Fast jeder kennt ihn: Für die einen ist er seit langem ein treuer Begleiter, bei anderen schaut er nur selten vorbei - nach ausgedehnten Radtouren oder einem (Halb)Marathon zum Beispiel.
Akuter Knieschmerz tritt vor allem nach körperlicher Belastung auf, wie Sie sie ihn beschrieben haben. Wer einen Halbmarathon läuft, sollte seinem Körper danach ein paar Tage Ruhe gönnen, beziehungsweise als Ausgleich eine Sportart beitreiben, die die Kniegelenke schont - wie zum Beispiel Schwimmen. Prinzipiell ist es nie gut, in eine komplette Ruhesituation zu verfallen und sich gar nicht mehr zu bewegen.
ist Fachärztin für Anästhesiologie mit der Zusatzbezeichnung Spezielle Schmerztherapie. Seit Oktober 2018 ist sie in der Schmerztherapie in Rüdersdorf tätig.
Im Schmerzzentrum der Immanuel Klinik Rüdersdorf arbeitet ein interdisziplinäres Team aus verschiedenen Fachrichtungen im engen Austausch zusammen.
Was kann ich unterstützend tun, um einen akuten Schmerz zu lindern?Bei akuten Schmerzen gilt die PECH-Regel, die nahezu jeder ambitionierte Sportler kennt und die auch für den Laien sehr sinnvoll sein kann: Pause einlegen und auf Eis legen, also kühlen, Compression, sprich Verband oder Bandage zur Stabilisierung des Gelenks anlegen und das Bein h ochlagern.
Wem das nicht hilft, stellt sich häufig beim Allgemeinmediziner oder Orthopäden vor. Dann kann der Behandler nach dem Ausschluss ernster Verletzungen oder Gelenkdestruktionen mit den Wirkstoffen Diclofenac oder Ibuprofen arbeiten, sofern das kardiovaskuläre Risikoprofil es zulässt. Diese Wirkstoffe interagieren mit anderen Arzneistoffen und können beispielsweise die Herz schützende Wirkung von ASS mindern.
Wenn man beispielsweise einen älteren Patienten behandelt, der unter Bluthochdruck leidet oder schon einmal einen Infarkt hatte, muss man mit diesen Medikamenten sehr vorsichtig sein. Dann würde man statt der oralen Einnahme eher einen Salbenverband mit den gleichen Medikamenten empfehlen.
Wenn es um chronifizierte Schmerzen geht, ist die Gonarthrose die häufigste Ursache, also der Verschleiß des Kniegelenkes. Gerade bei älteren Patienten können auch entzündliche Veränderungen dazukommen, beispielsweise im Rahmen der rheumatoiden Arthritis, es kann außerdem zu Meniskuseinrissen kommen oder zu Bandverletzungen.
Eine Fehlstatik kann auch für Knieschmerz sorgen. Soll heißen, dass das Problem sich durch einen Knieschmerz äußert, dass die Ursache aber zum Beispiel in der Hüfte liegt: Wenn man eine Abnutzung in der Hüfte hat, macht man Ausgleichsbewegungen, die sich dann irgendwann in Knieschmerzen äußern können.
Es kann auch Fuß-Deformitäten geben, die man in jungen Jahren lange Zeit gut kompensieren kann, wie eine X- oder O-Beinstellung oder ein Knick-, Senk-, Spreiz-, Plattfuß. Nicht zuletzt kann ein Knieschmerz seine Ursache auch in einer Rückenproblematik begründen, wie Bandscheibenvorfälle oder einer Enge des Wirbelkanals.
Das Knie ist eines der wichtigsten Gelenke überhaupt: Damit drehen, beugen, rotieren wir - ohne ein intaktes Gelenk ginge Fortbewegung nur unter Schmerzen. Doch was tun, wenn der schützende Gelenkknorpel Schaden nimmt? Seit Jahrzehnten tüfteln Forscher daran, siechen Knorpel zu ersetzen.
Vor allem bei Sportarten wie Fußball oder Handball passiert es: mit einem "Knall" reißt das Kreuzband oder der Meniskus ist lädiert. Wer seine alte Beweglichkeit wieder gewinnen will, dem wird eine Operation empfohlen. Damit ist es allerdings nicht getan. Das Knie muss wieder "aufgebaut" werden, ohne Physiotherapie geht nichts. rbb Praxis sprach mit dem Physiotherapeuten Daniel Naumann über diesen langwierigen Prozess.
Es ist meist so, dass sich Betroffene beim Hausarzt vorstellen und dann an einen Orthopäden überwiesen werden. Wir in der Schmerztherapie sehen die Patienten meist erst dann, wenn sie einen chronischen Knieschmerz haben, der schon längerfristig besteht.
Bei chronischen Schmerzen wählen wir einen multimodalen Ansatz, da es nicht eine Therapieform gibt, die allein zielführend ist. So sehen wir das in der Praxis.
Zunächst ist der richtige Befund wichtig: Liegt da wirklich eine Abnutzung vor oder kommt die Problematik vom Rücken oder der Hüfte usw. Das Wichtigste ist zunächst, die Schmerzen zu lindern, um den Patienten in die Lage zu bringen physiktherapeutisch beübt werden zu können. Da kann man ähnliche Präparate für einen kurzen Zeitraum wählen wie beim akuten Knieschmerz, also Nicht-Opiodanalgetika. Wenn das nicht reicht, können auch kurzfristig stärkere Schmerzmedikamente zum Einsatz kommen. Danach ist die physiotherapeutische Übung das A und O, um die Muskulatur zu stärken, die das Knie umgibt.
Dazu kann auch eine Vorstellung in der Orthopädietechnik gehören, um zu schauen, ob Einlagen sinnvoll sind. Oder sich das Gangbild des Patienten genau anzusehen und dazu Ratschläge zu geben und auch ihn dabei zu unterstützen, im Alltag seine Bewegung trotz Schmerzen durchzuführen.
Gewichtsreduktion, das muss man ganz klar sagen. Die häufigste Ursache für einen arthrotischen Verschleiß ist Übergewicht. Schon das Abnehmen von wenigen Kilogramm hat bei übergewichtigen Patienten einen deutlichen Effekt auf die Schmerzintensität.
Eine Ernährungsumstellung kann dabei helfen, gleichzeitig mehr Bewegung. Viele chronische Schmerzpatienten bewegen sich aus Angst vor dem Schmerz, der durch die Bewegung initial oft stärker hervortritt, gar nicht mehr oder kaum noch. Das ist leider kontraproduktiv.
Was die Lebensstiländerungen angeht, herrscht unter Expertinnen und Experten Einigkeit, das wird ganz klar empfohlen.
Ansonsten haben mehrere Untersuchungen gezeigt, dass eine Serie von Akupunktur beim chronischen Knieschmerzpatienten doch zu einer deutlichen Schmerzlinderung führen kann. Natürlich gibt es auch gegenteilige Studien, die sagen, das bringt nichts. Aus unserer Erfahrung ist es schon ein sehr sinnvolles Verfahren und eine mögliche Option beim multimodalen Therapieansatz zur Behandlung chronischer Knieschmerzen.
Ähnliches gilt auch für die Blutegel-Therapie. Auch da sehen wir in der Kombination mit anderen Verfahren häufig Erfolg. Es funktioniert aber nicht so, dass man den 'Blutegel ansetzt' und der Patient ist dann schmerzfrei. Vor allem der erfolgreiche Einsatz von Egeln am Knie zur Linderung der Gelenkentzündung entspricht unserer klinischen Erfahrung.
Diese Spritzen helfen vor allem bei Patienten, die unter chronischen Schmerzen leiden, die gerade wieder akut werden. Wenn man diesen Schmerz nicht anders eingefangen bekommt, kann über eine Injektion nachgedacht werden um die Schmerzpassage zu lindern, insofern eine Injektion für den Patienten vor dem Hintergrund seiner Vorerkrankungen geeignet ist. Allerdings ist die Dauer des Effektes, sowohl bei Hyaluron als auch bei Kortison nicht vorhersagbar. Daher sind Spritzen nie die alleinige Therapie.
Die Behandlung des chronischen Knieschmerzes funktioniert leider nicht so, dass man zum Arzt geht, der gibt eine Tablette oder eine Spritze und dann ist alles wieder gut. Die Behandlung eines chronischen Schmerzes ist, wie seine Entstehung, eben langwierig und komplex. Schmerzfreiheit ist über kurzen Zeitraum nicht zu erwarten. Realistisch ist eine deutliche Verbesserung in einem Zeitrahmen beispielsweise im Rahmen einer multimodaler Schmerztherapie, wie wir das in einem Team aus erfahrenen Pflegekräften, Ärzten verschiedener Fachrichtungen, Psychologen, Physiotherapeuten, Ergo- und Musiktherapeut auf der Station praktizieren. Man spricht von einer signifikanten Schmerzlinderung, also einem Therapieerfolg, wenn der Schmerz um 30 Prozent geringer ist. Das hört sich für viele Patienten vielleicht erstmal nicht viel an, ist aber häufig der Schritt in eine gute Richtung. Das Arbeiten an einer gewissen Schmerzakzeptanz ist daher auch wichtig.
Es ist für Patienten mit chronischen Schmerzen ganz besonders wichtig, dass sie lernen sich zu entspannen. Zum Beispiel mit Entspannungsverfahren und es gibt auch Yoga speziell für Schmerzpatienten, welches die Körperwahrnehmung günstig beeinflussen kann. Auch Achtsamkeit oder aber die Teilnahme an ambulanten psychotherapeutischen Schmerzgruppen kann zu einem besseren Schmerzumgang führen.
Herzlichen Dank für das Gespräch, Dr. Susanne Nitschke! Das Interview führte Ariane Böhm.
Wie steht es aktuell mit der Pflege in Deutschland? Was ist gut, was muss sich verbessern und wo soll es in Zukunft hingehen? Der Care Klima-Index 2019 zeichnet ein Stimmungsbild zu diesen Fragen - aus der Sicht von Pflegefachkräften, Ärztinnen sowie Kostenträgern und Verbänden. Franz Wagner, Präsident des Deutschen Pflegerates, hat die Umfrage aus der Perspektive der Pflege für rbb Praxis eingeordnet.
Sie hat vorab für mächtig Wirbel gesorgt: die Masernimpfpflicht. Jetzt kommt sie - zum 1. März. Aber das ist lange nicht die einzige Änderung im Gesundheitssystem 2020: Der Zusatzbeitrag der gesetzlichen Krankenkassen steigt, die 116 117 wird zur bundeseinheitlichen Notdienstnummer ausgebaut, Früherkennung für Gebärmutterhalskrebs folgt einem neuen Programm - und da kommt noch mehr. rbb Praxis hat die wichtigsten Änderungen für Sie.
Gerade in den ersten Monaten des neuen Jahres beschäftigen sich viele Menschen mit dem Thema Ernährung, um dem Körper Gutes zu tun, vielleicht abzunehmen. "Schlechte" Lebensmittel vermeiden ist dabei oft das Motto. Sie zu erkennen soll 2020 auch der Nutriscore helfen. Aber: Gibt es die überhaupt? Wird z.B. durch mehr Eiweiß auf dem Teller alles besser, während Fett per se schadet? Und welche Rolle spielt die innere Uhr? Wir haben aktuelle Forschungsergebnisse für Sie zusammengefasst.
Wenn's draußen kalt wird und die Tage kürzer werden, dann kommen sie: süße Verlockungen von Weihnachtsmärkten und aus Supermarktregalen. Hier lesen Sie, wie Sie es schaffen, Lebkuchen die kalte Schulter zu zeigen, versteckten Zucker zu enttarnen und den Körper im Winter mit mehr Obst und Gemüse gesunde Kraft zu geben - 11 Tipps von Ernährungsmedizinerin Prof. Diana Rubin.