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Was ist bei einem Sturz auf die Schulter in den Bergen zu tun? (Teil 2)

Ist die Bewegung stark eingeschränkt? Wo sind die Leichtere Verletzungen lassen sich gut selbst oder mit Hilfe anderer Personen versorgen. Wichtig ist in Ruhe zu schauen und zu klären, was passiert ist. Schmerzen? Sind Fehlstellungen zu sehen? Schwellt der Arm oder die Schulter rasch an? Wie fühlen sich die Finger an? Gibt es Taubheitsgefühle?

Wenn ihr Taubheitsgefühle, eine verschobene oder offene und stark blutende Wunde habt, solltet ihr schnellstmöglich die Bergwacht informieren. Weit weg vom Handynetz und Hilfemöglichkeit können Luxationen auch selbst eingerenkt werden, sofern ihr es schon einmal gemacht habt. Bei leichteren Verletzungen ist es ähnlich wie bei Verletzungen der unteren Extremitäten:

Die Schulter ist zu schonen. Der Oberkörper sollte hochgelagert werden. Offene Wunden sind bei groben Verunreinigungen mit Wasser auszuspülen und möglichst abzudecken.

In den Bergen auf die Schulter oder den Arm stürzen, hat genau einen Vorteil. Je nach Verletzung lässt es sich immer noch zur nächsten Berghütte oder Nothilfe laufen.

Einen Hinweis auf schwere Verletzungen gibt das starke und schnelle Anschwellen des verletzten Körperteils. Das ist ein Zeichen dafür, dass eine starke Blutung eingetreten ist. „Nur" Prellungen schwellen in der Regel nicht innerhalb von Minuten an. Leichtere Verletzungen können und sollten im Tal versorgt werden. Je nach körperlicher Verfassung ist es ratsam nach Verletzungen und Stürzen abzusteigen und die Tour nicht fortzusetzen. Bei allem Stress, Schmerz und Schock ist es notwendig zu schauen, ob wirklich die Rettungsmittel der Bergwacht beizuholen sind.

Durch einen direkten Aufprall auf die Schulter können neben Schulterluxationen und Schlüsselbeinfrakturen auch unsere Schultereckgelenke verletzt werden. Je nach Schwere sprechen Ärztinnen und Ärzte von Schultereckgelenkssprengungen. Das Schultereckgelenk liegt an der oberen Außenseite unsere Schulter. Dort wird das Schlüsselbein mit dem Pfannendach „verbunden".

Das Eckgelenk ist beim Heben des Arms überkopf beteiligt. Beim Klettern unterstützt es die Überkopfbewegungen maßgeblich.

Die Verletzungen am Schultereckgelenk seien es Frakturen oder Verschiebungen bringen häufig auch Verletzungen der stabilisierenden Bänder mit sich.

Diese werden in verschiedene Schweregrade klassifiziert (Rockwood 1-6). Etwas laienhaft zusammengefasst werden Verletzungen der Bänder konservativ behandelt, wenn sie nur überdehnt oder teilweise gerissen sind. Stärkere Verletzungen, die auch von außen zu ertasten sind, werden operiert. Auch wird hier wieder nach eurer Aktivität, Sportlichkeit und eurem Alter entschieden, welche operativen Maßnahmen notwendig sind.

Symptome bei einer Schultereckgelenksverletzung sind eine stark eingeschränkte Beweglichkeit der Schulter, Blutergüsse, Schwellungen und starke Schmerzen. Eventuell lässt sich eine Vorwölbung des Schlüsselbeins am äußeren Ende erkennen.

Auch bei einem Aufprall auf die Schulter könnt ihr euch die Schulterpfanne brechen:

„Knöcherne Verletzungen an der Gelenkspfanne werden häufig operiert. Je größer ein Knochenfragment ist, desto ausgeprägter ist meist auch die Gelenkinstabilität. Die Stabilität wieder herzustellen ist dann das Ziel der operativen Therapie." Dr. med Andreas Thannheimer, Klinikum-Garmisch-Partenkirchen

Natürlich können je nach Energie, die auf euren Schulterbereich einwirkt und je nach Höhe des Sturzes Kombinationen von Brüchen, geschädigten Bändern und Luxationen entstehen.

Bei Brüchen am Oberarm wird wieder je nach Alter der Person bei der Behandlung unterschieden.

„Brüche am Oberarm und Oberarmkopf werden bei jüngeren Verletzten in der Regel operiert. Wir versuchen eine möglichst anatomische Wiederherstellung, sodass die Person wieder eine hohe Funktionalität erlangen kann und das Risiko einer Arthrose Entwicklung gering bleibt. Bei älteren Patientinnen und Patienten können Verschiebungen besser toleriert werden und führen im Langzeitverlauf nach konservativer wie operativer Therapie oft zum gleichen Ergebnis." Dr.med. Andreas Thannheimer, Klinikum Garmisch-Partenkirchen

Das Ausheilen von Schulterverletzungen kann je nach Schwere stark variieren. Handeln und ein Krankenhaus aufsuchen, solltet ihr bei:

Offenen Wunden Verschiebungen der Knochen Funktionsverlust der Schulter Gefühlsverlust - Sensibilitätsstörungen Taubheit in/um die Schulterregion Kälterwerden der Hand oder der Finger Starken Schmerzen

Auch können erst nach einiger Zeit die lokalen Schmerzen unerträglich werden, wenn sie durch andere körperliche Reaktionen zunächst überdeckt worden sind.

Zum Ende dieser zweiteiligen Schulterexpedition noch ein Merksatz:

Junge Personen bis 30 Jahre verletzen sich meist knöchern, da die Gelenke noch wenig vernarbt sind. Ältere Personen hingegen schädigen und reißen sich meistens die Sehnen, da die Gelenke und Gelenkstrukturen schon vernarbter und damit „stabiler" sind.

Bei so viel Verletzlichkeit unserer Schulter ist es umso wichtiger, dass wir die Schulterregion gut trainieren, flexibel halten und nicht überstrapazieren. Nur so ist sie zwar fragil und aber auch stark zugleich.

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