Leider begann der Besuch mit Verstimmungen, weshalb Steinmeier nicht von Premierminister Modi am Flughafen empfangen wurde, sondern nur vom Staatsminister für Trinkwasser und Sanitäreinrichtungen. Modi fühlte sich bei seinen Deutschland-Besuchen in letzter Zeit nicht gewürdigt. Indische Diplomaten hatten den Eindruck, Deutschland investiere nicht genug in das bilaterale Verhältnis. Diese Irritationen wurden im Laufe des Besuchs offenbar behoben. Modi erschien überraschend und noch vor dem eigentlichen Gesprächstermin zum Empfang im Präsidentenpalast. Für Deutschland enthält dies eine wichtige Botschaft: Die Welt dreht sich inzwischen oft schneller, als in Berlin wahrgenommen. Indien ist kein x-beliebiges Entwicklungsland mehr, sondern eine ambitionierte Regionalmacht, die auf der Weltbühne eine Rolle spielen will.
Wie man diesem neuen Selbstbewusstsein Respekt erweist, hat kürzlich Frankreichs Präsident Emmanuel Macron gezeigt: mit großen Gesten und Reden. Sicher, der Bundespräsident hat eine andere Funktion und Deutschland tut sich schwer mit Pomp und Machtprojektionen. Doch es kostet nichts, dieses Land etwas zu hofieren. Mit Indien muss man einen Dialog unter Freunden führen, der keinen belehrenden Unterton enthält.