädigt. Während für die Schaulustigen die Show erst einmal vorüber ist, liegt die eigentliche Arbeit noch vor den Beteiligten. Ab Montag rollen die Bagger an. Dann wird aufgeräumt. Drei Monate sind dafür eingeplant.

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