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Mieten steigen langsamer, die Angst bleibt

Wohnungsmarkt: Viele Spandauer befürchten Verdrängung aus ihrem Bezirk – für Jürgen Rendelmann (Foto) sind im Falkenhagener Feld nicht die Mieten das Problem

Eine gute Nachricht für Spandaus Mieter: Der seit 2010 ständige Anstieg der Mieten hat sich im zweiten Halbjahr 2013 spürbar verlangsamt. Das meldet der Immobilienverband Berlin-Brandenburg (IVD). Nach der aktuellen Statistik liegt Spandau im berlinweiten Mietvergleich auf dem vorletzten Platz. Nur in Marzahn-Hellersdorf ist das Wohnen noch billiger.

Trotzdem wächst die Angst vor der Gentrifizierung. Der IVD nennt für Spandauer Wohnungen in einfacher bis mittlerer Lage einen monatlichen Quadratmeterpreis von 6,20 Euro. Im Vorjahr waren es 5,80 Euro. Wohnungen in guter bis sehr guter Lage liegen nach dem aktuellen Report bei 7,30 Euro pro Quadratmeter, genau wie 2012. Genauere Zahlen liefert das Internetportal Immobilienscout24: Unterteilt in die Ortsteile Gatow, Haselhorst, Kladow, Siemensstadt, Spandau und Staaken fanden sich die günstigsten Mieten im zweiten Quartal 2013 in Staaken. 5,70 Euro kostet hier der Quadratmeter im Monat. Wohnungen für den kleinen Geldbeutel finden sich auch in dem großen Bereich Spandau, der die Innenstadt sowie Hakenfelde, Falkenhagener Feld und Wilhelmstadt umfasst. Hier liegt der Quadratmeter bei 6,10 Euro im Monat. Berlinweit liegt der Durchschnittswert im zweiten Quartal 2013 bei 7,30 Euro. Der vergleichsweise niedrige Mietspiegel in den Quartiersmanagement-Bereichen ist deutlich zu sehen: „Hier wird viel zerstört und geklaut", sagt Rentner Jürgen Rendelmann, der seit über 20 Jahren im Falkenhagener Feld wohnt. Die Lage sei brenzlig, deshalb gehe man hier nachts besser nicht auf die Straße. Näher am Berliner Durchschnitt liegen Haselhorst (6,60 Euro), Siemensstadt (6,80 Euro) und Kladow (6,90 Euro). Die teure Ausnahme bleibt unverändert Gatow. Mit 7,80 Euro je Quadratmeter übersteigt der Mietpreis sogar den durchschnittlichen Hauptstadt-Wert.

Wachsende Probleme.

Spandau war im Vergleich zu den Innenstadtbezirken bisher ein Mietpreis-Paradies. Hartz-IV-Empfänger, Senioren mit niedrigen Renten und Geringverdiener packten ihre Koffer und zogen in den Berliner Westen. In den letzten drei Jahren seien es rund 20.000 Menschen gewesen, die wegen steigender Mieten in Mitte, Friedrichshain und Co. in den Bezirk gezogen seien, so Heinz Troschitz, Präsident des Spandauer Mietervereins für Verbraucherschutz. Die Folge: Wachsende Problemkieze an den Stadträndern. Damit verbunden wächst die Angst vor dem sinkenden Bildungsniveau und dem Anstieg der Kriminalität. Wie Baustadtrat Carsten Röding (CDU) bereits vor Monaten warnte, müsse genau auf diese Probleme reagiert werden. Vor allem die Quartiersmanagements setzen sich dafür ein, gegen die Missstände vorzugehen. Doch so langsam scheint auch diese Entwicklung umzuschlagen. Immer öfter berichten Medien von Zwangsräumungen im Bezirk. In Marzahn-Hellersdorf ist gerüchteweise zu hören, dass manche Spandauer in den Ostbezirk übersiedeln, weil sie sich die hiesige Miete nicht mehr leisten können. Die Verdrängung scheint auch in Berlins Westen angekommen zu sein. Bezirksstadtrat Stephan Machulik (SPD) war für das Abendblatt nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Eine Bestätigung der Gerüchte im Osten gibt es daher bisher nicht.

Bild: Anne Langert

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