Der griechische Begriff Wahrheit bezeichnet erstens die Wahrheit von Sätzen, wonach ein Satz genau dann wahr ist, wenn ein entsprechender Sachverhalt besteht. Diese auf Aristoteles zurückgehende Definition entspricht auch der heute noch vorherrschenden Auffassung der Urteilswahrheit.
Zweitens verweist der ursprüngliche Sinn des Wortes ‚aletheia', die Unverborgenheit, auf Wahrheit als eine Erschlossenheit von einzelnen Dingen. Martin Heidegger hat darauf hingewiesen, dass dieser Begriff einer entdeckenden Wahrheit fundamental ist, insofern erst durch die Erschlossenheit Wahrheits-Sätze möglich sind.
In der römischen Mythologie war Veritas die Göttin der Wahrheit und Aufrichtigkeit. In der griechischen Mythologie ist die Wahrheit als Aletheia bekannt. Das Wort stammt von Lethe - einem Fluss der Vergesslichkeit -, einem der fünf Flüsse des Hades, dem Fluss der Höhle von Hypnos. Diejenigen, die aus dem Wasser dieses Flusses trinken, vergessen alles, bevor sie wiedergeboren werden.
Man berichtet, Aletheia lebte einst traurig und unzufrieden mit der Zunahme der Lügen zwischen den Menschen. Sie war nicht zufrieden mit den negativen Veränderungen, die stattgefunden hatten, so musste sie sich von der Gesellschaft fernhalten und isolierte sich daher selbst immer mehr. Viele Menschen riefen Aletheia aber an und weinten, als sie verzweifelt auf der Erde nach Wahrheit suchten. Aletheia hingegen antwortete ihnen: Folgt mir nach und nie wieder werdet ihr lügen können. Eines aber lasst euch gesagt sein, ihr müsst damit rechnen, allein gelassen zu werden und isoliert leben zu müssen, wenn ihr euch für die Wahrheit entscheidet, wie ich auch.
Aletheia wird allgemein als Jungfrau dargestellt, nackt oder in Weiß gekleidet, manchmal hält sie auch einen Spiegel in der Hand. Schau in Dich und du wirst die ganze Wahrheit erfahren ...
Sandro Botticelli - Die Verleumdung des Apelles - Wahrheit
Veritas und Aletheia - Göttin der Wahrheit