Die Argentinierin Mariana Enríquez lässt in ihren Erzählungen die Gespenster der Vergangenheit aufleben.
Das Unheimliche liegt näher, als man denkt. In den Geschichten von Mariana Enríquez liegt es quasi in der Luft, schwer und leicht entzündlich. Die fiktiven Welten der argentinischen Autorin sind in und um Buenos Aires angesiedelt, treten aber überall da in Erscheinung, wo einem plötzlich das Atmen schwerfällt, „am wilden, von Moskitos bewachten Fluss, unter einem Himmel, der innerhalb von Minuten von Azurblau zu Sturmschwarz wechselt", wenn der Strom ausfällt oder ein Mädchen in der Geschichtsstunde anfängt, sich die Fingernägel auszureißen.
In einem träumerisch-trägen Rhythmus, aber mit unbeirrbar souveräner Sprache führt Enríquez ihre Leser zu Häusern, die Mädchen verschlingen, zu Menschen, die sich in Pixel verwandeln und zu Monsterjungen, die sich durch Eingeweide fressen. „Man spürt es gleich bei der Ankunft wie eine brutale Umarmung, die dir die Rippen einzwängt wie ein Korsett." (...)
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