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Was braucht es für einen sozialen Aufstieg?

Berlin - die Stadt der Möglichkeiten?

In Deutschlands größter Metropole mit 3,8 Millionen Einwohner*innen und einem Haupt­bahnhof mit über 16 Gleisen auf verschiedenen Ebenen hat sich Natalya ihr Leben Stück für Stück aufgebaut. Berlin bietet nicht nur für kulturell interessierte und kreative junge Menschen viel Freiraum, sondern auch viele Möglichkeiten, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Innerhalb von drei Jahren reift ihre Idee und ihr Vorhaben, „Netzwerk Chancen" zu gründen. Mit Menschen im Bekannten­kreis, die bereits Unternehmen gegründet haben, kann sie sich austauschen und optimal vorbereiten. So bekommt sie auch den wertvollen Kontakt zu einem Notar, der sich damit auskennt, gemein­nützige Unternehmen zu beraten und bei der Gründung die richtigen Schritte einzuleiten - während sie in Vollzeit als Unternehmens­beraterin tätig ist. 2016 gründet sie schließlich nebenberuflich „Netzwerk Chancen".

Die Satzung für ihr Start-up bereitet Natalya komplett selbst vor und - so akribisch, wie sie ist - bespricht sie nur noch kurz vor der Gründung mit dem Notar. Für die Gründung ihres gemein­nützigen Unternehmens braucht Natalya kein Startkapital: Ihr Start-up ist ein soziales und gemein­nütziges Unternehmen zugleich. Ein soziales Business definiert sich dadurch, dass es Beschäftigung, Weiterbildung und Arbeit für benachteiligte Ziel­gruppen schaffen möchte. Die Gemein­nützigkeit ihres Unternehmens zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass 75 Prozent der Gewinne dem gemeinnützigen Zweck zugeführt werden müssen.

Die ersten drei Jahre finanziert sie ihr Start-up aus eigener Tasche. Mit zehn ehrenamtlichen Kräften und circa 3000 Euro pro Jahr baut Natalya ihr soziales Unternehmen langsam auf. Mittlerweile ist „Netzwerk Chancen" mit fünf hauptamtlichen und über dreißig ehren­amtlichen Kräften stark gewachsen.

Das Unternehmen fördert junge Erwachsene, die aufgrund ihrer sozialen Herkunft Unter­stützung beim Start ins Berufsleben benötigen. Für Natalya ist das ein Herzens­projekt - weiß sie doch aus eigener Erfahrung, wie hart und fordernd diese Zeit sein kann. „Netzwerk Chancen" bietet den Mitgliedern Mentoring- und Coaching-Programme sowie ein Netzwerk und Kontakte zu Arbeit­geber*innen. An erster Stelle steht die Förderung des Selbst­bewusst­seins und der Stärken der Teilnehmer*innen.

Netzwerk Chancen schließt Lücken im System

Natalya leitet das Team ehrenamtlich neben ihrem Vollzeitjob als Assistant Director bei EY Deutschland. Auf die Frage, wie sie das schaffe, lacht Natalya und sagt, sie könne gut „Nein" sagen. Zudem überlege sie gründlich, welche Aufgaben oder Anfragen sie annehme oder nicht. „Wenn ich zu allem Ja sagen würde, würde ich ausbrennen, und dann kann es ,Netzwerk Chancen' nicht mehr so geben, wie ich es mir vorstelle."

Innerhalb des Unternehmens wird oft strategisch überlegt, wie Ressourcen verteilt werden. Natalya und ihr Team betreuen aktuell 1500 Teilnehmer*innen. Oftmals sind es Menschen, die ähnlich wie Natalya aus einem struktur­schwachen Umfeld kommen. Natalya ermutigt sie und macht deutlich, dass es immer neue Möglichkeiten gibt und man sich nicht von Rückschlägen demotivieren lassen sollte. „Ich glaube schon, dass die Tüchtigen auch gewisser­maßen Glück haben", so Natalya. Durch die Zusammen­arbeit mit verschiedenen Unternehmen werden die Teilnehmer*innen nach Coaching oder Mentoring häufig direkt an Arbeit­geber*innen vermittelt, die sie fördern und ihre Stärken schätzen. Das Unternehmen trägt sich heute durch Unternehmens­partner*innen, Spenden sowie Förderungen durch Stiftungen wie die Nehring Stiftung, die Joachim Herz Stiftung und die Stiftung Bildung.Werte.Leben.

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