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Konventionelle Ausdrucksformen

Konventionelle Ausdrucksformen
Verbeugung - Konventionelle Ausdrucksformen - R.M.F - Alltagspsychologie
Konventionelle Ausdrucksformen - R.M.F - Alltagspsychologie 
Man nimmt vielfach an, die Sprache des mimischen Ausdrucks sein ein Esperanto, das alle Menschen verstehen würden.
Und sicherlich ist das, im Hinblick auf die Urgesten, richtig; geht doch deren Verständlichkeit über den Kreis der Menschen hinaus, werden doch auch Hunde von unserem drohenden Blick geschreckt, ja Löwen vom festen Auftreten des Dompteurs gebändigt.
In der Überzeugung, dass bei primitiven Menschen, bei Wilden, Kindern und Geisteskranken der reinste, urtümlichste Ausdruck zu finden sei, studieren unsere Expressionisten, die Künstler, die den möglichst gesteigerten Ausdruck als höchste Macht der Kunst verehren, die Plastiken der Ureinwohner, die Zeichnungen der Kinder und Paranoiker. Hier glauben sie, die reine Natur zu finden.
Und doch irren sie, wenn sie meinen, dort einen ganz reinen und unkonventionellen Ausdruck zu finden. Wo immer eine Gemeinschaft besteht, wird der Ausdruck auch konventionalisiert, wenn auch die meisten dieser Konventionen als Variationen der Urgesten erkennbar bleiben. Aber wir wissen vielfach nicht, was noch Urgeste, was schon konventionell ist.
Die meisten Europäer meinen, dass das Nicken mit dem Kopf als Zeichen der Bejahung, das Schütteln des Kopfes als Zeichen der Verneinung, dass Kuss als Zeichen der liebenden Vereinung »Natur« seinen, jenem Esperanto der Gefühlssprache angehörten.

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