Ich war schon immer an Kunst und Design interessiert und habe damals in einem Arbeitsumfeld gearbeitet, in dem ich immer die nervige Feministin war. Zum 08. März 2011, dem internationalen Frauentag, wollte ich etwas kreieren, dass ich mit mir herumtragen kann - sowohl auf der Arbeit als auch auf der Demonstration am gleichen Tag. In Schweden ist es so ein grosses Tabu, Vaginas zu zeigen, und ich will diese zu einem Thema machen - indem ich nicht nur darüber spreche, sondern sie auch auf eine neue Art zeige. Manchmal verwechseln Leute den Schmuck allerdings mit Blumen (lacht).
Wie reagieren Leute, wenn ihnen gesagt wird, dass der eigentlich keinen Blume darstellen soll?Zunächst sind sie meistens sehr überrascht und dann fragen sie: Warum machst du solchen Schmuck? Manche werden auch sauer und fragen: Warum verdammt hast du eine Vagina um den Hals? Für viele Leute ist es sehr grenzüberschreitend. Aber wenn ich denen erzähle, worum es mir geht und wohin das Geld geht, freuen sie sich meistens.
Worum geht es dir denn genau?Der Schmuck funktioniert als Gespraechsaufhänger. Die Kettenanhänger zum Beispiel sind sehr gross und oft pink oder lila und wenn meine Kundinnen neue Menschen treffen, haben sie immer sofort einen Grund, um über Feminismus zu sprechen.
Warum ist dein Schmuck fuer viele grenzüberschreitend?Ich glaube es ist ein neues Phänomen, dass über Vaginas auf diese Art und Weise gesprochen wird und ich glaube, dass es schlecht ist, dass das noch nicht so lange geschieht. Seit Ewigkeiten sehen wir Penisse in Form von Statuen in Städten, im Fernsehen und so weiter. Wir können über Penisse sprechen, darüber reden, sehen sie, hören Leute ständig darüber sprechen und so weiter. Aber Vaginas sind eher so als „Frauen, ihr solltet euch verstecken! Ihr solltet euch selbst nicht als Frauen zeigen! " in unseren Köpfen verankert, als „Ihr Frauen solltet euch im Schrank verstecken!". Und das ist nicht gut.
Was war dein Beruf, als dir die Idee zu SnippaSmycket kam?Ich habe im Marketing gearbeitet. - in einem Umfeld mit sehr vielen Männern und wenigen Frauen. Ich war immer diejenige, die über Frauenrechte und Feminismus geredet hat. Einige meiner Kollegen waren wahnsinnig davon gelangweilt, dass ich ständig zu allem meinen Senf dazu gab. Als ich dann begann, den Schmuck zu tragen, musste ich plötzlich nicht mehr selbst anfangen, darüber zu reden. Auf einmal waren es die anderen Leute, meine Mitarbeiter, die mich über den Schmuck ausfragten und über Feminismus zu reden begannen.
Kannst du davon leben?Nein! Für mich ist das Freiwilligenarbeit. Ich habe immer im Marketing, in der Werbung und PR gearbeitet und tue das auch heute noch.. Beim Frauentag selbst wurde ich dann von vielen Leuten auf den Schmuck angesprochen, sodass ich anfing, mehr davon und schliesslich in Serie zu produzieren. Ich wollte und will damit aber selbst kein Geld verdienen, sondern arbeite in meinem regulären Job und habe mittlerweile auch begonnen, Kunst zu studieren.
Wer bekommt das Geld, das du mit deinem Schmuck verdienst?Das Geld geht an Kvinna till Kvinna (zu deutsch: Frauen für Frauen). Die schwedische Organisation hat eine Netzwerkfunktion: Sie sammelt Gelder und verteilt diese an 130 lokale Frauenorganisationen in Kriegs- und Konfliktgebieten, die den speziellen Bedürfnissen von Frauen widmen und sich einsetzen, dass nicht nur Männer an der Lösung von Konfliktsituationen beteiligt sind. SnippaSmkykett ist mittlerweile zweitgrösster Geldgeber für Kvinna till Kvinna.
Du sagst, dass du deinen Schmuck zunächst für den internationalen Frauentag, den 08.03.2011, gemacht hast. Weshalb genau dieses Datum?Weil dieser Tag für den Feminismus sehr wichtig ist, sowohl in Schweden als auch auf der ganzen Welt. Wir haben an diesem Tag so viel Raum in den Medien und in der Gesellschaft, weshalb es wichtig ist, ihn zu nutzen, um neue Fragen zu stellen und Anregungen zu bringen. Das versuche ich auch durch meinen Schmuck.
Caren Miesenberger lebt, studiert und arbeitet eigentlich in Hamburg, tut dies aber gerade in Rio de Janeiro.Follow her on Twitter alle Bilder mit freundlicher Genehmigung von SnippaSmycket Gründerin Carolin Nordlund Sie interessiert sich für intersektionalen Feminismus und dafür, eine Verbündete für Menschen zu sein, die von mehr gesellschaftlicher Unterdrückung betroffen sind als sie selbst. Hat viel journalistisch, an der Uni und im Filmbereich gearbeitet. Wichtige Themen außerdem: Essen, Azealia Banks und das Internet.Be first to comment