Friedrich
Ani stand auch auf der Longlist für den Crime Cologne Award. Aber er
ist ein bisschen mitschuldig daran, dass der Preis in diesem Jahr an
Simone Buchholz und ihren Roman "Blaue Nacht" ging. Folgendes postete
der Großmeister im März auf seiner Facebookseite und setzte die St.
Paulianerin damit auf die Liste der Kritiker:
Diese Autorin ist eine so verdammt warmherzige und eiskalte und gnadenlos-ehrliche Romantikerin, dass die Schlagringe der härtesten Schläger augenblicklich schmelzen würden, sollten sie je auf dieses Buch von Simone Buchholz treffen!AuIch nehme mich selbst da gar nicht aus. Auch mich hat Ani auf diese Weise an Simone Buchholz erinnert. Bei 80 000 Neuerscheinungen im Jahr auf dem deutschen Buchmarkt kann man schon mal jemanden aus dem Auge verlieren. Vor Jahren bereits mochte ich Simone Buchholz' sehr lustige Single-Kolumne in der Brigitte. Die schreibt sie nicht mehr, denn sie ist inzwischen verheiratet mit Kind. Also wechselte sie zum Kriminalroman (dieser kausale Zusammenhang leuchtet mir unmittelbar ein).
Friedrich Ani auf Facebook
"Blaue Nacht" ist der mittlerweile sechste Roman um Chastity Riley, GI-Kind und Staatsanwältin in Hamburg mit guten Verbindungen ins Milieu. Eine einzige große Freude, dieses Buch. Und als Mitglied der Jury zum Crime Cologne Award hatte ich zusammen mit Gisa Klönne, Margarete von Schwarzkopf, Klaus Bittner und Orkun Ertener jetzt die große Freude, Simone Buchholz für "Blaue Nacht" auszuzeichnen. Und hinterher zu feiern - aber das ist ein anderes Thema und würde alten Kopfschmerz wiederbeleben, deshalb lasse ich das ruhen (feiern Sie mal mit einer Kiez-Größe!).
Der Laudatio der Juryvorsitzenden Gisa Klönne jedenfalls schließe ich mich in voller Breite an.
"BLAUE NACHT, der sechste Roman von Simone Buchholz um die kettenrauchende und Astra-Pils-trinkende Staatsanwältin Chastity Riley aus Hamburg Sankt Pauli mit den wohlkaschierten Narben auf der Seele, leuchtet förmlich heraus aus einigen durchaus ebenfalls großartigen Kriminalromanen, die im letzten Jahr erschienen sind."
Hier die lesenswerte Lobeshymne in voller Länge. Gisa Klönne ist selbst eine ausgezeichnete Schriftstellerin und Krimiautorin, die weiss, wovon sie spricht.
"Simone Buchholz findet die perfekte Balance zwischen Coolness, Humor und Melancholie. Augenzwinkernd und charmant spielt sie wie nebenbei mit der – klassisch männlichen – hardboiled-Erzähltradition."
aus der Laudatio von Gisa Klönne
Es
ist wirklich etwas rätselhaft, warum Simone Buchholz erst jetzt so
richtig entdeckt wird. Ich gönne es ihr. Oder wie sie selbst sagen
würde: "Volle Gönnung!". Vielleicht half der Wechsel zum
ehrenwerten Suhrkamp Verlag. Denn ihr früherer Verlag, Droemer Knaur,
drückte den großartigen Großstadtromanen den Stempel "Hamburg Krimi"
auf, und den Lokal- oder Regionalkrimi mag man im Feuilleton nicht.
Damit hätte sich eine von Simone Buchholz' Qualitäten, nämlich die
Atmosphäre des Ortes authentisch und unverwechselbar einzufangen, gegen
sie gerichtet. Mit dem Erfolg von "Blaue Nacht" kann sie das Stigma der
Lokalmatadorin endgültig hinter sich lassen.
"Als ich das Krankenhaus verlasse, hat es der Tag dann auch geschafft. Über die Stadt fällt ein tiefes Seufzen. Die Straßenlaternen sind jetzt vollkommen zu Recht an und der Asphalt entspannt sich. Ich laufe an der Alster entlang und an den Kanälen, die mich bis zum Hafen bringen. Am Wasser zu laufen kommt mir immer so viel einfacher vor, als irgendeine Straße zu nehmen. Das Wasser bewegt sich mit, bringt mich voran. Und etwas Ordnung in meinen zerwühlten Kopf.
aus: BLAUE NACHT von Simone Buchholz
Herzlichen, allerherzlichsten Glückwunsch, Simone Buchholz! Volle Gönnung! Auf dass du nie nie wieder vom Schirm der großen Jungs verschwinden mögest!
Mehr:
Mein Radiobeitrag zu Simone Buchholz im Deutschlandfunk, "Büchermarkt" (auf "Sendung vom 23.9.2016", darin "komplette Sendung AUDIO" klicken)
Simone Buchholz' Homepage
Blaue Nacht bei Suhrkamp
Gisa Klönnes Website
Crime Cologne Award
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