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Schutz der Meere: Was Familien mit Kindern tun können

Wie wir bewahren, was wir lieben

Die Meere leiden unter dem Klimawandel. Steigende Temperaturen, Versauerung und Plastikmüll gefährden die faszinierenden Ökosysteme und ihre Artenvielfalt. Auch wenn diese Probleme fast unlösbar wirken, können wir alle etwas für den Schutz der Meere tun.

Für Meeresbewohner habe ich ein Faible. Eishaie zum Beispiel schwimmen gemütlich durch die kalten Meere und werden mehrere Hundert Jahre alt. Buckelwale komponieren für ihre Herzensdame bis zu 20 Minuten lange Songs. Und Quallen leben schon seit 600 Millionen Jahren auf der Erde, trotzen jeder Klimaänderung und besitzen nicht mal ein Gehirn. Der Faszination der Meere kann sich vermutlich niemand so recht entziehen. Die Welt dort unten ist so geheimnisvoll, so anders. Das Licht ist anders, die Geräusche sind andere, man bewegt sich anders. Wir können nicht einfach hineinsteigen und uns umsehen, sondern brauchen Tauchausrüstung oder U-Boote. Selbst mit ihnen ist unsere Zeit dort unten begrenzt. Die Tiere sind wahlweise wunderschön und herrlich bizarr. Und um die Meere ranken sich unzählige Geschichten von Abenteuern und Entdeckern.

Kinder für den Schutz der Meere sensibilisieren

Natürlich braucht man kein U-Boot und kein Meeresbiologie-Studium, um die Meere zu erkunden. "Die einfachste Möglichkeit, um mehr über die Ozeane zu erfahren, sind Kinderbücher und Naturdokumentationen", sagt Joachim Dengg vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Noch greifbarer wird es bei einem Besuch im Aquarium oder einer Seehundstation am Meer. Hier kann man Fische aus nächster Nähe beobachten und vielleicht mal einen Seestern streicheln. Oft bekommt man dazu Einblicke in die Arbeit von Meeresforschenden und Umweltschützern. Dengg hält solche Naturerlebnisse gerade für Kinder für wichtig: "Sie wecken Interesse, stellen eine emotionale Verbindung her und sensibilisieren für den Schutz dieses besonderen Lebensraums." Den haben die Meere nämlich dringend nötig.

Unser Experte

Joachim Dengg ist physikalischer Ozeanograf und koordiniert die Schul- Kooperationsprojekte des Geomar Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel ( geomar.de/schule)

Die Liste der Probleme ist lang

Ein kurzer, deprimierender Überblick zu den Problemen der Meere: Sie werden wärmer, und der Sauerstoffanteil sinkt. Fischbestände gehen zurück, und durch das Abschmelzen der Polkappen steigt der Meeresspiegel. Die Meere versauern, was schädlich für Algen und Korallenriffe ist. Insgesamt kann der Ozean immer weniger Kohlendioxid aufnehmen. Das ist schlecht für unser Klima und die Bewohner. Ein großes Problem ist auch der Plastikmüll. In fast jedem Meeresbewohner finden wir die Reste. Oft verenden die Tiere, weil sie Plastik mit Nahrung verwechseln. Und: Durch die Tiere landet der Müll auch auf unseren Tellern. Ein weiteres Problem ist die Ausbeutung der Meere - durch Überfischung oder durch den Abbau von Erdöl und Erdgas. Doch können wir jetzt überhaupt noch etwas für die Meere tun?

"Klar, nicht jeder kann auf hoher See Wale retten. Wir haben aber auch die Chance, im Kleinen viel zu verändern", sagt Heike Vesper, Meeresschutz-Expertin bei der Umweltschutzorganisation WWF. Der beste Anfang dafür sei Klimaschutz.

Unsere Expertin

Heike Vesper ist Meeresschutz-Expertin bei der Umweltschutzorganisation WWF, Hamburg.

Den CO2-Fußabdruck senken für die Meere

Je weniger wir das Auto benutzen, je weniger wir fliegen und je nachhaltiger und bedachter wir konsumieren, desto mehr können wir unseren persönlichen CO2-Ausstoß verringern. Als guten Einstieg rät die Expertin zum Blick auf den eigenen CO2-Fußabdruck. Der lässt sich zum Beispiel mit dem WWF-Klimarechner ermitteln. Oftmals entstehen schon beim Ausrechnen erste Ideen für den privaten Klimaschutz: Wege, die man nicht mehr mit dem Auto erledigt, oder der Besuch des Flohmarkts. Gerade Kinderkleidung, Bücher oder hochwertiges Spielzeug wie Playmobil oder Lego kann man dort mit gutem Gewissen und in gutem Zustand kaufen. Das schont die Ressourcen und den Geldbeutel. Je mehr Menschen auf ihren Ausstoß achten, desto weniger Kohlendioxid müssen die Meere schlucken. Sie werden weniger schnell wärmer und saurer.

Ein weiterer Faktor ist unsere Ernährung. Wir sollten uns unbedingt informieren, woher der Fisch auf dem Teller kommt, und durch unsere Kaufentscheidung zur nachhaltigen Bewirtschaftung der Meere beitragen. Erste Orientierung geben Siegel wie Bio oder MSC. Gleiches gilt für Obst, Gemüse und tierische Produkte. Pestizide und Dünger aus intensiver Landwirtschaft und die Gülle aus den Mastställen sind ein großes Problem für unsere Meere und Gewässer. Deshalb: vor allem regional und biologisch einkaufen und wenig Fisch und Fleisch essen. Auch das spart CO2 und Düngemittel ein.

Unser Plastikkonsum muss sinken

Auch gegen Meeresplastik können wir etwas tun. "Wenn wir alle weniger Plastikmüll produzieren, landet auch weniger im Meer", sagt Vesper. Müllvermeidung kann sogar Spaß machen, zum Beispiel mit einer Unverpackt-Challenge in der Familie. Kleiner Aufwand, große Wirkung: Stofftaschen für den Einkauf mitnehmen, haltbare Trinkflaschen statt Einwegflaschen verwenden und kein Plastik in die Brotdose packen - also die Brote noch mal in Frischhaltefolie einwickeln oder einzeln verpackte Kekse dazulegen. Ganz klar, dass Einweggeschirr oder To-go-Kaffeebecher tabu sind. Etwas schwieriger ist die Vermeidung von Mikroplastik, das sich zum Beispiel beim Waschen löst oder in Duschgel zu finden ist. Hier kann man vor allem den Kauf von Naturmaterialien und -kosmetik empfehlen. Tipp: Die App " Code Check" zeigt an, ob in einem Produkt Mikroplastik enthalten ist.

"Auch in Sachen Müll kann man schon kleine Kinder einbeziehen, zum Beispiel bei der Mülltrennung im Alltag oder bei Müllsammelaktionen, am Strand oder in der Natur. Alles, was wir aufsammeln, landet nicht im Meer. Außerdem schafft das ein Bewusstsein für die Probleme, die durch Müll entstehen", sagt Vesper.

Wenn man mehr zum Schutz der Wale oder Haie tun möchte, könnte man auch Umweltschutzorganisationen unterstützen, die in diesen Bereichen aktiv sind. Doch all das wird nicht ausreichen, um die Meere zu schützen und den Klimawandel aufzuhalten. Wir brauchen auch eine Politik, die Probleme der Umwelt und den Klimawandel ernst nimmt und etwas dagegen tut. Wir hoffen, dass die neue Regierung sich für den Schutz der Meere und des Klimas verstärkt einsetzt.

Doch am Ende bleibt noch eine Frage

Können wir die Meere so retten? Das konnte mir keiner der Gesprächspartner beantworten. Vielleicht ist diese Frage auch falsch. Schließlich geht es nicht "nur" um die Rettung der Meere, sondern um unsere eigene Rettung. Wir sind direkt von den Meeren abhängig. Zerstören wir sie, lassen wir zu, dass sie wärmer werden und die Arten in ihnen sterben, gefährden wir vor allem uns selbst. Eine wichtige Nahrungsgrundlage wird verschwinden, der Klimawandel sich weiter verschlimmern und Städte und Inseln im Meer versinken. Und wenn wir irgendwann nicht mehr da sind, wird es weiterhin die Meere geben, so wie schon viele Hundert Millionen Jahre vor uns.

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