In Deutschland wurden vergangenes Jahr 139 Frauen von ihren (Ex-)Partnern getötet, so die Polizeistatistik. Jeden zweiten Tag gab es einen Tötungsversuch - die Dunkelziffer dürfte noch viel höher liegen. Hunderte Kinder werden so jedes Jahr zu (Halb-)Waisen, viele davon sind Zeugen der Morde. Ob bewusst oder unbewusst, diese Verbrechen stehen in einer patriarchalen Tradition, mit der Männer seit Jahrtausenden Ansprüche auf Leib und Leben von Frauen erheben. Diesen strukturellen Hintergrund drückt der Begriff „Femizid" aus. Dem erschreckenden Thema widmet sich das Autorinnenduo Julia CruschwitzIund Carolin Haentjes in ihrem Buch „ Femizide. Frauenmorde in Deutschland", das am Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, dem 25. November, im Hirzel Verlag erscheint. Für das Buch zu Femiziden in Deutschland haben Cruschwitz und Haentjes mit Wissenschaftler:innen, Kriminolog:innen, Polizist:innen, Sozialarbeiter:innen, Anwält:innen, Überlebenden, Zeug:innen und Angehörigen gesprochen und wissenschaftliche Studien analysiert. Durch Erfahrungsberichte von Betroffenen gelingt ihnen ein persönlicher Zugang zu den Folgen derartiger Verbrechen. Diese unterlegen sie mit fundierten Fakten und schaffen so ein Referenzwerk zur Verhinderung von Gewalt gegen Frauen. Vor allem zeigen sie, dass Femizide ein gesamtgesellschaftliches Problem sind. So gilt es, physische Nötigung, Kontrollverhalten und Stalking als ernsthafte Gefahren wahrzunehmen, um Veränderungen bei Behörden und in der Gesellschaft zu bewirken. Denn es gibt sinnvolle Wege zu einem besseren Schutz von Frauen vor männlicher Gewalt - sie müssen endlich beschritten werden.
Original
Carolin Haentjes
Berlin und Leipzig
Book