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Proteste in Belarus: Dieser Konflikt trifft uns mitten ins Herz

Während in Minsk und ganz Belarus die weiß-rot-weißen Fahnen geschwenkt werden, sitze ich an meinem Handy in Deutschland und telefoniere per Video mit Stanislav. Stanislav lebt in Minsk und hat in den vergangenen Tagen an den Demonstrationen teilgenommen. Heute Abend bleibt er zu Hause. Ich freue mich, ihn endlich nach Tagen der belarussischen Internetsperre erreichen zu können: Wir stoßen immer wieder mit Wodka an, indem wir die Gläser an die Handykamera führen.

Stanislav erzählt von den Flaggen, von dem Lied „Peremen" (Veränderungen) der sowjetischen Rocklegende Viktor Tsoi, das auf den Straßen gespielt wird, und von dieser Stimmung, die jeden in Aufbruchstimmung versetzt. Ich merke, dass mich die Demonstrationen in Belarus beschäftigen. Ich fühlte mich schwach und ohnmächtig. Immer wieder denke ich: Ich muss doch etwas tun können von Deutschland aus. Meine Machtlosigkeit erscheint in Anbetracht der Tatsache, dass in Belarus wirklich ein Kampf vor sich geht, wahrscheinlich banal und naiv. Doch etwas geht in mir vor, das mich nicht loslässt: Die Ausschreitungen betreffen mich mehr als nötig. Ich kann nicht schlafen und übersetze Telegramnachrichten aus den belarussischen News Channels.

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