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Weiblicher Wirtschaftsmotor

Fokus auf Unternehmerinnen: Mit einem weltweiten Wettbewerb unter Gründerinnen will Israel Frauen fördern. In diesem Jahr ist ein deutsches Medizin-Start-up dabei


Die Wüste Negev nimmt den größten Teil von Israel ein. Das Land ist arm an Ressourcen, ebenso wie Deutschland. Um die Wirtschaft anzukurbeln, müssen beide Länder auf die Arbeitskraft ihrer Bewohner zurückgreifen.

Wie in allen Industrienationen gründen in Israel nur wenige Frauen ein Unternehmen. Ihr Anteil unter den Start-up-Gründern beträgt 20 Prozent, in Deutschland lag der Anteil im letzten Jahr bei nur 13 Prozent.

Für den Chef-Wissenschaftler Avi Hasson des Staates Israel ist dies nicht nur aus moralischer Sicht bedenklich, da Frauen für die Gleichberechtigung und Selbstverwirklichung gleichermaßen unter Gründern vertreten sein sollten. „Gerade auch unter ökonomischen Gesichtspunkten ist es notwendig, dass beide Geschlechter Unternehmen aufziehen", sagte Hasson bei der „Digital Life Design"-Konferenz in Tel Aviv. Das Wirtschaftswachstum eines Landes bestimme in hohem Maße das sogenannten „human capital", wofür Männer und Frauen gebraucht werden.

Israel will Frauen nun verstärkt fördern. In diesem Jahr hat das Land einen weltweiten Wettbewerb ausgerufen. In 31 Staaten kürten die israelischen Botschaften die jeweils besten Start-up-Gründerinnen. Der Preis war eine Reise nach Tel Aviv zur „Digital Life Design"-Konferenz. Durch den Wettbewerb soll auf Unternehmerinnen in der Gesellschaft aufmerksam gemacht werden. So sollen andere Frauen inspiriert werden, es ihnen gleich zu tun. Nicht nur in den Ländern der Botschaften, auch in Israel wurde über die Gründerinnen in den Medien berichtet. 

In Deutschland gewann die 26-jährige Anja Müller. Sie ist eine von drei Gründern des Medizin-Start-ups ATR-Elements, das Träger für Blutproben entwickelt. Als ehemalige Physik-Studentin ist sie es gewohnt, sich in einer Männerdomäne zu bewegen, und auch ihre beiden Mit-Gründer sind männlich. „Ich finde es super, dass durch den Wettbewerb Gründerinnen sichtbar gemacht werden", sagte Müller auf der „Digital Life Design"-Konferenz. „Andererseits möchte ich als Frau keine Extra-Behandlung bekommen". 

Müller sei es wichtig, für ihr Potenzial geschätzt zu werden und nicht für ihr Geschlecht. Frauenförderung halte sie dennoch für sinnvoll, da sie Frauen auf die Möglichkeit zu gründen aufmerksam machen könne. Müller ist selbst Mitglied in der deutschen Vereinigung „Femtech", die Frauen aus naturwissenschaftlichen Fächern unterstützt.

Wie hilfreich Frauenförderung sein kann, weiblichen Gründern eine Plattform zu bieten, zeigt der Wettbewerb selbst. Bereits zum fünften Mal prämierte Israel Start-up-Gründer weltweit. Im Vorjahr waren von 24 Gewinnern nur zwei weiblich, wohingegen in diesem Jahr durch die Beschränkung auf weibliche Bewerber die gesamte Gruppe von mehr als 30 Gründern aus Frauen bestand. 

Israel erreichte so sein Ziel, auf Unternehmerinnen aufmerksam zu machen, um in Zukunft noch mehr Gründer zur Entwicklung der Wirtschaft zu gewinnen. Doch mit nur einem Fünftel Frauen unter der Gesamtzahl der Start-up-Gründer ist der Anteil in Israel zwar höher als in Deutschland, doch das Potenzial des Wirtschaftswachstums ist noch nicht ausgeschöpft.

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