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Der "Deutschland-Hut" hat Glück gebracht

Deutschlandfans in Garching bei München

Dass Deutschland 2014 Weltmeister werden würde, war nicht abzusehen. Auch nicht für die Fans, die ich beim ersten Gruppenspiel der WM für die Landkreisausgabe des Münchner Merkur begleitete. In zwei verschiedenen Orten.


Garching - Der Garchinger Bürgerplatz im Sonnenuntergang. Ein ganz normaler Sommerabend, wäre da nicht die Leinwand zwischen zwei Bäumen und davor Biertischgarnituren, an denen klatschende Fans sitzen, viele in weißen, roten oder grünen Deutschlandtrikots.

Es ist WM-Zeit in Garching, das Café am Rathausplatz überträgt das erste Deutschlandspiel unter freiem Himmel. Das Café darf alle Deutschlandspiele übertragen, nur Trommeln und Vuvuzelas hat die Stadt verboten.

Eine Gruppe junger Chinesen sitzt in der ersten Reihe und feuert die deutsche Mannschaft an. „Wir müssen einfach die Stimmung hier genießen", sagt Hang Yin (26). Er und seine Freunde studieren an der Technischen Universität in Garching, weil einige auch dort wohnen, besuchen sie gemeinsam das Public Viewing am Rathausplatz. Auch in China ist Fußball die Sportart Nummer eins, aber Yin beruhigt: „Wir sind nicht so gut wie Deutschland." Dann muss er kurz unterbrechen, denn Thomas Müller verwandelt den Elfmeter für Deutschland.

Ganz begeistert von der deutschen Führung ist auch Martin Gruss (28). Er hat sich komplett in Deutschlandfarben eingekleidet und sagt über sich selbst: „Ich bin aus ganzem Herzen Fan." Über dem roten Nationaltrikot trägt der Garchinger eine schwarz-rot-goldene Flagge als Umhang, auf dem Kopf hatte er bis zum Anpfiff einen hohen Deutschland-Hut, danach hätte er wohl Ärger mit anderen Besuchern bekommen. „Das ist mein Glückshut, der muss zumindest auf dem Tisch liegen", sagt er. Schon seit über acht Jahren begleitet der Hut Gruss durch die Fußballturniere. Wer Weltmeister wird? Na klar, Deutschland.

Auch Hubert Kern (74) feiert das deutsche Spiel, aber auf seine eigene Art. Denn Kern sitzt etwas abseits der Bierbänke auf einem Barhocker an einem alten Fass. Er hat das Treiben auf den Bänken vor sich, aber sitzt hinter der Leinwand, das Spiel sieht er nicht. „Ich bin quasi ein Rundfunkhörer", sagt er. Allerdings nur witterungsbedingt, denn noch kann er wegen der grellen Sonne nicht genug auf der Leinwand erkennen. Trotzdem findet Kern die Atmosphäre am Bürgerplatz „hervorragend".

Ortswechsel: Mit den letzten Klängen von „Stand up for the Champions" beginnt im Unterföhringer Feuerwehrhaus die zweite Halbzeit. Hier stehen Bierbänke für über 200 Fans bereit, fast alle sind besetzt. Drei der fünf Hallentore sind weit aufgerissen, um für gute Luft zu sorgen. Bis auf ein Feuerwehrauto, stehen alle Fahrzeuge vor der Halle. Drei Tore für Deutschland haben die Unterföhringer in der ersten Halbzeit gesehen, jetzt sind sie gespannt auf die zweite.

Christian Hape (24) hätte vor einiger Zeit auch noch am Garchinger Bürgerplatz sitzen können, denn Hape stammt aus Garching. Erst seit kurzem lebt er in Unterföhring. Er sagt: „Hier gefällt's mir besser, ich bin jetzt Unterföhringer." Mit einigen Freunden genießt er die Feierstimmung des Deutschlandsieges, doch sein Weltmeistertipp geht anders: „Brasilien wird's." Damit würde sich Markus Lang, der Vorstand der Rot-Weissen-Föhringer, zwar etwas Arbeit sparen, doch vermutlich wäre ihm ein Weltmeister Deutschland ebenfalls sehr recht. Seit 2013 veranstaltet der Bayernfanclub Fußball-Public-Viewing im Feuerwehrhaus, nachdem der vorherige Standort, die Gemeindehalle, abgerissen worden war. Weil viele Bayern-Fans bei der Feuerwehr aktiv sind, helfen alle zusammen. Auch das letzte Gruppenspiel gegen die USA wird in der Feuerwehrhalle gezeigt, dann ist wegen der späten Anstoßzeiten aber Schluss. Bis zum Halbfinale - „ist Deutschland drin, übertragen wir das auf alle Fälle", verspricht Lang.

(bew)

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