Was kommt heraus, wenn Jessie Ware, AlunaGeorge und BANKS zusammen ein Album machen? Kllo aus Melbourne kommen dem zu erwartenden Ergebnis ziemlich nah, denn ihr Elektropop bringt das Beste aus Electronica, Soul, R&B und Pop zusammen. So klingt das Debüt mal wie die 2017er-Version von Janet Jacksons All For You und mal wie BANKS, die aus dem Keller der Beziehungsdepressionen endlich ans Tageslicht gefunden hat.
Kllos Ästhetik ist schnell durchschaut: ätherische Vocals über watteweich produzierten Elektrobeats und ebenso entspannten Melodien. Im Gesamtergebnis ist das Debütalbum von Kllo damit in etwa so aggressiv wie ein Haufen kleiner Angorakatzenbabys. Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Platte durchaus abwechslungsreich ist und sowieso atmosphärisch perfekt ausgearbeitet. Chloe Kaul und ihr Cousin Simon Lam bewegen sich mit Two-Step- und UK-Garage-Elementen unterhalb von Kauls schöner Stimme teilweise etwas Richtung Tanzfläche (Dissolve, Virtue, Last Yearn, By Your Side), aber besser passt die Musik dann doch zu introspektiven Momenten spätnachts auf dem Sofa.
Einen dominanteren Beat trauen sich nur das fast sechsminütige By Your Side und Making Distractions und drücken gleichzeitig etwas auf das Tempo. Ansonsten reißt nicht mal das James-Blake'sche Ende von Last Yearn so wirklich aus der Waagerechten. Festzuhalten bleibt also: Eine druckvollere Basslinie hier oder da würde auf Backwater nicht schaden, um den schwebenden Sound ein bisschen auf den Boden zurückzubringen und aus der Hypnose zu reißen.
Das wollen Kllo aber anscheinend gar nicht, sondern mit ihrem Debüt lieber auf Streicheleinheiten und gepflegte Melancholie setzen. Und das liegt ihnen wirklich gut, denn eines sind die Songs in jedem Fall: authentisch. Besonders Nylon („I don't wanna die young / I don't wanna hold us back / Need someone to rely on") bringt die Schwierigkeiten, mit denen Kaul und Lam seit ihren ersten EPs konfrontiert waren, gut auf den Punkt. Und so ist Backwater als Ganzes dann eine Platte fürs Zurückschauen, die auf Nummer sicher geht, anstatt durch große Ambitionen herausstechen zu wollen. Ganz angenehm und unaufgeregt.