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Drei Monate ohne Internet: Die Hölle muss eine Warteschleife sein

„Kannst du vielleicht einen Hotspot aufmachen?", rufe ich meiner Mitbewohnerin zu und stürme in ihr Zimmer, ohne Rücksicht auf ihre Privatsphäre. Ich habe kein Datenvolumen auf meinem Handy, muss aber in eine Zoom-Veranstaltung. Widerwillig gibt sie mir ihr Internet frei. Für ein paar Stunden kann ich die Welt wieder umarmen. Ich besuche Instagram, Twitter und Facebook. Was machen meine Freunde im Ausland? Wo ist das nächste Katzen-Video, und was treibt eigentlich der Bachelor? Ich mache alles - außer eine Zoom-Veranstaltung zu besuchen: Meine Mitbewohnerin wird bestimmt nicht merken, dass ich ihr Internet missbrauche - für Trash.

Wenn wir etwas wissen wollen, googeln wir. Unseren Freunden schreiben wir über Whatsapp. Wenn wir uns verlaufen, öffnen wir Maps. Musik läuft über Spotify und Serien bei Netflix. Und wenn wir Lust auf ein Date haben, tippen wir auf unserem Handy auf eine kleine rote Flamme. Wir sind die Generationen Y und Z und Alpha, wir sind die Generation digital, soll heißen: Wir kennen ein Leben ohne Internet nicht. Ohne immerzu verfügbares, schnelles Internet, auf dem Handy und dem Laptop (auch wenn der Empfang in Deutschland tatsächlich oft noch besser sein könnte). Wir kennen das Leben davor nicht, und wir kennen das Leben ohne - ohne Internet und ohne Spaß - nicht mehr. So wie die Menschen, die zum Spaß ein Wochenende lang beim Mittelalter-Camp lernen, wie die Menschen früher lebten, arbeiteten oder Feuer machten, so haben wir nun an einem ganz eigenen Sozialexperiment teilgenommen: ein Leben ohne Internet. Ist ja quasi wie Mittelalter. Allein, unser Experiment war ein unfreiwilliges.

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