Julia Fricke (24) und Sophie Hoffmann (24) sind ausgebildete Gebärdensprachdolmetscher. Ungewöhnlich ist, dass sie auch auf Konzerten arbeiten. Denn viele Gehörlose wollen an den Konzerten teilhaben und verstehen, wovon die Bands singen. Dieses Jahr waren sie zum ersten Mal auf dem Oben Ohne Open Air in München im Einsatz und haben unter anderem die Konzerte von Sierra Kidd, Bilderbuch, Claire und Sam übersetzt. Dort haben wir sie zum Interview getroffen.
PULS: Wie übersetzt man Musik in Gebärdensprache?Julia: Wir müssen den Sinn der Texte der Künstler erfassen und verstehen, was sie eigentlich damit ausdrücken wollen. Dann übersetzen wir diesen Ausdruck in Gebärdensprache für die Gehörlosen.
Wie bereitet ihr euch auf die Konzerte vor?Sophie: Wir bekommen die Texte vorab geschickt. Dann setzen wir uns zusammen, gehen die Texte durch und schauen, was der Sinnzusammenhang ist. Manchmal fragen wir auch noch andere Kollegen, wenn wir nicht weiterkommen, ob sie eventuell noch eine Idee haben, wie eine gute Übersetzung aussehen könnte. Danach können wir die Texte so gut wie auswendig.
Wie schafft man es, auch die Stimmung von einem Lied zu transportieren?Julia: Wir übersetzen nicht Wort für Wort. Die deutsche Gebärdensprache hat ja ihre eigene Grammatik. Die Stimmung wird auch viel mit dem Körper vermittelt und die Mimik ist auch ganz wichtig. Mit ihrer Hilfe können wir viele Gefühle ausdrücken. Die Gebärdensprache ist ja sowieso eine bewegliche Sprache, man steht nicht einfach nur still rum. Das passt sehr gut.
Gibt es Unterschiede bei den Musikrichtungen?Sophie: Beim HipHop ist es natürlich sehr schneller Sprechgesang, dadurch werden die Gebärden auch schneller und aggressiver. Für umgangssprachliche Ausdrücke versuchen wir immer ein Synonym in der Gebärdensprache zu finden.
Julia: Nein. Wir sind Dolmetscher, wir übersetzen das, was gesprochen wird. Alles, was gesagt wird, übersetzen wir auch.