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euward - art in disability

“Piaostre elegante”, gemalt von Giulia Zini, (c) euward

"Die Kunst ist die stärkste Form von Individualismus, welche die Welt kennt", das hat schon Lyriker und Dramatiker Oscar Wilde gewusst. Menschen mit Behinderung sind wahre Künstler. Sie nehmen die Welt mit ganz anderen Augen wahr, manchmal sogar mit ganz besonderen Sinnen. Eben auf ihre eigene Art und Weise.


Und genau das honoriert die Augustinum Stiftung in München seit 2000 mit einer eigenen Ausstellung, die dieses Jahr zum ersten Mal im Buchheim Museum stattfindet. Die Augustinum Stiftung hat heuer bereits zum sechsten Mal den euward, einen europäischen Kunstpreis für Malerei und Grafik im Kontext geistiger Behinderung verliehen. Das Ziel dieser Auszeichnung ist die Werke der bis dahin noch unbekannten Künstler zu würdigen und zu fördern. Außerdem sollen die Arbeiten auch der breiten Öffentlichkeit und der zeitgenössischen Kultur zugänglich gemacht werden.


Unter den diesjährigen Gewinnern befindet sich auch Patrick Siegl (siehe Foto ganz rechts). Aus über 300 Künstlern aus ganz Europa hat es der Münchner auf den dritten Platz geschafft. Schon früh erkannte man sein künstlerisches Talent. Patrick Siegl wurde 1991 in München geboren und besuchte die Montessort-Schule in Großhadern. Seit 2011 arbeitet er als Mitglied in dem Atelier hpca. In seinem künstlerischen Alltag zeichnet und malt Patrick Siegl vor allem monumentale Architekturen und Landschaften in miniaturistischer Manier. Sein großes Intesse gilt vor allem der asiatischen Kultur, die sich immer wieder in seinen Werken wiederspiegelt. Mit genauen Blicken erkennt man da Tempeldächer, Wasserfälle, Buddhastatuen, Steinlaternen und immer wieder auch asiatische Krieger ineinander verschachtelt, aber teilweise eben nur milimetergroß.


Die diesjährige Gewinnerin der euward-Ausstellung ist die Italienerin Giulia Zini. Sie wurde 1996 in Novellara, Italien geboren. Seit 2004 arbeitet sie in einem Atelier und besucht außerdem ein musisches Gymnasium. Giulia Zini beginnt ihre Werke auf durchschnittlich großen Formaten, doch im Laufe ihrer künstlerischen Arbeit breitet sie sich immer weiter aus, sodass ihre Werke "mitwachsen" und immer wieder neues Papier angeklebt wird. Sie wird deswegen auch "Königin des Ateliers" genannt. Ihr Interesse gilt vor allem Tieren, die sie teilweise auch lebensgroß darstellt.


Kräftige Farben, starke Kontraste, weiche Konturen - so unterschiedlich die einzelnen Künstler des diesjährigen euwards sind, so unterschiedlich sind auch ihre Werke. Viele haben bunte Städte, farbige Blumen und sogar ganze Traumwelten erschaffen. Auf anderen Bildern sind verstörte Menschen, Blicke, Dunkelheit und Kälte zu sehen und vor allem zu spüren. Die Künstler haben wortwörtlich ihr Innerstes auf Papier gebracht. Vielleicht ist es gerade ihre Behinderung, die es ihnen erlaubt, ihre wahren Gefühle dem Betrachter so schonungslos zu offenbaren. Sicher ist aber, das genau diese Kunst es auch wert ist, angemessen honoriert zu werden. Und genau das tut der euward: Künstler für ihr Talent, ihre Ehrlichkeit und ihre Sichtweise zu ehren.


Rund 180 Werke der drei aktuellen Preisträger und der anderen Nominierten sind noch bis zum 1. März 2015 im Buchheim Museum in Bernried zu sehen. Nähere Informationen zum Kunstpreis euward und der Bewerbung für Künstler gibt es auch auf der offiziellen Website zu finden.


Andrea Hornsteiner

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