1 subscription and 0 subscribers
Article

Schwedische Familie in Köln: WM mit Köttbullar und Heringen

16. Oktober 2012: Eva und Daniel fiebern dem Qualifikationsspiel Deutschland gegen Schweden in ihrer Wohnung entgegen. Es ist 20.45 Uhr, Anstoß. Schon in der achten Minute donnert Klose den Ball aus neun Metern Entfernung ins kurze Eck, sieben Minuten später folgt sein nächster Treffer und kurz vor der Halbzeit versenkt Mertesacker den Ball erneut im Tor. Der Stand zur Pause: 3:0.

Daniel reicht's. Der Schwede schnappt sich sein Bier vom Couchtisch und verlässt das Zimmer. Zurück bleibt seine sichtlich zufriedene Freundin, die die zweite Halbzeit auf keinen Fall verpassen will.

Das könnte Sie auch interessieren

WM-Spiel gegen Schweden Orakel auf Abwegen - Schildkröte prophezeit Niederlage Fußball-WM An diesen Orten gibt es Public Viewing in Köln WM-Historie Die denkwürdigen Duelle zwischen Deutschland und Schweden

Wie es nach der Pause weiterging, hat jeder Fußballfan noch gut vor Augen: Erst legt Deutschland noch einen drauf; zum 4:0. Doch dann zünden die Schweden ihr Offensiv-Feuerwerk. Innerhalb von 14 Minuten fallen drei Tore, Zlatan Ibrahimovic dreht voll auf. Jetzt ist auch Daniel wieder im Wohnzimmer angekommen. In der dritten Minute der Nachspielzeit schießt Schweden dann den Ausgleichstreffer.

„Das war, als hätten wir die WM gewonnen", sagt Daniel heute; kurz vor dem erneuten Aufeinandertreffen der beiden Teams. Der Schwede lebt seit 2008 in Deutschland und stammt ursprünglich aus einem Dorf in der schwedischen Provinz. Eva lernte er während seines Auslandssemesters in Konstanz kennen und heiratete sie sechs Jahre später. Mit der gemeinsamen sechsjährigen Tochter Emma lebt Familie Sundkvist jetzt in Köln, Evas Heimat.

Tochter Emma will sich nicht festlegen

„Dieses Jahr schauen wir das Spiel hier in unserem Wohnzimmer mit Freunden", erläutert Eva. Die seien zwar alle für Deutschland, aber Daniel habe ja ihre gemeinsame Tochter Emma - als kleine schwedische Unterstützung. Auch wenn die sich nicht so recht festlegen will: „Unentschieden wäre am besten", sagt die Sechsjährige.

Egal ob Sieg oder Niederlage, am Tag des Gruppenspiels feiern die Schweden so oder so. Denn jedes Jahr wird in Schweden am Samstag, der auf den 21. Juni folgt, „Midsommar" gefeiert, das zweitwichtigste Fest im schwedischen Kalenderjahr, nach Weihnachten.

Die Skandinavier nutzen das zusätzliche Tageslicht zur Sommersonnenwende, um ausgelassenen zu tanzen und zu feiern. Traditionell trifft man sich für das Fest mit Freunden und Verwandten bei Hering, Kaviar und Dosenbier. In Köln kommt die schwedische Gemeinschaft auch zum Feiern zusammen. Nicht im Garten oder in der Natur, wie es in Schweden üblich ist, sondern bei Ikea. „Dort gibt es dann Kaviar aus der Tube und deutsches Bier", sagt Daniel. Auch keine schlechte Mischung.

Deutsches Bier besorgt Eva für diesen Samstag auch. Ihr Mann macht Köttbullar und Zimtschnecken. Sie ist sich sicher, dass die deutsche Mannschaft dieses Mal gewinnen wird. Daniel gibt sich zumindest siegessicher. Doch sein Optimismus könnte ihn noch teuer zu stehen kommen. Denn schon vor dem Spiel versprach er seinen Arbeitskollegen, er werde sich am Dienstag mit Wikingerhelm ins Meeting setzen, sollte Schweden das Spiel für sich entscheiden.

Jogi Löw sagte vor sechs Jahren nach der spektakulären Aufholjagd der Schweden: „Es soll uns eine Lehre sein." Aus dem Spiel gelernt hat Daniel auch: Heute wird er das Wohnzimmer nicht schon nach der ersten Halbzeit verlassen.

Original