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Die Kaffeemühle [1]

Die Kaffeemühle
Märchen aus neuerer Zeit - Achtung & Wertschätzung
Die Kaffeemühle – Märchen aus neuerer ZeitDie Kaffeemühle – Märchen aus neuerer Zeit


Jeden Morgen mahlte sie den Kaffee. Seit vielen Jahren stopfte ihr ein Mann das Maul mit Kaffeebohnen voll und drehte rücksichtslos an der Kurbel, und sie – die Kaffeemühle – musste die Bohnen zu Pulver zerreiben.


Der Mann nahm das Pulver, schüttete es zusammen mit kochendem Wasser in eine große Tasse und schlürfte darauf genießerisch das Gebräu.


Der Mann glaubte nicht, dass Gegenstände Leben in sich hätten. Der Mann verachtete die starre Dienstbereitschaft der Sachen und spottete über seinen Dichterfreund, der ihm einschärfte, Sorge zu tragen für die Dinge, weil sie uns nützlich seien und wir sie deshalb gern haben sollten.


Eine Lampe, ein Messer, eine Tür, ein Möbelstück oder ein Fenster könnten aus ihrer untertänigen Ruhe erwachen; ein Stuhl könnte sich zur Seite neigen und nicht mehr zum Sitzen taugen, so dass ein unachtsamer Mensch sich unter Umständen das Genick brechen könnte.


Eines Morgens sprang tatsächlich die Kaffeemühle entzwei; sie klemmte dem Mann einen Finger ein und biss ihn wütend in die Fingerspitze; der Mann fluchte, das Blut floss, dann wurde der Fingernagel schwarz und die Hand musste in einer Notfallklinik verarztet werden.


Die Kaffeemühle mahlte nie wieder Kaffee. Sie wurde auf eine Müllhalde geworden, dort spielte sie mit den armen Vorstadtkindern und lebte glücklich und zufrieden.


Die Kaffeemühle – Märchen aus neuerer Zeit



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