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40 Jahre Vogue Deutschland

Zeitreise durch die Modefotografie

In München marschierte viel Prominenz über den roten Teppich vor der Villa Stuck, um den 40. Geburtstag der deutschen Vogue zu feiern. Allen voran erschien Isabella Rossellini, zehnmaliges Covergirl der deutschen Vogue, zur Preview der Jubiläumsausstellung „Ist das Mode oder kann das weg?".


In den 40 Jahren hat die Zeitschrift über Haute Couture, Catwalks, Designer und Luxusprodukte berichtet, sie hat mitbestimmt, welche Fotografen, Models und Styles gerade angesagt waren.


In dieser Zeit haben sich die Frauen verändert und damit auch der Blick der Fotografen auf sie. Die Ausstellung ist daher vor allem auch eine Zeitreise durch die Modefotografie. In kaum einem anderen Magazin sind beide Bereiche enger miteinander verknüpft. Das zeigt sich gleich zu Beginn im prunkvollen Atelier des Jugendstilmalers Franz von Stuck. In der Mitte ist ein Laufsteg mit drei extravaganten Outfits von Jean Paul Gaultier, Thom Browne und Maison Margiela aufgebaut, an den Wänden hängen 40 Aufnahmen von Helmut Newton, Sarah Moon, Ellen von Unwerth, Bruce Weber oder Peter Lindbergh - eine Bilderflut, wie zufällig an einfachen Klemmen aufgehängt, gedruckt auf leicht welligem Papier, um die Haptik des Hefts zu symbolisieren.


„Es geht um die Transformation von Mode in Fotografie", erklärt Kuratorin Christiane Arp, seit 16 Jahren Chefredakteurin des Magazins. Das ist gut gemacht, zumal auch die ausgestellten Kleider dafür neu fotografiert wurden.


Die deutsche Vogue gab es schon einmal in den dreißiger Jahren


Ein überdimensionierter Vorhang mit verkleinerten Abbildungen der fast 600 „Vogue"-Cover trennt diesen vom nächsten Raum, in dem es weg von Hochglanz und Glamour geht und hin zu gesellschaftspolitischer und kultureller Einordnung durch Essays und Reportagen, etwa zur Perestroika in Russland oder den Machenschaften der Schönheitschirurgie. Es ist ein chronologischer Ritt durch die Jahrzehnte, in dem an Ereignisse aus Politik, Gesellschaft, Popkultur erinnert wird, die in der Summe die Einflüsse auf das Heft spiegeln sollen.


Fast logisch scheint es, dass der amerikanische Condé-Nast-Verlag nach einem missglückten ersten Versuch in den späten dreißiger Jahren ausgerechnet 1979 eine deutsche Version lancierte, in dem Jahr, in dem die Vereinten Nationen die Frauenrechtskonvention verabschiedeten, Margret Thatcher zur britischen Premierministerin gewählt wurde und Jil Sander ihre Parfum- und Pflegeserie „Woman Pure" auf den Markt brachte. Die „Vogue" ist ein Magazin für einen neuen Frauentypus: unabhängig, berufstätig, luxusaffin.


Zum ersten Mal wird ein Heft ganz öffentlich produziert


40 Jahre später bläst dem Magazin ein scharfer Wind ins Gesicht. Nicht nur, dass 2019 mit Peter Lindbergh und Karl Lagerfeld, dem ein sehr persönlicher Raum gewidmet ist, zwei treue Wegbegleiter verstorben sind. Es ist vor allem das veränderte Medienverhalten, das Modemagazine wie die „Vogue" besonders hart trifft.


Modetrends werden heute vor allem in den sozialen Netzwerken geboren, ganz selbstverständlich sitzen Influencerinnen in den ersten Reihen der großen Schauen und verbreiten Fotos und Videoclips direkt vom Catwalk in die Welt.


Die Hoheitsstellung der Magazine ist gebrochen, ihre Exklusivität passé. Vielleicht findet auch deshalb ein Teil der Produktion für das kommende Heft erstmals in der Öffentlichkeit, unter den Augen der Museumsbesucher, statt. „Wenn wir früher Chronisten waren, die einzigen mit Zugang zu den Schauen, dann sind wir heute Kuratoren", sagt Christiane Arp. Seriöser Modejournalismus sei keine Frage des Mediums, sondern eine des Sachverstands und der Kompetenz, mit der man Mode betrachte und einordne.


Wie das funktionieren kann, zeigt der letzte Raum der Ausstellung, der sich mit Installationen und Projekten zur Nachhaltigkeit und der Erforschung umweltschonender Materialien widmet. Ein starkes Statement zum Start in die nächsten Jahre.


„Ist das Mode oder kann das weg?", Villa Stuck, München, bis 12. Januar 2020

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