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Streetart-Künstlerin: Barbara-Bilder wochenlang zensiert - Facebook entschuldigt sich

Sie wollte sich eine kurze Auszeit nehmen. Ein paar Tage offline sein, Urlaub machen in der Antarktis oder einfach in Berlin. Nun ist Barbara wieder im Netz. Am Sonntag hat sich Deutschlands bekannteste anonyme Streetart-Künstlerin mit einem längeren Statement auf ihrer Facebookseite zurückgemeldet. Darin beklagt die Künstlerin, dass in den vergangenen Wochen zahlreiche ihrer Beiträge auf Facebook und Instagram gelöscht worden seien - lediglich mit dem Hinweis, die Beiträge würden gegen die Gemeinschaftsregeln der sozialen Netzwerke verstoßen.

Zudem sei der Künstlerin angedroht worden, dass bei weiteren Verstößen der Account gelöscht werde. Fast 650.000 Nutzer folgen Barbara auf Facebook, auf Instagram ist es etwa die Hälfte. Die Künstlerin nutzt hauptsächlich beide Netzwerke, um ihren Botschaften einem noch größeren Publikum zu präsentieren.

Barbara kann die Löschungen nicht nachvollziehen: „Es waren (aus meiner Sicht) völlig harmlose Beiträge, die sich gegen rechtsradikale Schmierereien und diskriminierende Schilderbotschaften gerichtet haben, ihr kennt meine Arbeit", schreibt die Künstlerin. Leider könne sie die Bilder nicht zeigen, da die Gefahr bestehe, dass ihre Seite tatsächlich gelöscht werde.

Kaktus-Aufkleber gegen Nazis und Bikini-Straßenschild

Auf Anfrage schickt die Künstlerin dieser Zeitung einige der ihr zufolge gelöschten Bilder. Darunter das Foto eines Kaktus-Aufklebers, der einen Hitlergruß-Schriftzug lächerlich macht und das Bild eines „Unebene Fahrbahn"-Warnschildes, um das ein bunter Bikini drapiert ist.

Auch die Aufnahme einer Barbara-Botschaft unter einem Parkverbotsschild wurde entfernt.

Zu letzterer sagt die Künstlerin, ihr sei bewusst, dass auf einem Schild das Wort „Arschloch" stehe, dieses sich aber nicht gegen eine greifbare Person richte und das Schild lediglich zeigen sollte, dass auch die „Gutmenschen" in der Lage sein können, mal etwas härter zu kontern.

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Falls das Schimpfwort der Grund für die Löschung sei, dürfte laut Barbara etwa auch der Song „Schrei nach Liebe" von den Ärzten nicht mehr auf Facebook erscheinen. Der Begriff kommt im Liedtext der Punk-Band gleich mehrfach vor.

„Willkürliche Zensur durch Privatfirmen"

Barbara sei besorgt um die Freiheit im Internet und kritisiert die Löschungen ihrer Bilder. Auch sie sei der Meinung, dass etwas gegen Hass und Gewaltandrohungen im Internet unternommen werden muss. Jedoch könne Satire in den sozialen Netzwerken unter den gegebenen Bedingungen nicht oder nur noch zensiert stattfinden.

„Die willkürliche Zensur meiner Arbeit durch Privatfirmen, die offensichtlich nicht die geringste Ahnung von Satire haben, empfinde ich als unwürdig und es erstickt meinen Schaffenswillen im Hinblick auf die sozialen Netzwerke", so die Künstlerin, die im Jahr 2016 für ihre kreativen Aufkleber und Beschriftungen im öffentlichen Raum mit dem Grimme Online Award in der Kategorie Spezial ausgezeichnet wurde. Barbara beendet ihr Statement „in der Hoffnung, dass sich die Sache zum Guten wendet."

Facebook entschuldigt sich

Das scheint, zumindest für die von Barbara genannten Beispiele, der Fall zu sein. Facebook stellte am Montag die gelöschten Bilder wieder her. „Die Beiträge wurden versehentlich entfernt und sind mittlerweile wieder auf Facebook und Instagram verfügbar. Wir stehen mit Barbara in Kontakt und haben uns persönlich für den Fehler entschuldigt", sagte eine Sprecherin von Facebook auf Anfrage dieser Zeitung.

Die Künstlerin wertet das als Zeichen des Entgegenkommens. „An der Grundproblematik ändert sich nichts", so Barbara auf ihrer Facebookseite. Fest steht allerdings eins: Auf der Straße wird die Künstlerin weiterhin ihre kleinen Zettelbotschaften kleben. Die Entwicklungen auf Facebook und Instagram hingegen will sie beobachten. Sie könne auf Dauer nur dort agieren, wo sie die Freiheit leben könne: „Facebook war mal so ein Ort und ich werde genau hinschauen in welche Richtung sich das alles entwickelt."

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