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341 ist die Nummer zum Glück

Feldkirchen - Es fehlen doch nur noch drei Stück. Drei Sammelbildchen mit den Gesichtern von Fußballern der Weltmeisterschaft in Brasilien. Mit den drei Konterfeis könnte der 13-jährige Matthias aus Aschheim sein Panini-Sammelalbum komplettieren. „Das ist mein Ziel", sagt er. Um das zu erreichen, ist er an diesem Nachmittag mit seiner Mutter zum Feldkirchner Rathausplatz gekommen. Dort finden regelmäßig Panini-Tauschbörsen statt.

An vier Biertischen vor der Gemeindebücherei sitzen viele Kinder mit ihren Müttern und tauschen, was das Zeug hält. Auf einem kleinen Zettel hat sich Matthias die fehlenden Nummern aufgeschrieben: 309, 341 und 290. Ein Engländer, ein Schweizer Spieler und einer aus Costa Rica. Jetzt heißt es hoffen.

Vor sechs Wochen hat Matthias mit dem Sammeln für die WM begonnen, vor allem in seinem Freundeskreis hat er fleißig getauscht, dann in der Schule. Als auch dort nichts mehr zu holen war, ging es zur Tauschbörse. In Feldkirchen gibt es die schon seit der Europameisterschaft 2008. Der damals frisch gewählte Bürgermeister Werner van der Weck (SPD) initiierte die Veranstaltung, nicht ganz ohne Eigennutz. Sein Sohn war verrückt auf der Suche nach den Bildchen, und auch der Rathauschef selbst war in seiner Jugend fleißiger Sammler von Bundesliga-Alben.

Heute wird auf der Tauschbörse weiterhin geschachert, nach Nummern gesucht, getauscht, teilweise auch ein ganzer Stapel verkauft. „Ich habe sehr, sehr viele Packungen mit Bildchen gekauft", sagt Matthias. Schon zum dritten Mal sammelt er, bei der Weltmeisterschaft 2006 hat er angefangen.


Mit 60 Cent


640 Sticker hat Panini für die diesjährige Weltmeisterschaft veröffentlicht. In dem 80-seitigen Sammelalbum können neben den Spielern auch Wappen der nationalen Fußballverbände und der WM-Pokal eingeklebt werden. Eine Packung mit fünf Stickern kostet 60 Cent, das Album schlägt nochmal mit zwei Euro zu Buche. In 110 Ländern werden die Panini-Sticker verkauft. Seit Ende März gibt es das Album in Deutschland. Für die Spieler-Änderungen nach diesem Termin wurden 71 Bildchen neu gedruckt und als Gesamtpackung verkauft.

Matthias hat Glück. Plötzlich ruft seine Mutter laut seinen Namen und winkt mit einem Sticker in der Hand: Michael Carrick, der britische Mittelfeldspieler ist Nummer 309. „Ja, den brauch ich", ruft Matthias. Seine Mutter hat den Sticker ertauschen können. Und kaum ist Matthias bei ihr angekommen, hält sie ihm noch einen Sticker vor die Nase: Joel Campbell aus Costa Rica, Nummer 296. Matthias wirkt sehr zufrieden, doch noch fehlt ihm ein Bildchen: Nummer 341, Steve von Bergen aus der Schweiz. Matthias wird wohl wahr machen müssen, was er befürchtet hat: „Ich komme nächste Woche wieder."


Auch Ludwig Stredl wird vielleicht wiederkommen. Der 49-Jährige sammelt schon an seinem zweiten Album für die WM in Brasilien: „Eins hab' ich schon voll, und dann hab' ich zuhause noch ein ganz Leeres." Vor wenigen Tagen hat er bei einer Tauschbörse am Münchner Hirschgarten sein letztes fehlendes Bild ergattert: die Nummer 112, Gerard Piqué aus Spanien. Jetzt tauscht er in Feldkirchen seine doppelten Exemplare und sucht nebenbei für Freunde, die ihm ihre Gesuche aufgeschrieben haben. Die Bildchen hat er fein säuberlich nach Nationen vor sich geordnet.


Stredl genießt die Atmosphäre bei Tauschbörsen: „Da redet man miteinander, wie ein kleines Fest." Teilweise wurde auch schon gegrillt, erinnert er sich. Meist seien es nicht die Kinder, die tauschten, die würden oftmals auf dem Schulhof um ihre Karten spielen, sagt Stredl: „Aber die Älteren, Oma und Opa, die machen das dann." Manchmal mit einer langen Liste der fehlenden Karten. Oft kommen die Leute aus ganz verschiedenen Orten, so auch an diesem Nachmittag. Neben zahlreichen Feldkirchnern tauschen auch ein Vater und sein Sohn aus Unterschleißheim mit, Stredl selbst kommt aus Aschheim. Er sagt: „Mir gefällt das echt gut, dass die Leute zusammenkommen."


Benedict Witzenberger

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