Viele dänische Schülerinnen und Schüler verbringen ein Austauschjahr nicht in den USA oder Frankreich, sondern im eigenen Land. Statt einer neuen Sprache lernen sie dort vor allem: frei sein
Um Punkt 8.30 Uhr läutet Lynge Korsgaard die Glocke. Verschlafen schlurfen 110 Schüler*innen in Birkenstocks und Sneakern in die Aula und lassen sich in die Stuhlreihen fallen. Wenn der 37-jährige Schulleiter dann zur allmorgendlichen Ansprache ans Pult tritt und zum Gesangsbuch greift, hat das etwas von Jugendgottesdienst.
Aber Korsgaard hält keine Predigt, sondern fordert die Schüler*innen auf, über ein Lied zu diskutieren: „Danmark" von der Gruppe Shu-bi-dua wurde in den 70ern geschrieben, gilt heute wegen des selbstironischen Textes als inoffizielle Nationalhymne - und steht daher auch im Liederbuch der Schule Eriksminde. Aber weil in einer Strophe die „warmen Länder" der Welt als „scheiße" befunden werden - dort herrsche immer Krieg und die Menschen hausten in Höhlen -, hat es das Lied nicht in die neue Auflage geschafft. „Ist das gut oder schlecht?", will er wissen.
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