Kurz vor der Geburt stirbt das Kind von Simone und Thomas Huth. Sie trauern, und werden doch noch Eltern. Eine Geschichte über Selbstvorwürfe, Ängste und einen Neuanfang Von Astrid Probst
Es ist der Sommer 2018. Deutschland ist im WM-Fieber, während Simone und Thomas Huth* nicht wissen, wie ihr Leben weitergehen soll. Sie sitzen auf dem Sofa, das Fenster ist gekippt, von draußen kommt warme Luft herein - und Kindergeschrei, das die Stille in der Wohnung noch unerträglicher macht.
Simone Huth, damals 33 Jahre alt, verlässt die Wohnung nur, wenn es dunkel wird. Auch ihrem Mann Thomas, damals 39, fällt es schwer, rauszugehen. Der ganz normale Einkauf wird zur Tortur. "Man glaubt nicht, wie viele Schwangere oder Frauen mit Babys einkaufen gehen", sagt Thomas Huth, als er sich an die Monate im Sommer 2018 erinnert. "Die waren immer da, aber plötzlich siehst du sie." Auch Simone und Thomas Huth hätten mit dem Kinderwagen ihren Sohn durch die Wohngegend bei München schieben wollen. Aber ihr Sohn Jonas kam tot zur Welt. Eine stille Geburt, so nennen das Hebammen. Still, weil das Baby nicht schreit.