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Nordpol: Auf der Suche nach den Eis-Dinos

Dinosaurier gab es überall auf der Welt, sogar am eisigen . Okay, vor 100 Millionen Jahren war es dort ein bisschen wärmer als heute. Im Sommer lag kein Schnee, es gab sogar dichte grüne Wälder. Im Winter blieb es aber auch damals schon vier Monate lang dunkel. Wie lebten Dinos in dieser Finsternis? Wie schafften sie es, im Dunkeln nicht ständig gegen Bäume zu laufen? Und was fraßen sie? Oder hielten sie einfach Winterschlaf?

Darüber wissen Forscher bisher wenig. Lange Zeit war nicht einmal bekannt, dass Dinos überhaupt so weit im Norden lebten - und zwar das ganze Jahr über. Den Beweis dafür fanden Forscher im vergangenen Jahr in . Dort entdeckten sie versteinerte Dino-Babys, und zwar von gleich mehreren Arten: pflanzen- und fleischfressenden. Darunter waren Verwandte des Triceratops und des Tyrannosaurus rex. Dino-Kinder hätten eine Wanderung in den warmen Süden niemals geschafft, dafür waren ihre Beine zu kurz. Deshalb ist nun klar: Sie lebten ständig dort im hohen Norden.

Und darum ist die amerikanische Forscherin Lauren Keller extra nach Alaska gezogen: "In der Arktis kann ich noch etwas wirklich Neues über Dinosaurier und ihr Leben herausfinden", erzählt sie uns im Videointerview. Lauren Keller ist 22 Jahre alt, forscht an der Universität von Alaska und war gerade eine Woche lang auf Dinoknochen-Suche im Eis. Sie war mit Hubschraubern, Booten und Schneemobilen unterwegs, weitab von menschlichen Siedlungen. Zum Glück halten die Bären gerade Winterschlaf.

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"Unsere Arbeit ist ein großes Abenteuer", sagt Lauren. "Wir schlafen in Zelten, mitten im Schnee. Jeden Morgen, gleich nach dem Frühstück, sind wir mit Schneemobilen zu den steilen Felsen gefahren, an denen wir nach versteinerten Knochen graben." Weil es tagsüber minus 25 Grad kalt werden kann, trugen Lauren und ihre Kolleginnen und Kollegen dicke Schneeanzüge. An der Ausgrabungsstelle stand ein Zelt mit einem Ofen zum Aufwärmen.

Laurens Arbeit ist ziemlich anstrengend. Der gefrorene Boden ist hart, mit Presslufthämmern bearbeitet das Team die Felsen, bis es die Gesteinsschicht mit den Knochen erreicht. Aus der schneiden sie mit Motorsägen Blöcke voller Dreck, Stein und Knochen heraus, jeder einige Hundert Kilo schwer. Nach einer Woche wurden 30 dieser Blöcke ins Labor der Universität gebracht.

Hier wartet nach dem Abenteuer viel Fummelarbeit. Die Blöcke sind voll versteinerter Knochenstücke und winziger Zähne. An anderen Orten der Welt, in Portugal, Amerika oder China, findet man fast vollständige Dino-Skelette. Die sind so gut erhalten, weil die Tiere schnell nach ihrem Tod mit Sand und Asche bedeckt wurden, zum Beispiel nach einem Vulkanausbruch. Bei den Dinos in Alaska ist das anders. Der Frost hat die versteinerten Überreste aufgesprengt, und wenn es taut, werden die Teilchen fortgespült. "Unsere Funde sehen aus, als hätte man die Dino-Skelette in die Waschmaschine geworfen und auf Schleudern gestellt", sagt Lauren.

Mit Zahnbürsten und speziellen Kratzern befreit sie vorsichtig die winzigen Knochenteile. Den restlichen Schmutz sieht sie unter dem Mikroskop auch noch genau an. Denn vor allem die Zähne von Urzeit-Vögeln sind ziemlich winzig. Für die interessiert sich Lauren besonders, weil sie anhand der Zähne herausfinden kann, welche Arten in Alaska lebten. Gerade hat Lauren Zähne eines Ichthyornis entdeckt. Dieser frühe Vogel sah aus wie eine große, etwas gruselige Möwe, den Schnabel randvoll mit kleinen, spitzen Zähnen.

In der lebten nicht nur Urzeit-Vögel und Dinos an Land, sondern auch Meeressaurier. Für die interessieren sich Forscher natürlich genauso. 4000 Kilometer östlich von Alaska, wo Lauren gerade im Eis war, liegt die Insel Spitzbergen, einer der letzten bewohnten Orte vor dem Nordpol. Dort hat die norwegische Forscherin Aubrey Roberts schon oft nach versteinerten Knochen von Meeressauriern gesucht.

Ihre Lieblingszeit dafür ist der arktische Sommer, wenn die Sonne gar nicht untergeht. Sie scheint 24 Stunden lang, und der Boden taut etwas auf. Das bedeutet: Es wird matschig. Mitten im Schlamm schlagen Aubrey und ihre Kollegen die Zelte auf. Mit Spitzhacken und Schaufeln graben sie tiefe Löcher. Eine echte Drecksarbeit! Oft hockt Aubrey drei Meter tief in der Erde und befreit mit Pinseln empfindliche Knochen vom Schmutz. Abends ist sie über und über mit Schlamm beschmiert, was sie aber nicht stört. Denn: "Wir entdecken bei jeder Ausgrabung drei bis vier bisher unbekannte Meeressaurier", sagt Aubrey.

Auf Spitzbergen gibt es so viele versteinerte Knochen, dass die Forscherinnen und Forscher oft Jahre hintereinander immer an derselben Stelle graben. Nach zwei Wochen im Schlammloch kehrt Aubrey dann mit mehreren Tonnen Material nach Oslo zurück. Dort arbeitet sie im Naturkundemuseum, wo einige ihrer Funde ausgestellt sind.

Wie Lauren hat Aubrey im Labor noch eine Menge zu tun - auch wenn sie in Spitzbergen größere Knochenteile findet als die Kollegin in Alaska. Die muss sie säubern, genau untersuchen und zusammensetzen. Unlängst hat sie den kleinen Schädel eines fünf Meter langen Plesiosaurus aus unzähligen Stücken zusammengepuzzelt. Dafür brauchte sie fast drei Monate.

Gefunden wurde das Skelett schon vor zehn Jahren. Nach langen Untersuchungen sind sich die Forscherinnen und Forscher nun endlich sicher, dass dieser Meeressaurier eine bisher nicht bekannte Art ist. Deshalb hat er einen eigenen lateinischen Namen bekommen: Ophthalmothule cryostea - das bedeutet "gefrorene Knochen von der Nordinsel". Aubrey und ihre Kollegen sagen aber einfach Brittney zu dem Skelett. Das können Besucher des Naturkundemuseums in Oslo dort inzwischen bewundern - während Aubrey bald wieder die Tasche packt, um nach neuen Knochen im Schlamm zu suchen.

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