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Book

Karriere einer Vertriebenen

„Der Schreibtisch ist das wichtigste Stück in meinem Zimmer“, erinnert sich Barbara Coudenhove-Kalergi an ihre Kindheit. Dass aus dem gelangweilten Sandwichkind, wie sie sich selbst bezeichnet, später eine der bekanntesten österreichischen Journalistinnen werden würde, war damals noch nicht absehbar.

In ihrer Autobiografie „Zuhause ist überall“ gibt Coudenhove-Kalergi nicht nur Einblicke in ihren beeindruckenden journalistischen Werdegang. Als Zeitzeugin erzählt sie auch von ihrer Jugend während des Zweiten Weltkrieges. Geboren in Prag, wuchs sie als einzige Tochter einer deutschsprachigen böhmischen Adelsfamilie auf. Als kurz vor Kriegsende in Prag der Aufstand losbricht, wird die damals erst 13-jährige mit ihrer Familie nach Österreich vertrieben. 

Über Umwege gelangt die Autorin zum Journalismus und arbeitet unter anderem für die Arbeiterzeitung, profil und Standard. Als Leiterin des ORF- Korrespondentenbüros in Prag kehrt sie 1989 in ihre Heimatstadt zurück. Beruflich erfolgreich, schafft sie es aber nicht, privat wieder Fuß zu fassen: „Die Vertreibung war entgültig.“ Mit ihren Memoiren hat die Autorin keine Abhandlung ihres Lebens, sondern eine sehr persönliche Autobiografie geschrieben. Trotz schwieriger Umstände hadert sie nicht mit ihrem Schicksal als Vertriebene, sondern zeigt: „Zuhause ist überall“.

 

Barbara Coudenhove-Kalergi: „Zuhause ist überall“. Erinnerungen. Zsolnay Verlag, Wien 2013, 335 S., gebundene Ausgabe: 22,90 €