Sie habe sich die kindliche Neugier und das Staunen über die Welt erhalten, sagt Kika-Moderatorin Clarissa Corrêa da Silva - und liefert damit beste Voraussetzungen, um Wissenschaftsfernsehen für Kinder zu machen.
Wie bist du zu „Wissen macht Ah!" gekommen?Wie so oft im Leben durch Zufall und Glück. 17 Jahre lang gab es keinen Moderationswechsel bei „Wissen macht Ah!". Das ist eine Seltenheit in der TV-Branche. Ich moderiere schon länger bei Kika die Sendung „Kummerkasten" und stand dadurch auch mit Ralph Caspers vor der Kamera. Von ihm bekam ich auch den Tipp für das „Wissen macht Ah!"-Casting. Als dann die endgültige Zusage kam, war meine Freude umso größer. Schließlich kannte ich die Sendung noch aus Kindertagen.
Was reizt dich am Kinderfernsehen?Vor der Kamera zu stehen war nie mein erklärtes Ziel. Ich wollte in erster Linie Inhalte für Kinder machen. Es reizt mich, komplexe Zusammenhänge aus der Wissenschaft kindgerecht und für alle verständlich aufzubereiten. Dabei eröffnet sich auch für mich immer wieder ein neuer Blick auf die Welt. Aus meiner Sicht ist das eine größere (und schönere) Herausforderung als Fernsehen für Erwachsene. Dazu kommt der Reiz der Zielgruppe. Kinder sind so wunderbar neugierig und sehr ehrlich im Feedback.
Wie gelingt dir das kindgerechte Erklären?Am besten gelingt es, wenn ich selbst das Thema für mich ganz neu entdecken kann. Dabei hilft es natürlich, dass ich mir die kindliche Neugier und das Staunen über die Welt erhalten habe. Meine Fragen für die Sendung sammle ich zum Beispiel auf meinem Smartphone. Wann immer ich mich etwas frage oder über irgendwas wundere, mache ich mir dazu eine Notiz. Meine neuesten Fragen: Können Affen lachen? Warum sind Tomaten immer heißer als der Rest des Essens? Warum gibt es eigentlich Drehtüren? Warum sagt man Saftladen?
Gute Fragen. Woher kommt die Neugier?Ich war ein sehr neugieriges Kind und habe den Erwachsenen ständig Löcher in den Bauch gefragt - manchmal sehr zum Leidwesen meiner Eltern oder Lehrer. In einem Zeugnis steht sogar „Clarissa stört häufig den Unterricht durch Zwischenfragen". Dazu kommt das große Mitteilungsbedürfnis. Meine Eltern nannten mich liebevoll Senfautomat. Trotzdem haben sie meinen Wissensdurst immer gefördert und mich ermutigt, alles zu hinterfragen. Nur weil Erwachsene etwas sagen, muss es ja nicht richtig sein. Zum Nachfragen möchte ich auch meine Zuschauer bei „Wissen macht Ah!" ermutigen. Etwas nicht zu wissen ist überhaupt nicht schlimm, man kann ja nachfragen.
Clari und Ralph auf Sendung Das klingt, als wäre niemand überrascht, dass du eine Sendung wie „Wissen macht Ah!" übernimmst?Das stimmt, sowohl meine Familie als auch meine Freunde haben gesagt, dass ich endlich für mein Klugscheißen bezahlt werde (lacht). Ich liebe es einfach, mit ihnen irgendwelche Anekdoten und unnützes Wissen zu teilen.
Wäre dein zweiter Traumjob Lehrerin gewesen?Nein, überhaupt nicht. Als Lehrerin müsste ich eine Autoritätsperson sein, das liegt mir überhaupt nicht. Bei „Wissen macht Ah!" kann ich die Kumpeline sein. Ich habe mehr Freude an einer humorvollen Wissensvermittlung, ganz ohne Noten oder Abfragen. Außerdem wäre ich wahrscheinlich viel zu hippelig und ungeduldig für den Job im Klassenzimmer.
Für wie zeitgemäß hältst du analoges Kinderfernsehen in Zeiten von Youtube und Streamingdiensten wie Netflix?Ich glaube, das Format ist wichtiger als die Plattform, auf der es läuft. Trotzdem muss auch „Wissen macht Ah!" mit der Zeit gehen. Das fängt schon damit an, dass die Sendung nicht mehr nur im Fernsehen läuft, sondern eben auch in der Mediathek oder auf Youtube abrufbar ist. Ich denke aber, dass unsere Sendung selbst einen sehr zeitlosen Charakter hat. Wir widmen uns den Fragen des Alltags und machen kein tagesaktuelles Programm für Kinder.
Siehst du neue Formate aus dem Netz als Konkurrenz für deine Arbeit?Nein, ich halte nichts von Grabenkämpfen zwischen Fernsehen und Youtubern. Inzwischen sind Letztere sehr professionell unterwegs, und es gibt ja viele tolle Formate im Netz. Das ist eher eine Inspiration für unsere Arbeit. Ich denke, von mehr Austausch könnten beide Seiten profitieren.
Gibt es ein Format, das du gerne mal moderieren würdest?„Wissen macht Ah!" ist schon eins meiner Traumformate. Mich würde vielleicht langfristig auch die Arbeit als Auslandskorrespondentin reizen, ruhig etwas weniger vor als hinter der Kamera. Die große inhaltliche Vielfalt in den Auslandsstudios finde ich sehr spannend. Ich war im Studium Praktikantin beim ZDF-Studio in Rio. Die Erfahrungen dort überzeugten mich, TV-Journalistin zu werden.
Von Birk Grüling