Pornhub ermögliche sexuellen Missbrauch von Frauen und Kindern und profitiere davon. Die Vorwürfe von Laila Mickelwait, der Initiatorin einer Petition zur Schließung der weltweit größten Pornowebsite, wiegen schwer.
Und
haben ihre Berechtigung, wie Vorfälle aus der Vergangenheit zeigen. Die
britische Internet Watch Foundation etwa fand zwischen 2017 und 2019 118 Fälle von Vergewaltigung und Missbrauch von Kindern auf Pornhub, davon fast die Hälfte in der Kategorie A, der schlimmsten Form.
Mickelwait
fordert vieles, das Sinn macht, etwa gesetzlich vorgeschriebene
Altersüberprüfungen und verpflichtende Einwilligungen von allen
Personen, die in Videos auf der Plattform zu sehen sind. Mit Pornhub
allein löst sich das Problem allerdings nicht. Es gibt Tausende andere
Pornoseiten. Und: Kinderpornografie und Vergewaltigungen finden sich
schon lange nicht mehr allein in deren virtuellen dunklen Ecken. Eben
jene Sozialen-Netzwerk-Giganten und Plattformen, die bereits wegen Hass
im Netz, Rassismus und anderer illegaler Inhalte in der Kritik standen,
sind auch hier vorne dabei.
YouTube etwa hat – nachdem bekannt wurde, dass Kinder über Livestreams
zu sexuellen Handlungen motiviert worden waren – erstmals reagiert,
indem bei Livestreams mit Minderjährigen jetzt verpflichtend ein
Erwachsener dabei sein muss. Zur Kontrolle der Videos soll auch
Maschinenlernen zum Einsatz kommen. Dass Künstliche Intelligenz nicht
fehlerfrei ist, hat die Vergangenheit oft genug bewiesen. Auch das
sogenannte Cyber-Grooming, die Anbahnung sexuellen Missbrauchs in
Sozialen Netzwerken und Online-Spielen, ist allgegenwärtig. Von 2018
auf 2019 ist die Zahl der Cyber-Grooming-Fälle, die die Polizei an die
Staatsanwaltschaft weitergeleitet hat, allein in Deutschland um 34
Prozent auf rund 3.300 gestiegen.
Von anderen illegalen Inhalten
war hier noch gar nicht die Rede. Und doch haben sie alle denselben
Schlüssel zur Lösung des Problems: gesetzliche Regulation, über die
Ländergrenzen hinaus. Plattformen wirken schließlich global. Das
sogenannte Providerprivileg aus der zwei Jahrzehnte alten
E-Commerce-Richtlinie schützt Diensteanbieter vor einer direkten Haftung
für Inhalte, die Nutzer auf der Plattform hinterlassen. Sie laufen
erst dann Gefahr, dieses Haftungsprivileg zu verlieren, wenn sie nach
einem Hinweis offenkundig illegales Material nicht rasch entfernen.
Auch
Plattformen und Websites haben eine Verantwortung. Diese auf die Nutzer
abzuwälzen, ist nicht nur billig, sondern gefährlich, indem man so
Missbrauch und Gewalt Tür und Tor öffnet. Die EU hat nun ein
Gesetzespaket für digitale Dienste bis Jahresende angekündigt.
Hoffentlich wird hier die Chance genutzt, bisherige Versäumnisse zu
korrigieren. Eine Gesellschaft definiert sich schließlich auch zu einem
erheblichen Teil dadurch, was sie und ihre politische Elite zulässt –
auch oder gerade im Netz.
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