Der Film "Manche hatten Krokodile" erinnert an Zeiten, in denen St. Pauli mehr Lebens- und weniger Eventraum war.
Wie eine feine Dame sieht Julia aus der Ferne aus, wie sie da am Tresen des Utspann in St. Pauli sitzt, mit ihrer im warmen Kneipenlicht glänzenden Perücke. Mit einer eleganten Handbewegung führt sie eine Zigarette zum Mund, nimmt einen tiefen Zug. Schnitt.
Julia
in Nahaufnahme: Mit trübem Blick spricht sie in die Kamera. "Heute
kann man als Transe in normalen Berufen arbeiten, aber früher war da
nix zu machen", sagt sie mit ihrer tiefen Stimme. Und dann beginnt
sie von früher, von den Sechzigern, zu schwärmen. Von ihrer Zeit
als Tänzerin bei den großen Travestie-Shows, im Soho und im Bikini
auf der Großen Freiheit. Vor ihren Auftritten sei sie im Abendkleid
durch die Schmuckstraße stolziert.
Es sind leise Szenen wie diese, die den Dokumentarfilm Manche hatten Krokodile ausmachen. Szenen, in denen der alte Kiez auflebt. Seine Protagonisten führen den Zuschauer in eine Zeit, in der die Gegend um die Reeperbahn denjenigen Zuflucht bot, die nicht den strengen gesellschaftlichen Konventionen entsprachen. Außenseiter und Rebellen wie die transsexuelle Julia.
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