»Gott, segne die Ungarn!« Mit diesem Ausruf beginnt das »Nationale Glaubensbekenntnis« in der neuen ungarischen Verfassung, mit der auch ein reaktionäres, antirepublikanisches Symbol, das zugleich für großungarische Ansprüche steht, glorifiziert wird: die »heilige ungarische Krone«.
Die Verfassung ist aber nur ein Beispiel für die gewaltigen Umbrüche in Ungarn.
Was der seit 2010 mit einer Zweidrittelmehrheit regierende Fidesz als »nationale Revolution« bezeichnet, ist Ausdruck einer völkischen Agenda, die alle Bereiche der Gesellschaft erfasst hat. Dazu trägt auch die faschistische Jobbik bei, die als drittstärkste Kraft im Parlament vertreten ist. Mit ihren Garden – eine direkte Reminiszenz an die nationalsozialistischen Pfeilkreuzler – hat sie das gesellschaftliche Klima, aus dem Antiziganismus und Antisemitismus nicht wegzudenken sind, maßgeblich geprägt.
Deutschlandradio Kultur über ›Mit Pfeil, Kreuz und Krone‹ (Podcast)
Ursula Rütten, Lesart vom 05.05.2013:
"Die Runderneuerung Ungarns
[Die Autor_innen] analysieren [...], wie aus ungarischem Nationalismus im Laufe der Zeit eine autoritäre Krisenbewältigung wurde.
›Es geht in diesem Buch darum, Kontinuitäten nachzuspüren: von der Ideologie bis in die konkreten Praxen.‹ Und dabei beschreiben die Autoren die ungarische Gegenwart schärfer, als sie landläufig und kurzsichtig im Mainstream der Europäischen Union oder Deutschlands wahrgenommen werde: ›Es gäbe 'tausend Namen' für das unter Orbán entstehende System, erklärte bereits 2010 der Dichter Ákos Szilágyi: 'Gelenkte Demokratie, souveräne Demokratie, illiberale Demokratie, Tyrannei der Mehrheit'. Sie liefen jedoch alle auf das gleiche hinaus, nämlich auf eine autoritäre Herrschaftsform.‹
Die Kulturwissenschaftlerin Magdalena Marsovszky und ihre Co-Autoren belegen, wie völkisches, antisemitisches, nationalchauvinistisches Denken den Alltag bestimmt, was vor allem im Hass auf die starke Minderheit der Roma zum Vorschein käme, der nirgendwo anders derart mehrheitsfähig sei."
"Mit Pfeil, Kreuz und Krone" in der taz v. 16.02.2013
"Die Journalisten Andreas Koob und Holger Marcks sowie die deutsch-ungarische Kulturwissenschaftlerin Magdalena Marsovsky arbeiten in ihrer Studie "Mit Pfeil, Kreuz und Krone" zu den aktuellen Veränderungen in Ungarn heraus, dass der Wahlsieg von Fidesz und Jobbik von 2010, bei dem die beiden Rechtsparteien zusammen über 80 Prozent der Parlamentsmandate gewonnen haben, nicht plötzlich über das Land hereingebrochen ist, sondern Ergebnis einer bereits seit Anfang der 1990er-Jahre zu konstatierenden Zunahme völkischen Denkens in der Gesellschaft ist. Sie sprechen von einer "Faschisierung" in Ungarn."
Stephan Grigat, taz, 16.02.2013
›Mit Pfeil, Kreuz und Krone‹ in der WOZ v. 07.02.2013
"Die Jobbik ist die erfolgreichste faschistische Partei Europas. Innerhalb eines Jahrzehnts ist sie in Ungarn zur prägenden politischen Macht geworden: Der grassierende Rassismus bedroht den Zusammenhalt der Gesellschaft. Widerstand gegen völkische Strömungen gibt es kaum. [...] Dass der Antiziganismus in fast allen Schichten der Gesellschaft salonfähig geworden ist, weiss auch der Fidesz, und er lässt die Jobbik gewähren. Oder mischt kräftig mit. Am 5. Januar schrieb Zsolt Bayer, Kolumnist und Fidesz-Gründungsmitglied, in der rechtskonservativen, regierungsnahen Tageszeitung «Magyar Hirlap»: «Diese Zigeuner sind Tiere und benehmen sich wie Tiere. (…) Sie sollen nicht existieren, die Tiere. Nirgendwo. Das muss man lösen – aber sofort und mit allen Mitteln!» Konsequenzen für Bayer blieben aus."
Jan Jirát, Die Wochenzeitung WOZ v. 07.02.2013
Osteuropa-Magazin, Sendung vom 05.05.2013: WDR 5
Mit Pfeil, Kreuz und Krone - Nationalismus und autoritäre Krisenbewältigung in Ungarn - Rezension
"Drei Ungarn-Kenner beschreiben plastisch die Veränderungen in Ungarn seit der Regierungsübernahme von Victor Orban 2010. Sie analysieren, wie aus ungarischem Nationalismus im Laufe der Zeit eine autoritäre Krisenbewältigung wurde."
Ursula Rütten
Romano Centro #77 über ›Mit Pfeil, Kreuz und Krone‹
"Die AutorInnen liefern in diesem Band eine detaillierte Analyse der „nationalen Revolution“ in Ungarn, und zwar sowohl der Umstände, die 2010 zum Wahlerfolg des Fidesz geführt haben als auch der Entwicklungen danach. [...] Insgesamt ist die Lektüre dieses Buches hochinteressant und erhellend, wenn auch wenig erfreulich, denn Ungarn ist auf dem Weg zum autoritären Staat schon weiter als man wahrhaben möchte."
Ferdinand Koller, romano centro 77, September 2013