Homo ludens, spielender Mensch. So heißt das siebenköpfige Ensemble von Ralph Heidel. Denn dieses Projekt ist für den Komponisten eine Spielwiese, auf der er sich komplett frei ausdrücken und -leben kann. Und sein eigenes Ding zu machen, das war für Ralph längst überfällig.
Ralph Heidel hat bereits in etlichen Formationen mitgespielt und auch vor seinem Jazzsaxophon-Studium an der Münchner Musikhochschule sämtliche musikalische Strömungen in sich aufgesogen - von moderner Klassik über Contemporary Jazz bis hin zu Electronica.
Auf seinem ersten Album "Moments of Resonance" sind zwar all diese Einflüsse spürbar - trotzdem gelingt es dem gebürtigen Allgäuer, nicht zu kopieren, sondern einen für sich eigenen Sound zu schaffen. Mal elegisch, mal edgy, mal explosiv. Klangwelten, die einen von Melancholie bis zur Extase sämtliche Gefühle durchleben lassen.
So nimmt einen das acht Minuten lange, suite-artige "Kadiköy Shimmer" mit in den asiatischen Teil Istanbuls - wo man zu den anfänglichen Celloklängen die magische Stimmung spüren kann, wenn die Sonne über den Bosporus schimmert. Doch dann, plötzlich: treibendere Rhythmen und fernöstlich anmutende Melodien auf dem Saxophon, die an das pulsierende Leben in der facettenreichen Stadt erinnern. Ralphs Stücke überraschen immer wieder und genau das macht das Album so spannend.
Auch wenn manch jazzige Passage nach Improvisation klingt, hat Ralph jedes dieser komplexen Stücke vorher komponiert - am Klavier in seiner Münchner Studentenwohnung. Am Anfang steht da meist eine abstrakte Idee, die sich dann immer mehr konkretisiert. Auch wie er das Stück orchestriert, instrumentalisiert und die elektronischen Elemente produziert, entwickelt sich erst mit der Zeit, sagt Ralph: "Der Ursprung ist immer Melodie, und der Rest kommt danach."
Ganz zum Schluss sucht Ralph nach dem jeweils passenden Namen. Für "Während die Feigen" ließ er sich von einem poetischen Songtext inspirieren, doch nicht alle Titel haben eine tiefergehende Bedeutung - zum Beispiel bei dem irren, punkjazzigen Stück "Blurred idiosyncrasy", wie Ralph erzählt: "Ich habe einfach nach einem Titel gesucht, der ein bisschen nach Rock'n'Roll klingt." Wie passend!
Dass man nicht immer genau deuten kann, welche Stimmung Musik in einem auslöst, findet Ralph nicht schlimm - er versucht ohnehin in jedem Stück, trotz Komplexität verschiedene Zugänge zu schaffen. Assoziationen, die die Menschen auffangen. Denn: "Es ist mir schon sehr wichtig, dass es keine Spezialisten-Musik ist, sondern dass sie jeden ergreifen kann."
Mit Homo ludens hat sich Ralph Heidel eine Spielwiese geschaffen, auf der er sich künstlerisch austoben kann. Endlich sein eigenes Ding machen. Das ermöglicht er aber auch seinem Publikum, indem er großen Interpretations-Spielraum bietet.
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